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Landeshauptstadt: Suchthilfe: Favorit bleibt außen vor

Salus-Klinik überzeugt, Chill Out und AWO sollen dennoch neues Konzept erarbeiten

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Salus-Klinik überzeugt, Chill Out und AWO sollen dennoch neues Konzept erarbeiten Von Sabine Schicketanz Die Potsdamer Suchtberatung wird erst im März 2004 einen neuen Träger bekommen – obwohl aus den beim Vergabeverfahren eingereichten Konzepten bereits ein Favorit gekürt worden ist. Fraktionen der Stadtverordnetenversammlung haben jedoch der Verwaltung offensichtlich signalisiert, dem Bewerbungs-Sieger ihre Zustimmung zu verweigern. Stattdessen sollen zwei der bisherigen Suchtberatungs-Träger, der Verein Chill Out und die Arbeiterwohlfahrt, bis Mitte Januar ein neues, gemeinsames Konzept erarbeiten. Diese am Dienstagabend geäußerte „Bitte“ der Fraktionen wolle man „ernst nehmen“, sagte gestern Potsdams Sozialbeigeordnete Elona Müller (parteilos). Die Potsdamer Träger Chill Out und AWO befänden sich in einer „Sondersituation“. Ihr Vorteil sei, dass sie im Falle des Zuschlags ihre begonnene Arbeit in der Stadt fortführen könnten. Andererseits habe das von Chill Out mit einem anderen Kooperationspartner eingereichte Konzept den Finanzrahmen von 196 288 Euro nicht eingehalten. „Es liegt weit darüber“, so Müller. Den ersten Platz im anonymisierten Bewertungsverfahren, der so genannten Nutzwertanalyse, hat nach PNN-Informationen die Salus-Klinik aus dem brandenburgischen Lindow belegt. „Wir haben uns beworben“, bestätigte gestern deren Geschäftsführer Johannes Lindenmeyer. Geprüft wurden alle eingereichten Konzepte von Fachleuten aus der Verwaltung und externen Beratern anhand eines Katalogs mit elf Kriterien: Zugangsvoraussetzungen, Angebote, Zielgruppe, Qualitätssicherung, Methodik, Kooperationen, strukturelle Rahmenbedingungen, Öffnungszeiten, Standort, Referenzen und Besonderheiten. Dabei hat die Salus-Klinik mit Abstand am besten abgeschnitten: Sie bekam 833 Punkte, der Zweitplatzierte nur 566. „Wir wollen in Potsdam eine integrative Versorgung bieten“, erklärte Klinik-Chef Lindenmeyer. Die „Schnittstellen“ zwischen stationärer und ambulanter Beratung und Prävention sollten verbessert werden. In der Praxis hieße das für die Suchtkranken, alles aus einer Hand zu bekommen: Derselbe Mitarbeiter, der sie während einer Therapie in Lindow betreut habe, werde tageweise in Potsdam in der Beratungsstelle vor Ort sein. Dieses Konzept könne „modellhaft“ aufgebaut werden, so Lindenmeyer. Die Salus-Klinik Lindow gehört zum Privatunternehmen Salus GmbH. 1997 eröffnet, verfügt sie über insgesamt 253 Therapieplätze in den Bereichen Psychosomatik und Sucht (179 Betten). Als privates Unternehmen verstehe die Klinik etwas davon, mit einem „engen finanziellen Spielraum“ zu arbeiten, sagte Lindenmeyer. Dass der „politische Wille“ in Potsdam die beiden bisherigen Träger Chill Out und AWO präferiere, könne er verstehen. „Andererseits soll ein Vergabeverfahren auch so laufen, wie es gemeint ist“, so Lindenmeyer. „Wir haben unser Konzept in dem Vertrauen eingereicht, dass der Beste den Zuschlag bekommt.“ Man dürfe nicht vergessen, dass es um die Patienten gehe, „nicht um die Träger oder Mitarbeiter“. Das Vergabeverfahren war notwendig geworden, weil die Landeszuschüsse für die Suchtberatung für 2004 von 74 000 Euro auf 43 500 Euro gekürzt worden sind. Für die Prävention fallen laut Stadtverwaltung Gelder aus dem Gemeindefinanzierungsgesetz in Höhe von 43 000 Euro weg. Eine Ausschreibung war im Herbst gescheitert, da keiner der Bewerber den gebotenen Finanzrahmen von 196 288 Euro eingehalten hatte. Frank Prinz-Schubert, Geschäftsführer von Chill Out, kündigte gestern an, sofort die Verhandlungen mit der AWO aufzunehmen. Diese neue Konstellation habe sich erst gestern „entwickelt“. Ob sich mit dem gemeinsamen Konzept der Finanzrahmen halten lasse, hänge „sehr vom anderen Träger ab“. Die jetzige Lage, die eine endgültige Entscheidung in der März-Stadtverordnetenversammlung vorsieht und bis dahin eine Übergangslösung mit den drei bisherigen Trägern, bezeichnete Prinz-Schubert als „unzumutbar“. Die Stadt hätte bereits im Sommer mit den Trägern zusammenarbeiten und ein Sucht-Konzept erstellen sollen. „Dann hätte sich vieles von selbst erledigt.“

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