Homepage: „Studium lohnt“ in fürstlicher Lage
Hochschulmarketing: Wie die Universität Studierende aus dem In- und Ausland nach Potsdam lockt
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Ein Werbespot im Kinoprogramm, Bahncards für das erste Studienjahr, bundesweite Plakat- und Anzeigenkampagnen – nichts bleibt derzeit unversucht, um studierwillige junge Leute aus dem In- und Ausland an die Hochschulstandorte Brandenburgs zu locken. In die klassische Öffentlichkeitsarbeit mischen sich dabei immer häufiger handfeste Marketinginstrumente.
Nicht ohne Grund. War Brandenburg noch 2007 mit 13,7 Prozent bundesweiter Spitzenreiter bei den Studienanfängern, so könnte diese Zahl in den kommenden Jahren zurückgehen, denn wegen der demografischen Entwicklung wird es im Land Brandenburg bis 2013 nur noch halb so viel Abiturienten geben wie bisher. Um die Kapazitäten der Hochschulen zu erhalten, müssen also verstärkt Studierende aus den alten Bundesländern angeworben werden, wo der Bedarf an Studienplätzen gegenwärtig eher zunimmt.
Während das Wissenschaftsministerium in der vergangenen Woche in über 50 Kinos von Hamburg über Hannover bis Berlin seinen 36sekündigen Werbespot für Brandenburgs Hochschulen startete, offerierte die Universität künftigen Studienanfängern aus anderen Bundesländern eine Mobilitätsprämie in Form einer kostenfreien BahnCard 50 für ein ganzes Jahr. Ein Lockmittel, um den mit 15 Prozent noch geringen Anteil Studierender aus entfernten Regionen zu erhöhen.
Aber das ist nur eine von vielen Maßnahmen, die die Universität ergriffen hat, um ihrer Verpflichtung aus dem Hochschulpakt 2020 nachzukommen. Hiernach muss sie die Zahl der 2672 Studienanfänger aus dem Jahr 2005 konstant halten. Bislang ist ihr das gelungen. Im vergangen Jahr lag sie mit 360 zusätzlichen Studierenden sogar deutlich über der Zielmarke. Ein erstes Zeichen erfolgreichen Marketings?
Janny Armbruster, Leiterin des Referats Öffentlichkeitsarbeit, sieht den Erfolg vor allem in einer koordinierten Herangehensweise begründet. Das Marketing ist nicht mehr nur Angelegenheit ihres Referats, sondern einer neu gebildeten Arbeitsgruppe, in der die Studienberatung und das Dezernat für Studienangelegenheiten, das Gleichstellungsbüro und das Akademische Auslandsamt, Vertreter der Fakultäten und der Bereich für Lehrevaluation zusammenwirken. „Die Qualität der Lehre steht dabei im Vordergrund“, so Janny Armbruster, „denn die beste Marketingaktion hat keinen Sinn, wenn das Produkt nicht stimmt.“
Zehn gute Gründe für ein Studium in Potsdam führt die Universität in ihrer neu aufgelegten Imagebroschüre auf. Natürlich wirbt sie mit ihrer fürstlichen Lage am Park Sanssouci, den Seminaren in historischen Gebäuden, der Nähe zu Wald und Wasser und zur Metropole Berlin. Wichtiger jedoch sind die Inhalte: seltene Studiengänge, die technische Ausstattung und die Einbettung in eine aufregende Wissenschaftslandschaft, in der internationale Spitzenforschung betrieben und Absolventen eine berufliche Zukunft finden können.
Dass es sich deshalb lohnt, in Potsdam zu studieren, ist die wichtigste Botschaft, mit der die Studierenden selbst Nachwuchs für ihre Universität anwerben. Mit dem Slogan „Studium lohnt“ reisen einige von ihnen derzeit quer durchs Land Brandenburg und sprechen an Gymnasien, Gesamtschulen und Oberstufenzentren über ihre eigenen Erfahrungen. „Für die Schüler sind solche authentischen Berichte anregender und glaubwürdiger als die klassische Studieninformation“, sagt Janny Armbruster. Hintergrund dieser Aktion ist die geringe Studierneigung brandenburgischer Abiturienten. „Das sieht schon ganz anders aus, wenn die Schüler tatsächlich mal in einem Hörsaal gesessen haben“, sagt die erfahrene PR-Frau und erinnert an den Schüler-Campus Brandenburg im vergangenen März, bei dem über 2000 Jugendliche am Uni-Standort Golm Probevorlesungen gehört haben. Auch das Schnupperstudium zweimal im Jahr helfe, Hemmschwellen abzubauen.
Überregional wirbt die Uni verstärkt auf Messen, übers Internet und mit Anzeigen, auch in Schülerzeitungen und Abijahrbüchern. Die Mobilitätsprämie und die Tatsache, dass die Uni in absehbarer Zeit keine Studiengebühren erhebt, könnten tatsächlich mehr Studierende nach Potsdam ziehen. Auch aus dem Ausland.
Die jüngste Marketingaktion zielt deshalb über die Landesgrenzen hinaus nach Russland und Polen. In einem vom Deutschen Akademischen Austauschdienst unterstützten Projekt schickt die Universität ehemalige Studierende und Gastwissenschaftler als Botschafter in ihre Heimatländer, um an Schulen mit verstärkten Deutschunterricht für ein Studium in Potsdam zu werben. „Im Herbst sind wir zum ersten Mal auf einer Messe in St. Petersburg“, kündigt Janny Armbruster an. Perspektivisch hat sie auch Südamerika im Blick. „Dorthin haben unsere Biologen beste Kontakte.“
Antje Horn-Conrad
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