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Homepage: Suche nach der angeborenen Grammatik

Nach zweieinhalb Jahren ist in der Regel jeder Experte: So lange dauert es, bis das Kleinkind seine Muttersprache perfekt spricht, und zwar ganz gleich, ob die Eltern nun Englisch, Deutsch, Chinesisch oder eine andere der geschätzt rund 6500 Sprachen der Welt mit ihm geredet haben. Es ist auch mehr als nur einfaches Nachplappern: Denn selbst Sätze, die es nie zuvor gehört hat, kommen ihm wie selbstverständlich über die Lippen.

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Nach zweieinhalb Jahren ist in der Regel jeder Experte: So lange dauert es, bis das Kleinkind seine Muttersprache perfekt spricht, und zwar ganz gleich, ob die Eltern nun Englisch, Deutsch, Chinesisch oder eine andere der geschätzt rund 6500 Sprachen der Welt mit ihm geredet haben. Es ist auch mehr als nur einfaches Nachplappern: Denn selbst Sätze, die es nie zuvor gehört hat, kommen ihm wie selbstverständlich über die Lippen. Der Mensch muss also, so schlussfolgern Vertreter der sogenannten Generativen Grammatik, eine angeborene Sprachfähigkeit haben: Eine Art Abteilung im Gehirn, ein Modul, das es uns erlaubt, aus den Stücken Sprache, das wir in unserer Umgebung hören, ein System mit Regeln zu entwickeln, das es uns wiederum ermöglicht, unendlich viele neue Sätze zu bilden.

Rund 70 internationale Experten auf dem Gebiet der Generativen Grammatik tauschen sich noch bis zum heutigen Freitag bei einer sprachwissenschaftlichen Konferenz an der Universität Potsdam über den aktuellen Stand der Forschung aus. Und der heißt „Minimalistisches Programm“: Wie in den Naturwissenschaften soll die Theorie mit möglichst wenigen Annahmen auskommen, erklärt Peter Kosta, Professor für Slawistische Sprachwissenschaft an der Uni Potsdam und einer der drei Veranstalter.

Die Sprache gehorche, genau wie die Physik, Naturgesetzen, sagt Kosta. Das „minimalistische Programm“ ist die jüngste Weiterentwicklung des in den 1960er Jahren vom US-Amerikaner Noam Chomsky begründeten Zweig der Sprachwissenschaften, der sich auf das Verbindende aller Sprachen und die Suche nach einer „Universalgrammatik“ konzentriert. Auf dem Tagungsprogramm finden sich daher neben den theoretischen Beiträgen auch Vorträge über verschiedene Sprachstrukturen unter anderem im Japanischen, im Arabischen oder in Sprachen von indigenen Völkern in Lateinamerika, die teilweise nur noch von wenigen hundert Mitgliedern eines Stammes gesprochen werden.

Das „minimalistische Programm“ ermögliche es etwa in Zusammenarbeit mit der Psycholinguistik, Sprachstörungen zu entdecken, ihre Ursachen festzustellen und zu therapieren, erklärt Peter Kosta. Auch in der Informatik sei die generative Grammatik wichtig: Mit ihrer Hilfe können Computer so programmiert werden, dass sie Sprache „lernen“ – also wie der Mensch aus Gehörtem selbstständig Regeln ableiten können. Jana Haase

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