Potsdam: SV Babelsberg: Schuldenberg und Zukunftsangst
Mehr als drei Millionen Euro belasten den Etat. Für die Regionalligamannschaft bleibt kaum Geld übrig
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Abstieg, Schulden, keine Mannschaft: In der tiefsten Krise seit der Insolvenz im Jahr 2003 steckt derzeit der SV Babelsberg 03. Trotzdem war die Stimmung unter den etwa 150 Teilnehmern auf der ordentlichen Mitgliederversammlung am Dienstagabend am Campus Griebnitzsee ruhig, aber zuversichtlich. Zwar ist die finanzielle Situation noch angespannter als zuletzt angenommen – den Verein drücken bis zu 3,3 Millionen Euro Schulden, so der Vorstandsvorsitzende Archibald Horlitz gegenüber den PNN – aber der Verein setzt nun auf Konsolidierung und Nachwuchsarbeit, hieß es.
In den gut zwei Jahren seit dem Abgang des Präsidenten Rainer Speer, mit dem Horlitz befreundet ist, habe der Verein etwa 2,5 Millionen Euro an neuen Schulden gemacht, so Horlitz. Er selbst war im Frühjahr als Notvorstand an die Vereinspitze getreten. Nun müsse knallhart gespart werden. Der Etat für die kommende Saison liege bei 1,6 Millionen Euro und sei abgesichert. Wenn man alle Kosten für Zinsen, Stadion und Nachwuchskonzept abziehe, bleibe für die erste Mannschaft „einiges weniger als eine halbe Million Euro“ übrig.
In der vierten Liga muss der Verein auf Einnahmen aus Fernsehgeldern verzichten. In der vergangenen Saison gab es aus dieser Quelle noch gut 700 000 Euro. Umso wichtiger wäre die Unterstützung von Sponsoren. Doch auch hier sieht es schwierig aus. Den Vertrag mit dem Vermarkter Sportsman Group habe der Verein gekündigt, weil die Zusammenarbeit keinen einzigen neuen Sponsor erbracht habe, so Horlitz. Zwar gebe es aus diesem Vertrag noch Altforderungen, denen sieht Horlitz jedoch entspannt entgegen: „Die werden ein Grundsatzurteil scheuen“, sagte er den PNN.
Hoffnung mache die weitere Zusammenarbeit mit der Deutschen Kreditbank (DKB). Die Bank hatte dem Verein in der Vergangenheit mehrfach geholfen. Sie rettete ihm 2011 mit einer Bürgschaft über 1,4 Millionen Euro die Drittliga-Lizenz und ist der finanzkräftigste Geldgeber. Ende vergangenen Jahres wurden 1,3 Millionen Euro an Verbindlichkeiten in sogenannte Genussscheine umgewandelt. Die Bank beteiligte sich so am Verein, der das Geld erst im Jahr 2017 zurückzahlen muss. Wie die Kooperation darüber hinaus fortgesetzt werden soll, war am Dienstag bei der DKB nicht zu erfahren. Trikotsponsor Energie und Wasser Potsdam (EWP) bleibt dem Verein erhalten. „Die Details des Vertrages sind Gegenstand von Gesprächen mit dem SV Babelsberg 03“, so EWP-Sprecher Stefan Klotz.
Im Gegensatz dazu kann der Verein nicht auf zusätzliche Unterstützung durch die Stadt zählen. „Wir sehen da keine Möglichkeit“, sagte Potsdams Sportdezernentin Iris Jana Magdowski (CDU) den PNN. Eine Anfrage des SVB gebe es bisher nicht. Der Verein könne seine Probleme nicht auf Kosten des Steuerzahlers lösen. Der Fußballklub wurde bisher in erheblichem Umfang aus der Stadtkasse unterstützt. Ihren Anteil an den Kosten für die Bewirtschaftung des Karl-Liebknecht-Stadions hat die Stadt von 150 000 auf 305 000 Euro erhöht. Seit 2008 summieren sich die öffentlichen Hilfen für den SVB einschließlich der Mittel für Stadionsanierung auf mehr als 9,8 Millionen Euro, geht aus einer Antwort der Stadtverwaltung auf eine Anfrage des FDP-Stadtverordneten Björn Teuteberg hervor.
Unterdessen kriselt es auch sportlich. Von einem kompletten Kader für die erste Mannschaft ist man weit entfernt. Selbst die zweite Mannschaft hatte in den letzten Wochen Schwierigkeiten, eine spielfähige Elf auf den Platz zu schicken. Kürzlich mussten Alte Herren in der höchsten Spielklasse des Landes aushelfen.
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