
© Manfred Thomas
Filmstadt Potsdam: Studio Babelsberg erwägt Börsenrückzug
Leichte Verluste und ein geplatztes Großprojekt: Jetzt denkt der Vorstand der Studio Babelsberg AG über einen möglichen Rückzug von der Börse nach. Dividenden an die Aktionäre hat man schon seit Jahren nicht mehr ausgeschüttet.
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Potsdam - Studio Babelsberg fährt in diesem Jahr möglicherweise leichte Verluste ein. Nach einer mäßigen Auslastung in der zweiten Jahreshälfte 2013 sei das Studio auch im ersten Halbjahr 2014 nicht optimal ausgelastet gewesen, hieß es nach PNN-Informationen am gestrigen Dienstag bei der Hauptversammlung der Studio Babelsberg AG. Hinzu komme ein geplatztes Großprojekt – offenbar ein Science-Fiction-Film aus Hollywood, der in Babelsberg gedreht werden sollte.
Der Vorstand teilte den Aktionären bei der Veranstaltung auch mit, dass über einen Rückzug des Unternehmens von der Börse nachgedacht werde. Die Studio Babelsberg Aktiengesellschaft ist im Freiverkehrssegement der Deutschen Börse notiert, dem sogenannten Open Market. Ein Rückzug würde keine Enteignung der Aktionäre bedeuten, auch bliebe das Unternehmen Aktiengesellschaft – allerdings ohne Börsennotierung. Das Studio denkt offenbar auch deshalb über einen Rückzug nach, weil es ohnehin schon seit Jahren keine Dividende an die Aktionäre mehr ausgeschüttet hat.
Michael Kunert von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger kritisierte die Überlegungen. Diskussionen über einen Rückzug seien nicht gut für das Image der Studios, sagte er den PNN. Den Aktionären würde dadurch außerdem die Börse als Handelsplattform wegbrechen. Ihre Wertpapiere müssten sie stattdessen privat verkaufen.
Ebenfalls am gestrigen Dienstag stand die Wahl des neuen Aufsichtsrats an. Wie erwartet wählte die Hauptversammlung Brandenburgs früheren Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) in den Aufsichtsrat gewählt worden. Der 60-Jährige habe mehr als 99 Prozent der gültigen Stimmen erhalten, teilte die Studio Babelsberg AG mit. Der bislang stellvertretende Vorsitzende Roland Folz wurde zum neuen Aufsichtsratschef bestimmt, Platzeck zu seinem Stellvertreter. Weiteres Mitglied im Gremium bleibt Bertrand Malmendier.
Die Wahl war notwendig geworden, nachdem der bisherige Aufsichtsratschef Christian Franckenstein als Geschäftsführer zu den Bavaria-Studios gegangen war. Platzeck hatte aber bereits vorab klargestellt, dass er wegen zahlreicher Verpflichtungen nicht den Vorsitz übernehmen wolle. Der ehemalige Ministerpräsident hat als Mitglied im ZDF-Verwaltungsrat Erfahrung im Medienmanagement und sitzt auch im Beirat des Jüdischen Filmfestivals.
Laut Satzung erhält der Vorsitzende des Studio-Babelsberg-Aufsichtsrats eine jährliche Vergütung von 28 000 Euro, sein Stellvertreter bekommt 15 000 Euro im Jahr.
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