Landeshauptstadt: Studenten statt verlassener Weiber
Friderizianisches Lazarett wird ausgebaut / Neubau in Schopenhauerstraße
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Innenstadt - An den in der heutigen Schopenhauerstraße gebauten Kasernen war der Putz noch nicht getrocknet, da zog 1756 Friedrich der Große in den Siebenjährigen Krieg. In der Nr. 7 wurden Soldatenfrauen einquartiert, ab da hieß das Gebäude „Kaserne der zurückgebliebenen Weiber“. Es wurde im Zweiten Weltkrieg beschädigt und dann abgerissen. Dagegen hat sich das Barockhaus 5/6 erhalten.
Schon ab dem Frühjahr soll der seit Jahren leerstehende Altbau saniert und die Baulücke neu bebaut werden, diesmal mit Studentenwohnungen. Insgesamt seien 2- und 3-Bett-Appartements mit insgesamt etwa 140 Betten vorgesehen, erklärte Alwin Urban, Geschäftsführer der Constructiv Baubetreuung GmbH. Das Berliner Unternehmen hat Grundstück und Gebäude vom bisherigen Eigentümer, der Stiftung Großes Waisenhaus, erworben. Die Stiftung wollte hier ein Mehrgenerationenhaus ausbauen, konnte die Finanzierung jedoch nicht sichern.
In Potsdam bestehe eine starke Nachfrage nach Studentenwohnungen, sagte Urban. Vor dem Ausbau habe man das Studentenwerk konsultiert, um von dessen Erfahrungen zu lernen. Dies betreffe die Anpassung der Wohngrundrisse an die Bedürfnisse der Studenten ebenso wie beispielsweise die Mietpreisgestaltung. Die Bauzeit werde ein gutes Jahr betragen, so dass mit der Fertigstellung der Wohnungen zum Frühjahrssemester 2011 zu rechnen sei. Der Neubau auf dem Grundstück Schopenhauerstraße 7 soll in „angepassten Formen“ errichtet werden. Die Fassade und andere barocke Elemente des Altbaus, für dessen Sanierung die Baugenehmigung bereits vorliegt, werde Constructiv originalgerecht erneuern. Das Unternehmen habe in den letzten Jahren in Potsdam bereits eine Reihe denkmalgeschützter Wohnbauten wiederhergestellt, so in der Gregor-Mendel-Straße, der Tieckstraße und am Lehnitzsee. Zuletzt wurde die Villa Rosengarten schräg gegenüber dem Sanssouci-Eingang Charlottenhof neu ausgebaut und restauriert.
Nicht informiert zeigte sich Geschäftsführer Urban über den Vorschlag, „das letzte nahezu im Originalzustand erhaltene bauliche Zeugnis der Militär- und Medizingeschichte unter Friedrich II. in der Potsdamer Innenstadt“ als Bürgerhaus sowie als Kunst- und Ausstellungshaus insbesondere für das Militärmuseum Brandenburg-Preußen zu nutzen. Dazu sollten auf Initiative des Innenstadtvereins Agaphi Unterschriften für einen offenen Brief an Stadtverordnetenversammlung und Oberbürgermeister gesammelt werden. Für eine Änderung der Nutzung seien die Planungen aber zu weit fortgeschritten, erklärte Urban.
Der Vorsitzende des Fördervereins Militärmuseum, der ein Ausstellungshaus sucht, Oberst a.D. Burkhart Franck sagte, eine Präsentation der Sammlung in der Innenstadt wäre verlockend. Der Verein sei jedoch nicht in der Lage, ein solches Vorhaben zu finanzieren. E. Hohenstein
E. Hohenstein
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