Landeshauptstadt: Süsskind: Potsdam braucht eigene Synagoge
Jüdische Landesgemeinden von Berlin und Brandenburg wollen enger zusammenarbeiten
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Die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Berlin, Julia Süsskind, hat die Pläne für einen Synagogen-Neubau in Potsdam unterstützt. „Selbstverständlich müssen die Gemeinden ihre eigene Synagoge bekommen und einen Rabbiner haben“, sagte Süsskind in einem Interview mit der Wochenzeitung „Jüdische Allgemeine“. Zugleich sprach sie sich gegen eine Fusion der beiden jüdischen Landesverbände von Berlin und Brandenburg aus. „Eine Gemeinde wird doch nicht dadurch besser, dass ihre Mitgliederzahl wächst. Vielmehr kommt es auf ihre Angebote an“, sagte Süsskind in dem Interview.
Damit widersprach sie dem Direktor des Potsdamer Moses Mendelssohn Zentrums für europäisch-jüdische Studien, Julius H. Schoeps. Dieser hatte erklärt, Potsdam brauche keine eigene Synagoge, da Potsdamer Juden ja die weitgehend leerstehenden Berliner Synagogen nutzen könnten. Außerdem hatte er einen Zusammenschluss der beiden jüdischen Landesgemeinden vorgeschlagen. Süsskind zu diesem Vorschlag: „Ich habe mit meinen beiden Kollegen aus Brandenburg nur darüber gelacht. Wir haben die Köpfe geschüttelt und gesagt: Kooperation – sehr gerne. Aber Fusion? Nicht heute. Doch wer weiß, vielleicht in 50 Jahren.“
Wie Süsskind weiter mitteilte, gäbe es dennoch Bemühungen um eine verbesserte Zusammenarbeit der jüdischen Landesgemeinden in Potsdam und Berlin. Dazu habe es auch ein Treffen mit Vertretern des Landesverbandes der jüdischen Gemeinden Brandenburg gegeben. So solle im Herbst nach den Hohen Feiertagen ein Runder Tisch eingerichtet werden, an dem sich die jeweiligen Verantwortlichen für Kultur, Soziales, Integration, Bildung und Kultur regelmäßig alle vier bis sechs Wochen austauschen. Denkbar sei beispielsweise, dass Brandenburger Gemeindemitglieder jüdische Einrichtungen in Berlin – wie Kitas oder Schulen – mitnutzen könnten.
Die neue Potsdamer Synagoge nach einem modernen Entwurf des Berliner Architekten Jost Haberland soll bis 2012 in der Schlossstraße errichtet werden. Die alte, 1903 geweihte Potsdamer Synagoge am heutigen Platz der Einheit war in der Pogromnacht 1938 verwüstet und 1945 durch Fliegerbomben schwer beschädigt worden. Die historische Fassade, die zu retten gewesen wäre, riss die Stadt Potsdam in den 1950er Jahren ab. M. Erbach
M. Erbach
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