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Landeshauptstadt: Suche nach Standortmanager für Schiffbauergasse stockt

Stadtverwaltung: Europaweite Ausschreibung liegt „auf Eis“ / Problemfall ist die Schinkelhalle

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Berliner Vorstadt – Die Suche nach einem Betreiber für den mit 100 Millionen Euro sanierten Kultur- und Gewerbestandort Schiffbauergasse ist ins Stocken geraten. Wie Stadtsprecher Jan Brunzlow am Mittwoch den PNN auf Anfrage bestätigte, liege das aktuelle Vergabeverfahren von „Marketing- und Managementleistungen“ für die Schiffbauergasse „auf Eis“.

Für die Schiffbauergasse ist das ein Rückschlag: Seit Jahren fordern die Einrichtungen vor Ort ein Standortmanagement aus einer Hand. Dazu hatte die Stadtverwaltung in diesem Jahr eine europaweite Ausschreibung gestartet. Der Auftrag sollte hoch dotiert sein: Allein für 2012 plante die Stadt Ausgaben in Höhe von 589 000 Euro. Konkret sollte die Gewinner-Firma mindestens drei Jahre lang unter anderem die „Interessen“ der Einrichtungen in der Schiffbauergasse bündeln, Flächen im Areal „zentral vermarkten“ und auch selbst Events durchführen.

Doch daraus wird vorerst nichts. Stadtsprecher Brunzlow begründete den Stopp des Vergabeverfahrens mit offenen Fragen zur Schinkelhalle. Für das denkmalgeschützte Gebäude, dass für rund 890 000 Euro an den neuen Betreiber mitverkauft werden solle, liege noch kein Verkehrswertgutachten vor. Dieses Papier sei im September vom zuständigen Sanierungsträger in Auftrag gegeben worden. Das Ausschreibungsverfahren selbst begann allerdings bereits am 1. April 2011 – deshalb soll es rathausintern nach PNN-Informationen großen Unmut über den späten Auftrag für das Wertgutachten geben.

Doch auch aus anderen Gründen ist die Schinkelhalle, in der eigentlich regelmäßig Veranstaltungen stattfinden sollen, ein Problemfall – das ergibt sich schon aus der niedrigen Zahl der Termine in dem Haus. 2009 wurde sie fünfmal angemietet, 2010 kamen laut Stadtverwaltung ein paar Anfragen mehr dazu. Gründe sind nach Auskunft von Kulturverantwortlichen vor Ort Probleme, die aus der Zeit der Sanierung stammen: etwa das Fehlen separater Anschlüsse für sanitäre Anlagen oder auch die fehlende brandschutztechnische Trennung zur benachbarten Kunstraum-Galerie. Laut einem Medienbericht soll dem Rathaus ein neues Gutachten vorliegen, wonach die Mängel nicht ohne erhebliche Investitionen im fünf- bis sechsstelligen Bereich behoben werden könnten. Eine PNN-Anfrage zu diesen möglichen Kosten kommentierte die Stadtverwaltung allerdings nicht.

Der Stopp der Ausschreibung sei eine „traurige Angelegenheit“, sagte Kulturausschussvorsitzende Karin Schröter (Linke) den PNN – vor allem das Fehlen des Wertgutachtens hätte eher auffallen müssen. Vor allem für die Kulturträger vor Ort sei das „schade“, weil diese weiter auf ein Management zur besseren Vermarktung des Standorts warten müssten. Bei den Kulturträgern reagiert man auf das stockende Vergabeverfahren allerdings gefasst. „Das begeistert uns natürlich nicht“, sagte Volkmar Rabback, Chef des Hans Otto Theaters, den PNN. Gleichwohl müssten die Probleme mit der Schinkelhalle geklärt werden, ehe ein Käufer das Gebäude übernehme und „nach einem halben Jahr krachen geht“. Aus seiner Sicht sei für die Probleme die Sanierungsträger GmbH verantwortlich, die für die Sanierung der Schiffbauergasse zuständig war, so Rabback – offenbar habe niemand auf die Veranstalter vor Ort und ihre Vorschläge aus der Praxis gehört. Ähnliche Vorwürfe gab es schon im Zusammenhang mit der Waschhaus-Sanierung oder mit der kaum genutzten Freiluft-Bühne in der Schiffbauergasse. Insofern ist es pikant, dass sich auch die städtische Pro Potsdam um das Standortmanagement für die Schiffbauergasse beworben hat – ihre Tochterfirma ist jene Sanierungsträger GmbH. H. Kramer

H. Kramer

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