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Sport: Stürmische Zeiten

Zweiter Spieltag steht im Zeichen der Angreifer

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Luca Toni hat in dieser Woche erzählt, was er von der Idee seines Trainers hält, sich intensiv mit dem Erlernen der deutschen Sprache zu beschäftigen. Im Interview mit dem „Zeit-Magazin“ bekannte der Italiener, dass er dem Auftrag nur sehr spärlich nachkommt, und man könnte daraus schließen, dass Toni auch nur einer jener modernen Fußballsöldner ist, denen es egal ist, von welchem Klub aus welchem Land sie ihre Millionen überwiesen bekommen. Stimmt nicht. Luca Toni macht sich sehr wohl Gedanken um das Wohl seines Arbeitgebers Bayern München. Seit Wochen mahnt Toni weitere Verstärkungen an, und selbst mit der Besetzung im Angriff hat er sich beschäftigt: „Wenn wir Stürmer nicht treffen, muss der Mister eben selbst spielen.“ Der Mister heißt Jürgen Klinsmann und ist Bayern-Trainer mit stürmischer Vergangenheit. Dass er noch einmal als Spieler aufläuft – so weit wird es vermutlich nicht kommen. Manager Uli Hoeneß hält die Besetzung im Angriff der Bayern qualitativ und quantitativ für ausreichend, und heute, im Spiel gegen Borussia Dortmund, steht Klinsmann erstmals das volle Repertoire zur Verfügung. Nach einem Muskelfaserriss und einer Zahn-Operation kehrt Toni wohl in die Mannschaft zurück.

Mehr als drei Tore sind am ersten Spieltag der Bundesliga im Schnitt gefallen. Doch die stürmischen Zeiten kommen erst noch. Der zweite Spieltag steht im Zeichen der Angreifer. Toni, der Torschützenkönig der vorigen Saison, greift nach einer enttäuschenden EM wieder ins Geschehen ein, Claudio Pizarro kehrt nach einem Jahr beim FC Chelsea zu Werder Bremen, an den Ausgangspunkt seiner internationalen Karriere, zurück, und Mohamed Zidan hat sich erneut in die Obhut seines Lieblingstrainers Jürgen Klopp begeben. Vermutlich werden alle drei heute spielen. „Ich will das Adrenalin spüren. Ich fühle mich fit und hoffe, dass ich spielen kann“, sagt Toni. Klinsmann hat seine Entscheidung zwar noch offengelassen, doch die Leistungen von Miroslav Klose lassen ihm kaum eine andere Wahl.

Der Italiener wird dann auch auf Mohamed Zidan treffen, der im Tausch mit Mladen Petric vom Hamburger SV zum BVB gekommen ist. Als dessen neuer Trainer Jürgen Klopp im Mai seine erste Pressekonferenz in Dortmund gab, wurde er gleich gefragt, ob er Zidan bald schon wieder trainieren werde. Das sei derzeit kein Thema, hat Klopp versichert, drei Monate später aber hat er seinen Lieblingsstürmer zurück. Das Verhältnis ist beiderseitig gut. „Für ihn habe ich Lust, Fußball zu spielen“, sagt Zidan über Klopp. Die Kritiker des Ägypters sagen: Nur für ihn hat er Lust. In Bremen und Hamburg ist der 26-Jährige krachend durchgefallen.

Klopp hält seinen Lieblingsschüler aus Mainzer Zeiten für pflegeleicht, wenn man ihn nur richtig anfasse. Unter seiner Führung erzielte er in 41 Spielen 22 Tore. Zidan hat nie verhehlt, wie gern er mit Klopp zusammenarbeitet. Seine Familie in Ägypten bat er während der Tage, da das Tauschgeschäft zwischen dem BVB und dem HSV ausgehandelt wurde: „Betet für mich, dass ich nach Dortmund gehen kann.“ Er wurde erhört.

In Bremen hat die Ankunft von Claudio Pizarro eine wahre Manie ausgelöst. Nach sieben Jahren kehrt der Peruaner zu dem Klub zurück, für den er in 56 Bundesligaspielen 29 Tore erzielte. Und Pizarro macht einen so guten Eindruck im Training, dass ihn Thomas Schaaf trotz fehlender Spielpraxis heute im Spitzenspiel gegen Schalke auflaufen lässt. „Die Frage ist, wie er sich bewegt und wie fit er ist. Aber das sieht bei ihm sehr gut aus“, sagt Werders Trainer. Dabei hat Pizarro in der Vorbereitung mit Chelsea wegen einer Wadenzerrung keine Testspiele bestritten. Trotzdem beteuert er, er sei vom „Kopf her bereit“.

Schaaf wird auch deshalb nicht auf den Peruaner verzichten, weil Hugo Almeida und Boubacar Sanogo ziemlich außer Form sind und Martin Harnik noch als zu naiv gilt. Zumal Pizarro an ein Duell gegen Schalke besonders gute Erinnerungen hat: Im Februar 2001, beim 2:1-Sieg gegen die Schalker, gingen Ballannahme und Volleylupfer so spektakulär ineinander über, dass sich Pizarro genau an dieses von seinen insgesamt 100 Bundesligatoren noch bestens erinnert. „Wie könnte ich so ein Tor vergessen: Es war das schönste meiner Karriere.“ skr/hell/fex

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