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Landeshauptstadt: Synagoge als Zeichen für Juden

Gestern eröffnet: Woche der Brüderlichkeit

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Innenstadt - Die neue Potsdamer Synagoge soll am 9. November 2008 geweiht werden – wenn sich die Reichspogromnacht zum 70. Mal jährt. Das forderte der neue Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Potsdam, Vladimir Genkin, zur Eröffnung der „Woche der Brüderlichkeit“, die 2006 unter dem Motto „Gesicht zeigen!“ steht. Genkins Familie habe „die Schrecken des Konzentrationslagers Auschwitz hautnah erlebt“. Und so betrachte er die neue Synagoge als „Zeichen dafür, dass Juden wieder in Deutschland leben können“, sagte er gestern Abend im voll besetzten Forum im Alten Rathaus Am Alten Markt.

Eingeladen hatten der Präsident des Landtags, Gunter Fritsch, und der evangelische Vorsitzende der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Potsdam, Hans-Jürgen Schulze-Eggert, auch Vertreter der israelischen Botschaft sowie Kulturministerin Johanna Wanka und Sozialministerin Dagmar Ziegler. Im Publikum saßen auch viele Potsdamer, unter ihnen zahlreiche Mitglieder der Jüdischen Gemeinde. Mit einem Gebet ihres Rabbiners Nahum Presman begann dann auch die Festveranstaltung – für die neue Synagoge und alle, die ihr beim Aufbau helfen.

Gastgeber Schulze-Eggert rief in seiner Begrüßungsrede zu „Nulltoleranz gegenüber rechter Gewalt und Rassismus“ auf. „Ein Miteinander ist nicht möglich, wenn man keine Grenzen setzt und nicht gegen das Unrecht aufsteht. Denn sonst ist keine Brüderlichkeit möglich.“ Besonders vor dem Hintergrund der Zunahme rechtsradikaler Delikte wie Schmierereien und Gewalt sei es wichtig, Gesicht zu zeigen, so Schulze-Eggert. Die Jüdische Vorsitzende der Berliner Gesellschaft Jael Botsch-Fitterling erinnerte dagegen an die Anfänge der Potsdamer Schwester: Früher musste sie „als Jüdin oft einspringen, weil es in Potsdam keine Juden gab“. Nun sei das nicht mehr nötig. 1993 wurde die Potsdamer Gesellschaft gegründet.

Die Woche für Brüderlichkeit findet bundesweit statt – im Land Brandenburg dieses Jahr zum siebten Mal. Die Gründung der mittlerweile 85 Organisationen bundesweit geht auf die Initiative der amerikanischen Besatzungsmacht nach dem Zweiten Weltkrieg zurück. Vor dem Hintergrund der historischen Schuld der Vernichtung jüdischen Lebens deutschland- und europaweit möchte die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit auf das Recht aller Menschen auf Leben und Freiheit ohne Unterschied der Herkunft, des Glaubens und des Geschlechts aufmerksam machen. Aus diesem Anlass eröffnet heute auch die Ausstellung „10 Experten aus 10 Ländern – und was ihnen hierzulande auffällt“ im Landtag, Am Havelblick 8 (bis zum 17. März). Zehn Menschen aus zehn verschiedenen Ländern erklären ihrem ganz speziellen Blick auf Deutschland.U. S.

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