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Landeshauptstadt: Synagogen-Bauverein empört

Nach der Ankündigung des Zentralrats der Juden, den Synagogen-Neubau in Potsdam nicht zu unterstützen, wirft Dieter Weyrauch dem Rat Spaltung vor

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Innenstadt - Mit Empörung hat der Bauverein Neue Synagoge Potsdam auf die Kritik des Zentralrats der Juden am geplanten Synagogen-Neubau in der Stadt reagiert. „Diese Äußerungen sind schädigend auch für alle Juden in Deutschland“, sagte Vereinsvorsitzender Horst-Dieter Weyrauch am Montag. Der Generalsekretär des Zentralrats, Stephan J. Kramer, hatte gegenüber den PNN am vergangenen Samstag erklärt, angesichts der schlechten finanziellen Ausstattung des Landesverbandes der jüdischen Gemeinden in Brandenburg wirke der Plan für eine 3,5 Millionen Euro teure Synagoge wie eine „Verhöhnung“ der übrigen sechs Gemeinden im Land.

Diesen Vorwurf wies Weyrauch entschieden zurück; von einer Verhöhnung könne keine Rede sein. „Vielmehr ist jedes neue jüdische Gemeindezentrum ein Schritt zur Rückkehr des jüdischen Lebens in Deutschland.“ Auch zähle der Bauverein weder auf das Land noch auf die Stadt bei der Finanzierung des Synagogen-Neubaus, der nach den bisherigen Vorstellungen 2010 stehen soll. „Wir werden das aus Spenden stemmen und nach Fertigstellung sollen die laufenden Kosten über eine Stiftung finanziert werden.“ Das Land habe aber zugesagt, dem Verein ein 520 Quadratmeter großes Grundstück für ein neues jüdisches Gotteshaus mit rund 150 Plätzen zur Verfügung zu stellen. „Unser Planungen für eine neue Synagoge sind dieser Größe angemessen.“, so Weyrauch. Der Zentralrat der Juden in Deutschland sei bislang jeglichen Bitten um ein Treffen ausgewichen. „Kramer versucht mit seinen Äußerungen, den Bauverein als Keil zwischen das Land und die jüdischen Gemeinden zu treiben.“ Der Generalsekretär benutze den Verein „als Argument gegen die Landesregierung, ohne sich nur einmal annähernd mit unseren Plänen befasst zu haben“, betonte Weyrauch.

Brandenburgs Kulturministerin Johanna Wanka (CDU) steht nach den Worten von Ministeriumssprecher Holger Drews voll hinter dem Projekt. „Das ist schließlich auch im Staatsvertrag so festgeschrieben“, sagte Drews. „Die neue Synagoge wird zudem nicht nur für die Potsdamer Gemeinde, sondern auch für alle anderen jüdischen Gemeinden im Land sein.“ Die weiteren Äußerungen Kramers wollte Drews nicht kommentieren.

Die Synagoge in Potsdam wäre die erste für die Brandenburger Gemeinden. Nach Auskunft von Weyrauch haben diese zusammen rund 1600 Mitglieder, die Potsdamer Gemeinde zähle 400. „Unser Planungen für eine neue Synagoge sind dieser Größe angemessen.“

Nach dem Wunsch der rund 60 Mitglieder des Bauvereins soll es 2008 – zum 70. Jahrestag der Pogromnacht – ein „sichtbares Zeichen“ für die neue Synagoge geben. Auf dem Areal sollen auch die europäische Ausbildungsstätte für Rabbiner, das Abraham Geiger Kolleg, und ein jüdisches Altenheim mit rund 80 Plätzen angesiedelt werden.

Laut Stephan J. Kramer gewährleistet die im Staatsvertrag festgeschriebene finanzielle Unterstützung des Landes Brandenburg – laut Drews sind dies 200 000 Euro pro Jahr – nicht einmal die „Minimalanforderungen“ für die Lebens- und Arbeitsfähigkeit der Gemeinden. Auch könne sich der märkische Verband keinen Landesrabbiner aus eigenen Mittel leisten. dpa/ddp/pnn

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