zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Suche per Geo-Radar in Sanssouci Uni Potsdam erforscht verbuddeltes Modell-Fort

Roxana Barth und Gregor Willkommen rollen riesige Messgeräte über einen Hügel im Park Sanssouci. Die beiden Studierenden vom Institut für Erd- und Umweltwissenschaften der Universität Potsdam sind mit ihrem Geo-Radargerät auf einem Foto zu sehen, das Hans-Jürgen Paech Mittwochabend im Vortrag „Neues zum Modell-Fort im Park Sanssouci“ zeigte.

Stand:

Roxana Barth und Gregor Willkommen rollen riesige Messgeräte über einen Hügel im Park Sanssouci. Die beiden Studierenden vom Institut für Erd- und Umweltwissenschaften der Universität Potsdam sind mit ihrem Geo-Radargerät auf einem Foto zu sehen, das Hans-Jürgen Paech Mittwochabend im Vortrag „Neues zum Modell-Fort im Park Sanssouci“ zeigte. Paech gehört der „Arbeitsgemeinschaft Modellfort Sanssouci e.V.“ an und berichtete im voll besetzten Klubraum des Bürgerhauses am Schlaatz, was die Studenten dort 2010 erforscht haben.

Beim Modell-Fort, das 1893 unter der Regentschaft Kaiser Wilhelms II. vom pensionierten Ingenieur-Offizier Julius Diener (1841-1921) erfunden und errichtet wurde, handelt es sich um einen Festungsbau im Maßstab eins zu zehn. Heute ist es bekanntlich mit einer dicken Erdschicht bedeckt. Die beiden Studierenden mussten dem unterirdischen Denkmal demnach mit einer „zerstörungsfreien geophysikalischen Untersuchung“ zu Leibe rücken. Am Ende erhielten sie ein messgenaues Bild der vierzig Meter langen Anlage. Sie wiesen nach, dass Mauerwerk und Zement-Estrich noch vorhanden sind, wie tief der Bau in die Erde geht und wie das Umfeld gestaltet war. Dabei fanden sie bisher unbekannte Baulichkeiten, zum Beispiel einen Festungsgraben. Weitere Befunde müssen noch näher untersucht werden.

„Das ist ein Krupp-Bauwerk“, sagt Hans-Jürgen Paech und zeigt Dieners Plan aus dem Krupp-Archiv. „Die Firma wollte natürlich ihre Kanonen verkaufen.“ Zwanzig Feuerstellungen mit 25 Kanonen unterschiedlicher Bauart gehörten zur Ausstattung. Die Geschosse der größten erreichten eine Flugweite vom Park Sanssouci bis nach Glindow, etwa zehn Kilometer.

Als alter Potsdamer weiß Paech auch, dass die Anlage früher Prinzen-Fort oder Prinzenspielplatz genannt wurde. „Das war nie ein Spielplatz, das wäre viel zu gefährlich wegen der herausragenden Drahtverhaue“, erklärt er. Vielmehr handele es sich um ein Festungsmodell, in dem die Feuerstellungen der Kanonen erstmals mit Panzerplatten bedeckt waren. Mit den Mini-Kanonen im Modell-Fort ist jedoch niemals geschossen worden, berichtet Paech, der sorgsam nach Einschussstellen gesucht hat. Während der Kaiserzeit war das Fort abgesperrt. „Es sollte niemand Einblick haben.“ Auf der Veranstaltung, die 61. der Reihe „Stadtgeschichte für Jedermann“, wurde deutlich, dass das Modell nie in die Realität umgesetzt wurde. Die Erfindung der „Brisanzgranate“ mit ihrer enormen Sprengkraft soll im Jahre 1892 zu einer Kabinettsorder geführt haben, nach der Geschütze unter Panzerschutz zu stellen seien. Das Modell-Fort war demnach ein Versuchs- und Anschauungsobjekt.

„Wir bemühen uns mit allen Kräften, dass das Denkmal wieder aufgemacht wird“, sagt Paech namens der Arbeitsgemeinschaft. Schließlich sei es Bestandteil des Unesco-Weltkulturerbes. Im zweiten Schritt müsse es touristisch erschlossen werden. Für die Freilegung seien Forschungen ein wichtiger Meilenstein. Ohne genaue Kenntnis der Bauformen sei eine denkmalgerechte Restaurierung nicht vertretbar.

Außer einer Absichtserklärung der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten gibt es derzeit keine Anzeichen dafür, dass die Freilegung in absehbarer Zeit erfolgen werde. Günter Schenke

Günter Schenke

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })