Landeshauptstadt: „Sympathisch“ „Entkrampft“ „Wie ein Kümmerer“ „Ungeschickt“ „Eine Katastrophe“ „Generation 60plus“ „Intelligent gemacht“ „Mit Lichtreflex“
„Zunächst einmal ist das Gesicht des Kandidaten Wolfhard Kirsch (Bürgerbündnis) gut fotografiert – es wirkt zwar etwas statisch, aber trotzdem sympathisch. Ein Problem habe ich mit dem dunkelgrauen Hintergrund – das ist eine neue Mode in der Werbung, die a priori keinen positiven Eindruck hinterlässt.
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„Zunächst einmal ist das Gesicht des Kandidaten Wolfhard Kirsch (Bürgerbündnis) gut fotografiert – es wirkt zwar etwas statisch, aber trotzdem sympathisch. Ein Problem habe ich mit dem dunkelgrauen Hintergrund – das ist eine neue Mode in der Werbung, die a priori keinen positiven Eindruck hinterlässt. Für einen deutlicheren Kontrast wäre ein helles Jackett die bessere Wahl gewesen. Albern wirkt der Slogan ,Aus Liebe zu Potsdam’ – das ist keine Botschaft.“
„Von allen Porträtfotos ist das von Saskia Hüneke (Grüne) das beste – aus der Bewegung heraus, mit einem entkrampften Lachen. Intelligent gewählt ist auch die grüne Stadtsituation im Hintergrund, auch wenn der farbliche Übergang nur wenig kontrastreich ist. Das klassische Design der Grünen ist gut gemacht, gerade das Schriftfeld mit dem comichaften Pfeil schafft einen Bezug zu jüngeren Leuten. Aber auch hier wurde nicht auf die Kabelbinder geachtet – der dadurch oben entstandene Kopfanschnitt ist genauso zu bemängeln wie das gestrichene Wort Potsdam am unteren Rand.“
„Insgesamt ist das Plakat von Hans-Jürgen Scharfenberg (Die Linke) ganz gut gelungen. Der Kandidat macht den Eindruck einer fürsorglichen und vaterhaften Figur, gibt sich wie ein Kümmerer. Problematisch sind nur sein braun gebranntes Gesicht und der dazugehörige Hintergrund. Auch die Aussage ,100 Prozent sozial’ ist abstrakt, das kann ja vieles sein. Prägnant ist das über Jahre von den Linken verwendete Design, das mit seinen klaren Kontrasten für Aufmerksamkeit sorgt. Unglücklich ist, dass die Kabelbinder in den Kopf des Kandidaten ragen – aber das ist ein häufiger Fehler, der bei solchen Plakaten gemacht wird.“
„Das Plakat von Johannes von der Osten-Sacken (FDP) ist am schlechtesten gemacht. Die Jacke des Kandidaten ist typisch für Süddeutschland und steht dort für ein traditionsbewusstes, rangorientiertes Milieu, das mit Potsdam nicht viel zu tun hat. Bei dem Foto selbst sieht man dem Gesicht an, dass auf den Auslöser gewartet wurde, das Lächeln ist eingefroren, sieht etwas unsicher aus. Auch die Stellung der Arme wirkt nicht locker. Ungeschickt ist der Umgang mit dem besonderen Namen des Kandidaten: Ich hätte den nicht so hervorgehoben, das lässt seltsame Assoziationen zu. Positiv sind einzig der Umgang mit Kontrasten und das dezente FDP-Logo. Überhaupt nicht erschließt sich, wer die beiden Männer hinter ihm sind – wenn das seine Unterstützer sind, sollten es mehr sein. Zudem blicken sie alle von oben nach unten – mit einer entsprechenden Wirkung für den Betrachter.“ (Anm. d. Red: Die Männer im Hintergrund sind weitere FDP-Kandidaten)
„Das Foto des Kandidaten Mike Schubert (SPD) ist eine Katastrophe. Herr Schubert ist, wenn man ihm begegnet, sicherlich ein netter Mensch – aber hier ist sein schmallippiges Lächeln erstarrt. Insgesamt wirkt diese Inszenierung sehr glatt und konservativ, das wird durch den Anzug und das weiße Hemd noch unterstrichen. Die weiße Strähne im Haar besitzt in diesem Zusammenhang etwas irritierend Dekoratives. Einzig die Augen strahlen Lebendigkeit aus. Ich weiß nicht, ob es die große rote Fläche im Hintergrund wirklich in dieser Form braucht. Vergleichsweise ist etwa beim Plakat der Linken mit ebenfalls großer Rot-Fläche mehr Dynamik drin. Und auch der Slogan ,In Potsdam zu Hause’ ist austauschbar: Sind das die Kandidaten nicht alle?“
„Wenn die Zielgruppe der Potsdamer Demokraten und von Peter Schultheiß Konservative und die Generation 60plus sind, ist das ein gut gemachtes Plakat – allerdings auch eines, mit dem man bei jüngeren Wählern kaum Chancen hat. Der Kandidat ist gut fotografiert, das Motto ,Mit Herz und Verstand für unsere Stadt’ ist im Zusammenhang mit dem Gesicht eine verständliche Botschaft. Gut ist der gewählte urbane Hintergrund, obwohl ich eine Potsdam-typischere Ansicht gewählt hätte. Insgesamt haben wir hier ein Beispiel für eine positive Imagekampagne – auch wenn es typografische Mängel hat, das Logo am unteren Rand etwas kleiner sein könnte und die seltsamen Punkte und Linien daneben nicht so recht erklärbar sind.“
„Für meine Begriffe hat die Wählergruppe Die Andere die beste Plakatserie. Das Comicplakat ist gut gezeichnet und gerade für eine junge Zielgruppe ansprechend. Die Botschaften, die vermittelt werden sollen, sind klar – es geht um Lebensraum gerade für Jüngere. Es steht im Zusammenhang mit den klaren, prägnant gestalteten und intelligent formulierten Botschaften der weiteren Plakate dieser Wählervereinigung wie ,Die Stadt ist kein Museum’, ,Die Stadt ist keine Sichtachse’ oder ,Die Stadt ist keine Kapitalanlage’. Die Kampagne ist eine Anregung, sich das Programm von Die Andere anzuschauen.“ (Anm. d. Red: Bei Die Andere lassen sich keine Kandidatenmotive bewerten, da solche im Wahlkampf nicht verwendet wurden.)
„Das Plakat mit Horst Heinzel (CDU) ist gut wiedererkennbar und wie man es von einer konservativen Partei erwartet. Der Kandidat trägt eine Krawatte, einen schwarzen Anzug, ein blaues Hemd, dazu kommt der Lichtreflex auf einem Zahn – von diesem Mann erwartet man, dass er im klassischen Sinne Verantwortung tragen und Macht ausüben kann. Der Slogan „Mit Sicherheit eine gute Wahl“ ist allerdings eine Null-Aussage. Das Logo der Partei ist zwar klein, steht aber kontrastreich an einer exponierten Stelle und wirkt dadurch bescheiden. Auch in diesem Fall ist der Kopf für den Kabelbinder zu weit oben platziert.“
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