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Landeshauptstadt: Süßlich riechendes Feuer Ehrung für Potsdamer Lebensretter

An den 9. November vor zwei Jahren kann sich Werner Ritter noch genau erinnern.

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An den 9. November vor zwei Jahren kann sich Werner Ritter noch genau erinnern. Er kam nach Hause, es roch süßlich. Er wusste nicht, warum. Seine Frau auch nicht. Kurze Zeit später bekam der Geruch eine ätzende Note. Den 59-Jährigen ließ dies keine Ruhe. Er ging in den Flur des Mehrfamilienhauses in der Flotowstraße, Werner Ritter wohnt im dritten Stock. Er begann bei den Nachbarn zu klingeln. Kurze Zeit später wurde ihm klar: Im ersten Stock brennt es.

Dies ist der Anfang der Geschichte, die Werner Ritter gestern in einem Festraum im Polizei-Areal in Potsdam-Eiche erneut Revue passieren ließ. Mit ihm wurden rund zehn Lebensretter aus Brandenburg von Polizeipräsident Rainer Kann belobigt. „Keiner unter uns kann die Mutfrage beantworten, bevor die Zumutung an ihn herantritt“, zitierte Kann den Literaten Erich Kästner in seiner Laudatio.

Auch Werner Ritter geriet offenbar nicht in Panik, als er den Brand im Erdgeschoss bemerkt hatte. Der Mann, der als Zollfahnder arbeitet, dachte an die alte Dame, die auch heute noch im Parterre wohnt – und klingelte Sturm. Etwas später öffnete die 89-jährige Frau die Tür. „Es brennt bei ihnen“, rief Ritter ihr zu. Und sie darauf, noch ganz verwirrt: „Nein, nein, es brennt doch gar nicht“ – während über ihr schon der Rauch aus der Wohnung stieg. Werner Ritter führte sie nach draußen, eilte in die Wohnung zurück und schloss dort noch die Tür zum Schlafzimmer, in dem sich eine Heizdecke entzündet hatte. So gelangte an den Brandherd weniger Sauerstoff – und so konnte die Feuerwehr wenige Minuten später deutlich einfacher die Flammen löschen. „Der Geruch hing aber noch lange im Mauerwerk“, so Werner Ritter bei der Ehrung.

Nicht kommen konnte ein anderer Retter, der 22-jährige Stephan Pietzak aus Rangsdorf – doch seine Geschichte wurde gestern auch erzählt. Sie beginnt mit einer 23-Jährigen, die am 31. Oktober 2007 um 5.30 Uhr morgens mit dem Auto von der Schiffbauergasse aus nach Hause fahren wollte – doch ihr Wagen stürzte ins Wasser. Ein anderer junger Mann sah das, sprang ihr hinterher, brachte sich in dem eiskalten Wasser fast noch selbst in Gefahr. Stephan Pietzak schließlich sah das sich anbahnende Unglück, informierte die Polizei, holte die zwei Personen aus der Havel und versorgte sie mit Decken. „Auch er hat die Not von anderen rechtzeitig erkannt“, sagte Polizeipräsident Kann. Und versprach, Pietzak das Geschenk für die Belobigung per Post zuzusenden – eine Urkunde und einen Krimi.HK

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