FH Potsdam: Beratungsangebot für Flüchtlinge gestartet: Studieren nach der Flucht
Innenstadt - Die gestiegene Anzahl von Flüchtlingen soll auch gegen den von vielen Unternehmen beklagten Fachkräftemangel helfen. Dazu soll nun ein neues Pilotprojekt an der Potsdamer Fachhochschule (FH) beitragen.
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Innenstadt - Die gestiegene Anzahl von Flüchtlingen soll auch gegen den von vielen Unternehmen beklagten Fachkräftemangel helfen. Dazu soll nun ein neues Pilotprojekt an der Potsdamer Fachhochschule (FH) beitragen. Am gestrigen Dienstag eröffnete im Familienzentrum im Erdgeschoss der FH in der Friedrich-Ebert-Straße die Beratungstelle „Here“. Die Abkürzung steht für Higher Education for Refugees – was auf Deutsch soviel wie Hochschulbildung für Flüchtlinge heißt. Es soll geflüchteten Menschen helfen, die den Wunsch haben, ein Studium zu beginnen oder fortzusetzen. Unter den Flüchtlingen seien viele im studierfähigen Alter zwischen 18 und 30 Jahren, so Hermann Voesgen, Vizepräsident für Internationales der FH.
Bei „Here“ können sich die Flüchtlinge über das deutsche Hochschulsystem und die Studienangebote der Hochschulen der Region informieren. Außerdem werden die Zulassungsvoraussetzungen erklärt und wie ausländische Zeugnisse und Studienleistungen anerkannt oder nötigenfalls ersetzt werden können. Darüber hinaus können sich Flüchtlinge über die Finanzierung des Studiums beraten lassen, hieß es.
Die Beratungsstelle ist zunächst als Pilotprojekt bis April angelegt. Bis dahin soll herausgefunden werden, welchen Bedarf es eigentlich gibt und wie den Flüchtlingen geholfen werden kann, so Voesgen. Die Kosten von etwa 20 000 Euro werden zunächst aus den Mitteln der FH für die Beratung ausländischer Studierender getragen. Langfristig könnte aus dem Projekt eine Beratungsstelle für alle Hochschulen im Norden und Westen Brandenburgs werden.
Zwei Mitarbeiterinnen teilen sich in der Beratungsstelle eine halbe Stelle, dazu kommen drei studentische Mitarbeiter. Letztere stammen selbst aus Zuwandererfamilien und studieren in Potsdam. „Neben Deutsch und Englisch wird die Beratung auch in Arabisch angeboten“, so Rafif Dawoud. Bei Bedarf kann auch in Farsi und Französisch beraten werden. Die 23-Jährige aus der syrischen Hauptstadt Damaskus studiert an der FH Architektur und Städtebau. Nach Deutschland kam sie vor zweieinhalb Jahren als Austauschstudentin, wegen des Krieges in ihrer Heimat konnte sie jedoch nicht zurückkehren. Viele Schwierigkeiten des Studiums kennt sie aus eigener Erfahrung. Vor allem die akademische Sprache sei eine Herausforderung, die mit alltäglichen Deutschkenntnissen nicht zu meistern sei. „Wenn man den Fachbegriff nicht versteht, kann man die Frage nicht beantworten“, so Dawoud.
Die Beratungsstelle ist dienstags, mittwochs und donnerstags jeweils von 15.30 Uhr bis 18.30 Uhr geöffnet. Für die Beratung muss ein Termin vereinbart werden. Kontakt gibt es auch über die Facebook-Seite here.potsdam.
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