Landeshauptstadt: Synagogen-Glas bei Ebay
Jüdisches Museum im Entstehen – Brücke zwischen Gestern und Heute
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Drei, zwei, eins, meins Leider sei man nicht immer beim Ersteigern im Internet-Aktionshaus Ebay erfolgreich, bedauerte Stadthistoriker Klaus Arlt. So sei ihm ein Glasbecher, in dessen Oberfläche die Worte „Synagoge Potsdam“ eingraviert waren, durch die Lappen gegangen. Das wertvolle Stück hätte er gerne für das Jüdische Museum in Potsdam erworben.
Das sehr kleine Museum besteht aus einem Zwölf-Quadratmeter-Zimmer in einem ehemaligen Schuppen hinter dem „KIBuZ“. Und es ist noch im Entstehen, wie Nikolai Epchteine, Leiter des Kultur-, Integrations- und Begegnungszentrums (KIBuZ) bei der gestrigen Vorstellung sagte. Die Idee für einen solchen Schauraum sei von einigen jüdischen Emigranten gekommen. Hauptinitatorin ist Fiana Pimenova, die auf Russisch das Anliegen der Einrichtung erklärte. „Nur wer seine Wurzeln kennt, kann sich in der Gegenwart zurecht finden.“ Darum wolle man den rund 1000 aus der ehemaligen Sowjetunion stammenden Potsdamer Emigranten in der Ausstellung zeigen, wie das jüdische Leben in Potsdam vor Pogrom und Holocaust aussah. Zehn bunt gestaltete Schautafeln mit zweisprachigen Erläuterungen erzählen die Geschichte der Potsdamer Juden von der Gründung der ersten Gemeinde an bis in die Gegenwart. „Wir wollen nämlich auch den Potsdamern, vor allem Schülern, zeigen, wer wir sind“, sagt der KIBuZ-Leiter. So habe beispielsweise der ehemalige Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde, Michail Shvartz, einen Karton mit Patenten und Medaillen – Beweisstück für seine wissenschaftlichen Leistungen – abgegeben. Das Leben von Menschen soll nicht nur nachzulesen sein oder erzählt werden, meint Museumsgründerin Pimenova. „Sondern sollte auch greifbar sein.“ Deshalb war die gestrige Vorschau auch gleich verbunden mit einem Aufruf: Wer noch Briefe, Fotos, Dokumente oder Gegenstände aus der Zeit vor 1945 hat oder sie bei Ebay entdeckt, solle Bescheid geben, sagt Epchteine. Vitrinen sind bereits aufgestellt, allerdings noch leer. Die anwesende Leiterin des städtischen Fachbereichs Kultur und Museum, Birgit-Katharine Seemann, bot eine Kooperation an. Der Bestand jüdischer Kulturgegenstände sei zwar „nicht üppig“, sagte sie. Trotzdem helfe man gern. Fachliche Unterstützung hat das Projekt ja bereits durch Klaus Arlt, der bereits im 1988 für die Nikolaigemeinde eine Ausstellung über die brandenburgischen Juden gemacht hatte. Er verstehe sich als Brücke zwischen Gestern und Heute, sagte der Historiker, Bindeglied zwischen dem, was war und den Emigranten.
Das Kulturzentrum in der Berliner Straße 148 werde monatlich im Schnitt von etwa 700 Menschen besucht. Der künftige Museumsbetrieb werde von den derzeit acht KIBuZ-Mitarbeitern übernommen, sagt Epchteine. Mit der Eröffnung des nach seinen Worten einzigen jüdischen Museums im Land Brandenburg rechne er noch in diesem Jahr. Schon jetzt kann es nach Voranmeldung im KIBuZ, Tel.: (0331) 298 54 611, besucht werden. Nicola Klusemann
Nicola Klusemann
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