
© Andreas Klaer
Von Günter Schenke: Synagoge: Baufeld wird 2010 frei geräumt
Pläne bis Anfang des Jahres überarbeitet / Chanukka–Leuchter am Eingang Schlossstraße 1
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Innenstadt - Die Schloßstraße 1, ein alter Plattenbau aus DDR-Zeiten, wird nächstes Jahr abgerissen. Denn das Baufeld für die neue Potsdamer Synagoge soll bis Ende 2010 frei geräumt sein. Das gab der Vorsitzende des Bauvereins Neue Synagoge Potsdam, Horst Mentrup, gestern Nachmittag am Rande des Chanukka-Festes bekannt. Bis Anfang nächsten Jahres werde der Architekt Jost Haberland die Detailplanung der Synagoge nebst Gemeindezentrum fertig stellen.
Wie es mit dem Bau dann weiter geht, steht derzeit noch nicht fest. Rabbiner Nachum Pressman äußerte gestern die Vorstellung, dass der Neubau im April 2012 fertig sein könnte. Das Land Brandenburg hatte im Frühjahr eine europaweite Ausschreibung für das Gebäude ausgerichtet. 150 Architektenbüros hatten ihre Vorschläge eingereicht. Dreißig Vorschläge kamen in die engere Wahl und eine renommiert besetzte Jury erteilte Ende April dem Berliner Architekten Jost Haberland den Zuschlag.
Laut Mentrup solle die Synagoge Heimstatt für alle Juden in Potsdam sein. Bekanntlich gibt es neben der „Jüdischen Gemeinde der Stadt Potsdam“ eine kleinere, die sich „gesetzestreu“ nennt.
Rabbiner Nachum Pressman und Bürgermeister Burkhard Exner zündeten gestern um 17 Uhr vor dem Gebäude in der Schlossstraße 1 am dritten Tag der Chanukka die ersten drei Lichter und das zentrale Licht in der Mitte an. Zum zweiten Mal steht der große Leuchter an dieser Stelle, bei früheren Anlässen befand er sich vor dem Stadthaus. Bei dem Licht handelt es sich um Gasleuchten, etwa vergleichbar mit Campinglampen. Originales Vorbild seien mit Olivenöl gespeiste Leuchter, erwähnt Pressman.
Zu der gestrigen Gemeindefeier hatten sich zirka 150 Menschen am Synagogenstandort versammelt. Es gab Berliner Pfannkuchen und „Latkes“ - handtellergroße Kartoffelpuffer. Insgesamt herrschte beschwingte Stimmung mit Musik und Filmen. Zum Anzünden hievte ein Autokran Pressman und Exner zum Leuchter. Das Entzünden klappte, anders als in Vorjahren, auf Anhieb. In den nächsten Tagen werden weitere Lichter entzündet – insgesamt sind es acht.
Das achttägige Chanukka-Fest erinnert an die Wiedereinweihung des zweiten jüdischen Tempels in Jerusalem im Jahr 164 vor Christi. Nach einem erfolgreichen Aufstand hatten die Makkabäer den Zeus-Altar im jüdischen Tempel beseitigt und den eigenen Tempeldienst wieder eingeführt. Der Überlieferung zufolge befand sich im Tempel nur noch eine geringe Menge geweihten Öls für das Licht, das aber durch ein Wunder acht Tage lang gebrannt habe, woran die acht Lichter des Chanukka-Leuchters erinnern.
„Ganz Potsdam freut sich gemeinsam mit der Jüdischen Gemeinde zum Chanukka-Fest“, sagte Exner. Der Brauch sei ein Zeichen, dass das jüdische Leben wieder da sei. Das Fundament dafür seien in der Stadt verankerte Werte wie Toleranz und religiöse Freiheit.
Die jüdische Gemeinde hat in Potsdam zirka 400 Mitglieder, mit Familien sind es 1200 Menschen. Zum größten Teil handelt es sich um Aussiedler aus der ehemaligen UdSSR.
Günter Schenke
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