Landeshauptstadt: Sturzfluten hier, Trockenheit da Hydrologe mit Weltruf forscht auf Telegrafenberg
Der weltweit renommierte Hochwasserforscher Günter Blöschl wird in Potsdam eine neue Methode zur Modellierung von Hochwasser entwickeln. Als Gastwissenschaftler des Deutschen Geoforschungs-Zentrums (GFZ) der Helmholtz-Gemeinschaft wird der Vorstand des Instituts für Wasserbau an der TU Wien (53) in nächster Zeit in Potsdam arbeiten.
Stand:
Der weltweit renommierte Hochwasserforscher Günter Blöschl wird in Potsdam eine neue Methode zur Modellierung von Hochwasser entwickeln. Als Gastwissenschaftler des Deutschen Geoforschungs-Zentrums (GFZ) der Helmholtz-Gemeinschaft wird der Vorstand des Instituts für Wasserbau an der TU Wien (53) in nächster Zeit in Potsdam arbeiten. Sein Ziel ist, hier eine neue Art von Klimamodellen voranzutreiben: Der Einfluss des Menschen auf das System Erde müsse auch beim Thema Hochwasser stärker beachtet werden, etwa beim Fluss- und Landbau wie auch beim Klimawandel. „Das müssen wir stärker ins Visier nehmen und zwar nicht mit Szenarien, sondern mit gekoppelten nichtlinearen Modellen, die auch den Menschen miteinbeziehen“, sagte Blöschl den PNN. Das will er nun in seiner Potsdamer Zeit voranbringen.
Günter Blöschl eröffnete am Donnerstagnachmittag als „Helmholtz International Fellow“ die neuen Reihe „GFZ Lectures“, mit der das Zentrum herausragende Gastvorträge präsentieren will. Der Hydrologe sprach über die Entwicklung regionaler Hochwasser in Europa in den vergangenen Jahrzehnten und Jahrhunderten. Er sprach sich dabei für eine differenzierte Analyse aus. Je nachdem, welche Prozesse Auslöser für Hochwasser sind – Bodenfeuchtigkeit, Schnee oder Niederschläge vom Mittelmeer –, habe das Hochwassergeschehen in manchen Gebieten zugenommen, in anderen hingegen abgenommen. Im Einzugsgebiet der Donau sei die Zahl der Überflutungen eher gestiegen, in Skandinavien sei sie hingegen zurückgegangen. Für Deutschland sieht der Forscher eher eine Tendenz der Zunahme.
Hintergrund der Hochwasser sei die Erhöhung der globalen Temperatur. „Je nach Situation hat das eben nicht den gleichen Einfluss“, so Blöschl. In manchen Gebieten werde der Boden dadurch trockener, in anderen erhöhen sich die Niederschläge. Als Beispiel nennt er die Novemberhochwässer an der Mittelmeerküste in den Gegenden um Barcelona, Genua oder in Kroatien – sie hätten sich durch die höhere Oberflächentemperatur des Meeres verstärkt. Am Atlantik hingegen hätten Verschiebungen der atmosphärischen Zirkulationen großen Einfluss gewonnen.
Die Helmholtz-Gemeinschaft zeichnet jährlich herausragende Wissenschaftler mit dem „Helmholtz International Fellow Award“ aus. Die Fellows erhalten eine Einladung zu flexiblen Forschungsaufenthalten an einem oder mehreren Helmholtz-Zentren. Auch Blöschl wurde im Rahmen der Veranstaltung die Auszeichnung überreicht. Blöschl begann seinen Forschungsaufenthalt am GFZ am Montag dieser Woche. Jan Kixmüller
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: