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Alles über Obst. Friedrich II. ließ zahlreiche Fruchtsorten anbauen.

© A. Klaer

Landeshauptstadt: Südfrüchte für den König

Eine kleine Ausstellung zeigt, welche modernen und historischen Obstsorten am Weinberg in Sanssouci angebaut werden

Von Katharina Wiechers

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Sie sehen aus wie Vogelbeeren, schmecken aber süß-säuerlich wie Äpfel und gehörten einst zum Lieblingsobst von Friedrich dem Großen (1712-1786): die Früchte des Azaroldorns. Weil der preußische König das mediterrane Obst auch in Potsdam genießen wollte, ließ er die heute fast vergessene Sorte im 18. Jahrhundert am Klausberg anpflanzen. Welche Apfel-, Birnen- Wein- und Pfirsichsorten dort damals noch wuchsen, zeigt ab morgen eine kleine Ausstellung im Alten Heizhaus unterhalb des königlichen Weinbergs.

Seit 2006 kümmern sich die Berliner Mosaik-Werkstätten in Kooperation mit der Schlösserstiftung um die Rekultivierung des 250 Jahre alten Kleinods an der Maulbeerallee, das jahrelang verfiel und im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde. Finanziert wird das Projekt durch Spenden. Mittlerweile stehen dort wieder zahlreiche Weinstöcke, Apfel-, Birnen- und Pfirsichbäume – historische und moderne Sorten. Erst vor wenigen Wochen wurde der 1000. Weinstock gepflanzt, wie Mosaik-Gruppenleiter Andreas Kramp sagt.

Auf vier großen Schautafeln, die die bisherige Ausstellung im Heizhaus zur Geschichte des Weinbergs ergänzen, werden nun alle Sorten am Klausberg und ihre Herkunft erläutert. Auch Allgemeines über das Obst erfährt der Besucher – etwa dass der Apfel ursprünglich sehr viel kleiner war und aus Kasachstan stammt. Vor etwa 5000 Jahren gelangte er nach Mitteleuropa, die ersten Bäume für Friedrich wurden 1746 aus einer Gärtnerei im niederländischen Haarlem geliefert. Weinreben haben ihren Ursprung hingegen im südlichen Kaukasus – also im heutigen Georgien. Erste Wildreben soll es angeblich bereits vor Millionen Jahren gegeben haben, nach Mittel- und Nordeuropa gelangte der Wein erstmals durch die Römer. In schweren Amphoren wurde er damals über die Alpen gebracht. Später wurde Wein auch in deutschen Klöstern kultiviert – schließlich wurde er für die Heilige Messe gebraucht. Friedrich der Große ließ den Wein allerdings nicht anbauen, um ihn zu keltern und zu trinken, sondern um die Trauben essen zu können.

Heute wird hingegen Wein aus den Trauben gemacht und verkauft. Aus der Ernte im vergangenen Jahr wurden 216 Flaschen „Royal Plaisir“ – zu deutsch: „Königliche Freude“ – gewonnen, wie Kramp erklärt. Das seien schon fast doppelt so viele im Jahr zuvor. Ein Teil davon soll beim diesjährigen Weinfest am 28. und 29. Juni versteigert werden, zu dem wie im vergangenen Jahr Winzer aus mehreren Weinbaugebieten erwartet werden. Die übrigen Flaschen kommen in die Museumsshops, etwa 20 Euro kosten sie dort. Der Erlös kommt den Mosaik-Werkstätten und der Wiederherstellung des Gartens zugute.

Geht es nach Kramp, soll man den Wein und das Obst von Friedrichs Weinberg eines Tages auch direkt vor Ort kaufen können. Dort, wo jetzt die Ausstellung ist, könnte dann eine Art Hofladen entstehen. Doch bis dahin ist noch einiges zu tun. Voraussichtlich noch bis 2019 wird die Wiederherstellung des Weinbergs dauern. Katharina Wiechers

Die Ausstellung „Luxus und Genuss – Erlesene Früchte für die königliche Tafel“ ist dienstags und donnerstags von 10 bis 14 Uhr zu besichtigen.

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