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Bleibt vorerst weiter leer: Der zukünftige Standort der Potsdamer Synagoge in der Schloßstraße.

© Andreas Klaer

Streit der drei jüdischen Gemeinden: Synagogen-Neubau in Potsdam vorerst abgeblasen

Brandenburg legt die Förderung auf Eis, weil sich die jüdische Gemeinden nicht einigen. Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs erhebt schwere Vorwürfe gegen das Land.

Von Katharina Wiechers

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Potsdam - Eine Synagoge in Brandenburgs Landeshauptstadt wird es unter der jetzigen rot-roten Landesregierung nicht geben. Der Neubau in der Potsdamer Innenstadt werde in dieser Legislaturperiode nicht mehr begonnen, sagte Kulturstaatssekretär Martin Gorholt (SPD) am gestrigen Freitag. Eine Verständigung der jüdischen Gemeinden in Potsdam sei gegenwärtig trotz aller Bemühungen bedauerlicherweise nicht zu erreichen, so Gorholt.

Bei der Stadt Potsdam stieß die Ankündigung auf Unverständnis. Durch den weiteren Stillstand an der Schloßstraße werde die Entwicklung der Potsdamer Mitte weiter verzögert, sagte Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) den PNN.

Gorholt hatte sich seit Jahren um eine Einigung zwischen den drei jüdischen Gemeinden in Potsdam bemüht. Diese hatten sich anfangs vor allem wegen der Fassadengestaltung zerstritten, später ging es auch um die Raumaufteilung im Inneren. Noch vor wenigen Wochen hatte Gorholt gehofft, das Projekt wenigstens mit der Jüdischen Gemeinde Potsdam und der Gesetzestreuen Jüdischen Landesgemeinde durchziehen und die Synagogengemeinde später integrieren zu können. Doch zum Schluss knüpften die Gesetzestreuen ihre Zustimmung an finanzielle Forderungen und verlangten außerdem, als Körperschaft öffentlichen Rechts anerkannt zu werden – aus Sicht des Landes ein Erpressungsversuch. Letztlich blieb nur noch die Jüdische Gemeinde Potsdam übrig – und nur mit einer Gemeinde im Boot wagte Gorholt nicht, mit dem Bau zu beginnen. „Es ist problematisch, Geld für den Bau einer Synagoge auszugeben, die anschließend von zwei der drei Gemeinden bekämpft wird“, sagte er. Das Land hatte bislang 4,5 Millionen Euro für den Bau der Synagoge bereitgehalten. Die Verschiebung auf die Zeit nach der Landtagswahl im September biete die Möglichkeit, „durchzuatmen und noch mal zu überlegen“, sagte Gorholt.

Potsdams Rathauschef Jakobs verurteilte das Verhalten Gorholts scharf: „Dieser Konflikt schreit doch nach einer klaren Entscheidung durch das Land“, sagte er. Neben dem Rechenzentrum und dem Fachhochschulgebäude, die beide vom Land genutzt und eigentlich längst abgerissen sein sollten, gebe es jetzt ein weiteres Problem, durch das die Entwicklung der Mitte gehemmt werde. Nicht nur dass auch die alte Feuerwache, in der die Jüdische Gemeinde derzeit untergebracht sei, ebenfalls längst abgerissen sein sollte. Auch seien die Nachbargrundstücke an der Schloßstraße wegen des geplanten Synagogenbaus bislang nicht vermarktet worden, um dem Land die Baustellenlogistik zu erleichtern. Ein entsprechender Zusatz im Kaufvertrag laufe Ende des Jahres aus, sagte Jakobs. Gehe es mit dem Synagogenbau nun nicht weiter, werde die Stadt mit der Ausschreibung der Nachbargrundstücke in bester Innenstadtlage beginnen.

Die alte Potsdamer Synagoge stand neben der Post am Wilhelmplatz (heute Platz der Einheit). 1938 wurde sie von den Nationalsozialisten geschändet und während des Krieges durch Brandbomben zerstört. Während in Potsdam nun schon seit rund zehn Jahren um den Neubau der Synagoge gerungen wird, wurden im Süden des Landes kürzlich Fakten bereits geschaffen: In Cottbus wurde eine evangelische Kirche erworben, die Ende des Jahres zum jüdischen Gotteshaus gemacht wird. Die erste Synagoge in Brandenburg seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs wird also nicht in Potsdam, sondern in Cottbus stehen.

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