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Landeshauptstadt: Synagogenbau: Land trifft Entscheidung Kein Kompromiss zum Haberland-Entwurf

Innenstadt - Bis spät in die Nacht tagten am Montag die Kontrahenten im Potsdamer Synagogenstreit – ohne am Ende zu einem Kompromiss zu kommen. Es habe „Lichtschweife von Kommunikationsfähigkeit“ gegeben, konstatierte Mediator Stephan J.

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Innenstadt - Bis spät in die Nacht tagten am Montag die Kontrahenten im Potsdamer Synagogenstreit – ohne am Ende zu einem Kompromiss zu kommen. Es habe „Lichtschweife von Kommunikationsfähigkeit“ gegeben, konstatierte Mediator Stephan J. Kramer, Generalsekretär des Zentralrates der Juden in Deutschland, im Anschluss gegenüber den PNN. Sein Resümee: Auf Basis des Entwurfs des Berliner Architekten Jost Haberland sei ein Kompromiss nicht möglich. Die Konfliktparteien seien sich jedoch darin einig, dass es in Potsdam eine neue Synagoge geben solle. Brandenburgs Kulturstaatssekretär Martin Gorholt (SPD) kündigte an, „innerhalb einer Woche“ werde die Landesregierung in Abstimmung mit dem Zentralrat und dem Synagogenbauverein entscheiden, ob die Haberland-Synagoge gebaut werde oder nicht. Aus bautechnischen Gründen muss die Entscheidung zum Synagogenbau in Kürze fallen, um noch 2011 mit dem Bau beginnen zu können.

Falle die Entscheidung gegen Haberlands Entwurf, ist es, wie Gorholt sagte, „völlig offen, ob, wann und wie es eine Synagoge in Potsdam geben wird“. Nur eines sei sicher: Ohne vorherige Einigung der beiden Potsdamer Gemeinden – der Jüdischen Gemeinde und der Synagogengemeinde – werde es dann keinen Neuanlauf geben, erklärte der Staatssekretär. Kramer sagte, er wünsche sich eine Synagoge in Potsdam „mit größtmöglicher Akzeptanz, ohne aber jeder Minderheitenströmung Folge zu leisten“. Der Vorsitzende des Bauvereins, Peter Schüler (Bündnisgrüne) erklärte, er wünsche sich den Bau der Haberland-Synagoge – wenn es auch „einen heftigen Konflikt“ geben werde.

Kritiker des aus einem Wettbewerb als Sieger hervorgegangenen Haberland-Entwurfes werfen ihm eine zu bürolastige Innenaufteilung, einen zu kleinen Gebetssaal, geringe architektonische Attraktivität und eine mangelnde jüdische Ausstrahlung vor. Ud Joffe, Vorsitzender der im Verlauf des Synagogenstreites aus der Jüdischen Gemeinde hervorgegangenen Synagogengemeinde, erklärte, „Demokratie ist nicht die Diktatur der Mehrheit“. Durch die Debatten um die Synagoge sei „das Judentum in Potsdam erwacht“. Hätten sich vor einem Jahr noch 370 jüdische Potsdamer in die Jüdischen Gemeinde aktiv eingebracht, seien es jetzt über 500 in beiden Gemeinden. Joffe: „Die Entwicklung hat den Planungsstand überholt.“ Früher, sagte Entwurfskritiker Christian Rüss, wurde für eine „überalterte, aussterbende Gemeinde“ geplant. Ulrich Zimmermann, Vorsitzender des Fördervereins für eine würdige Synagoge, erklärte, der Haberland-Entwurf sei „keine Synagoge, die sich die Potsdamer wünschen“. Für Pfingstmontag, den 13. Juni, lade der 135 Mitglieder zählende Förderverein von 14 bis 19 Uhr zu einem „fröhlichen Straßenfest“ vor die Synagogenbaustelle in der Schloßstraße ein. Guido Berg

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