zum Hauptinhalt
Schon wieder Schlössernacht? Nein, diesmal nicht, obwohl Menschen in Barockkleidern, Musik und illuminierte Schlösser dies nahelegen. „Sanssouci im Lichterglanz“ lockte am Samstag mit einem kleinen, aber feinen Programm Tausende Besucher an.

© Manfred Thomas

Landeshauptstadt: Suche nach dem Caravaggio

Großer Andrang bei „Sanssouci im Lichterglanz“, dem kleinen Bruder der Schlössernacht

Stand:

Sanssouci - Die „Artistokraten“, aristokratisch weiß gewandet und artistisch voller Esprit, waren die ersten Künstler; die Samstagabend bei der Show „Sanssouci im Lichterglanz“ das Publikum erfreuten. Und sie waren auch die letzten im Ehrenhof des Schlosses Sanssouci, die am späten Abend mit ihren Varietékünsten viele Besucher um sich scharten. Von Barockkultur bis Rock’n’Roll reichte das Spektrum der Gitarre, frivol das Hula-Reifenspiel der Akteurin und treffsicher die Keulen des Jongleurs.

Im Ehrenhof war solcherart Unterhaltung willkommen, denn hier stauten sich die Warteschlangen stundenlang: vor dem Sanssouci-Allerheiligsten Friedrichs II., vor dem Damenflügel im Westen und der Schossküche auf der anderen Seite. Andrang auch an der Kasse. Über 600 Tickets gingen in der ersten Stunde nach Öffnung über den Tisch, so die Auskunft. Reichlich 2000 Gäste hatten die verregnete Veranstaltung im vorigen Jahr besucht. In diesem Jahr dürfte die Zahl erheblich übertroffen worden sein.

Erst eine Stunde vor Veranstaltungsschluss lichteten sich die Reihen, relativ unbedrängt gelang nun der Eintritt ins Schloss Sanssouci, Gedränge lediglich vor einem Glasfensterchen: Blick auf die Buchrücken der Bibliothek des Königs. Ein roter Pfeil auf dem Schloss-Plateau zeigt die Richtung zum Billardzimmer. Also vorbei an den liebevoll dekorierten Kerzentäschchen aus Papier, kurzer Halt an einer beleuchteten Hängebuche, aus der eine Lautsprecherstimme aufklärt: „Blutbuchen sind erst vor 200 Jahren aus einer Laune der Natur entstanden ...“

Der Weg führt zur Bildergalerie. An einem Seitenweg steht eine Aufsichtsperson der Schlösserstiftung. „Geht’s hier zum Billardzimmer?“ Die Aufsicht bejaht, aber: „Sie müssen warten, dort ist jetzt eine Vorführung.“ „Kalif Storch“ – Papiertheater nach dem Märchen von Wilhelm Hauff für Erwachsene und Kinder ab sieben Jahre. Wesentlich kleinere Kinder schleppen viele Eltern mit in den Lichterglanz und samt Kinderwagen durchs riesige barocke Treppenhaus hinunter in die Bildergalerie. Harfenistin Dagmar Flemming erfüllt den Raum mit dem Saitenklang ihres Instruments. „Wenn die Temperatur weiter sinkt, muss ich stimmen“, erklärt sie zu den Spielbedingungen in der Galerie.

„Wo ist der Caravaggio?“, fragt einer. Die Aufsicht zeigt sich kompetent: „Da hinten links, die Nummer 57“. Unglaublich, da hängt das berühmte Bild: Der ungläubige Thomas schiebt seinen Zeigefinger in die Wunde des auferstandenen Jesus. Über 400 Jahre alt ist das Bild, es wirkt dunkel wie fast alle Gemälde der Galerie. „Wir präsentieren die Bilder mit ihrer Patina“, erklärt Gemälderestaurator Daniel Fitzenreiter. Dieser hat sich zu einem Vortrag auf ein Podest gestellt und erklärt den staunenden Zuhörern, wie die Leinwand eines 376 Jahre alten Bildes aus der Rubens-Werkstatt mittels Stricken am Rahmen festgezurrt und in Spannung gehalten wird. Den „Kardinalinfanten Ferdinand zu Pferde“ stellt das riesige Gemälde mit der Nummer 14 dar. Auf einem starken Gaul sitzt der wie ein Ritter eingerüstete Reiter, jener legendäre Habsburger aus Madrid, der schon mit 17 Jahren Kardinal wurde und schließlich Erzbischof von Toledo.

An der Schlossküche stauen sich die Menschen immer noch. Vielen bleibt nur der Ausweg zum Rondell an der Großen Fontäne. „Schade, dass sie nicht sprudelt“, bedauern viele. Die Leitung wird instand gesetzt. „Wasser für Sanssouci – Sanierung der Hauptbrauchwasserdruckleitung von der Moschee zum Hochbehälter Ruinenberg“, so ein Vortrag von Ingenieur Walter Merkel im Besucherzentrum. „Schade, das haben wir verpasst.“ Doch alles zu sehen in den wenigen Stunden war wohl kaum jemandem möglich.

Günter Schenke

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })