Landeshauptstadt: Tafel-Standort am Schilfhof weiter vakant
Betreiber-Wechsel und Mietpreise führen zu Unsicherheit / Stadt bietet Übernahme der Lagermiete an
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Innenstadt/ Schlaatz - Noch immer gibt es keinen Standort für ein zentrales Lager der Potsdamer Tafel. Der gemeinnützige Verein, der Lebensmittel an Bedürftige verteilt, sucht seit mehr als fünf Jahren nach geeigneten Räumen mit Kühlmöglichkeit, um gespendete Lebensmittel von Supermärkten, Restaurants und Einzelhändler besser und länger lagern zu können. Auch der mögliche Standort in der ehemaligen Kaufhalle am Schilfhof im Schlaatz ist offensichtlich wieder vakant.
So gibt es zwar nach PNN-Informationen Mietvertragsverhandlungen im Endstadium mit dem Betreiber eines Second- Hand-Markts, doch nicht mit der Potsdamer Tafel. Die größte Schwierigkeit liegt allerdings beim geplanten Betreiber-Wechsel des Objekts. Wie berichtet, will der Projektentwickler Egenter & Czischka das Objekt sanieren und Mietverträge mit Nutzern abschließen. Anschließend soll Pro Potsdam die Immobilie übernehmen. Zudem gibt es offenbar Unstimmigkeiten zwischen Pro Potsdam und dem Projektentwickler wegen der Höhe der verhandelten Mietpreise.
„Ich werde mich weiterhin stark für eine Ansiedlung der Tafel am Schilfhof einsetzen“, sagte gestern Sozialbeigeordnete Elona Müller (parteilos) bei einem Besuch der Tafel-Ausgabestelle in der Schopenhauerstraße. Die Stadt sei ab 2011 auch bereit, ein Tafel-Lager finanziell zu unterstützen. In den Haushaltsplanungen für das kommende Jahr seien bis zu 1500 Euro für die anvisierten 350- 450 Quadratmeter Lagerfläche eingeplant, so Müller. Weder sei die Potsdamer Tafel am Schlaatz eine soziale Überfrachtung noch eine Konkurrenz für mögliche Nahversorger-Supermärkte, reagierte die Beigeordnete auf zuvor geäußerte Widerstände gegen die Ansiedlung am Schilfhof. In der Tat gibt es das Tafel-Angebot bereits seit Jahren am Schlaatz – es ist also kein zusätzlich geschaffenes Angebot im Stadtteil. Allerdings muss die Sozialorganisation derzeit die Räume des Jugendclubs im Bürgerhaus nutzen – nur wenige Stunden Zeit für Anlieferung, Ausgabe und besenreine Übergabe bleiben. „Das führt dazu, dass wir kaum genügend Zeit haben, ausreichend Lebensmittel heranzuschaffen und zu sortieren“, sagte Maria Conze, Sprecherin der Potsdamer Tafel. Sie wehrte sich auch gegen den geäußerten Konkurrenzvorwurf: „Die Menschen, die zu uns kommen, kaufen natürlich auch in Supermärkten ein“, verteidigte Conze die Tafel-Nutzer. Die Sprecherin machte erneut die Vorteile des Schilfhof-Standorts deutlich: „Da vorher ein Supermarkt in den Räumen war, existieren bereits Kühlräume. Nur mit dieser Lagermöglichkeit können wir die Bedürftigen ausreichend versorgen.“ Bislang müssten Lebensmittel entsorgt oder an andere Sozialeinrichtungen weitergegeben werden. Die Potsdamer Tafel versorgt wöchentlich an drei Ausgabestellen rund 1200 Potsdamer mit kostenlosen Lebensmitteln.
Derweil gehen die Sanierungsarbeiten in der Ausgabestelle an der Schopenhauerstraße voran. Lehrlinge des Bauförderungswerk fliesen derzeit während ihrer Ausbildung die Ausgaberäume der Tafel. Außerdem soll die Ausgabestelle neue Tische erhalten. Kay Grimmer
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