
© Manfred Thomas
Potsdam: Synagoge: Land setzt auf Kompromiss
Ohne Einigung der Gemeinden soll es keinen Baustart in der Schloßstraße geben
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Innenstadt - Brandenburgs Landesregierung zieht sich weiter aus dem Potsdamer Synagogenprojekt zurück. Das Land werde nicht mehr Bauherr der geplanten Synagoge in der Schloßstraße sein, erklärte Kulturstaatssekretär Martin Gorholt (SPD) gestern den Teilnehmern einer Gesprächsrunde im Landeskulturministerium. Anwesend waren Vertreter der Jüdischen Gemeinde Potsdam, des Synagogenbauvereins, des Jüdischen Landesverbandes, der Synagogengemeinde Potsdam und des Fördervereins für eine würdige Synagoge in Potsdam. Wie Ud Joffe von der Synagogengemeinde und Ulrich Zimmermann vom Förderverein den PNN gleichsam berichteten, ist das Land weiterhin bereit, das Grundstück in der Schloßstraße sowie die nach den bisherigen Planungsausgaben noch übrigen 4,5 Millionen Euro für den Bau einer Synagoge in Potsdam bereitzustellen. Bedingung dafür sei eine Einigung der jüdischen Gemeinden und somit eine Beendigung des Potsdamer Synagogenstreits. In diesem Fall sollte eine Stiftung aller jüdischen Gemeinden gegründet werden, die eine Förder- und Betreiberfunktion für die Synagoge übernehmen soll. Das Land wolle maximal im Beirat dieser Stiftung vertreten sein. Wie Zimmermann erklärte, seien sich alle Parteien mittlerweile einig, dass der Entwurf des Architekten Jost Haberland nicht mehr realisierbar sei. Noch am Vortag hatte die Jüdische Gemeinde Potsdam in einer Presseerklärung mitgeteilt, sie halte am Haberland-Entwurf fest. „Andernfalls wird es in absehbarer Zeit keine neue Synagoge in Potsdam geben“, hieß es in der Erklärung.
Zimmermann zufolge setze die Landesregierung darauf, dass sich alle Beteiligten um einen Kompromiss bemühen. Es sollte keine Gemeinde benachteiligt werden. Zimmermann beschreibt die Taktik der Landesregierung so: „Die drei Gemeinden werden aneinandergekettet.“ Es werde nur dann eine Lösung geben, wenn alle Seiten aufeinander zugehen. Joffe sagte den PNN: „Wir stehen für Gespräche sofort zur Verfügung.“ Und weiter: „Ich nehme jeden Termin an, den mir die Jüdische Gemeinde vorschlägt – ohne Vorbedingungen.“ Das Vorgehen der Landesregierung ist Joffe zufolge „sehr vernünftig und ausgewogen“. Joffe: „Es gibt die Verantwortung da hin, wo sie hingehört, zu den jüdischen Gemeinden.“
Fraglich ist derzeit, ob die Landesregierung bereits eine Einigung von Jüdischer Gemeinde und Synagogengemeinde sowie darüber hinaus mit dem Landesverband als Durchbruch werten würde. Die Potsdamer Gesetzestreue Gemeinde hatte bislang sehr deutlich erklärt, sie könne sich eine gemeinsame Nutzung eines jüdischen Gotteshauses mit anderen, sich religiös anders begreifenden Gemeinden nicht vorstellen.
Im Falle einer Einigung könne Zimmermann zufolge im Juni 2012 – ein Jahr später als geplant – Baustart sein. Die Fertigstellung wäre dann im November 2013. Die architektonische Lösung könnte ein integrierter Architektenwettbewerb bringen, bei dem sich ähnlich wie beim neuen Landtag Baufirmen mit einem eigenen Entwurf bewerben. Guido Berg
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