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Landeshauptstadt: Tag der Freude, Tag des Erinnerns Gedenken an die Öffnung der Glienicker Brücke

Berliner Vorstadt - Eine passendere Szenerie lässt sich kaum vorstellen. Ein Trabi fuhr, mehrfach laut hupend, über die Glienicker Brücke – während ein paar Schritte entfernt die Gedenkveranstaltung stattfand, die an den 21.

Von Peer Straube

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Berliner Vorstadt - Eine passendere Szenerie lässt sich kaum vorstellen. Ein Trabi fuhr, mehrfach laut hupend, über die Glienicker Brücke – während ein paar Schritte entfernt die Gedenkveranstaltung stattfand, die an den 21. Jahrestag der Öffnung des Bauwerks erinnerte. Damals allerdings, am 10. November 1989, hatte man die Trabis kaum zählen können, die sich im Konvoi über die Brücke nach Westberlin bewegten.

Am gestrigen Mittwochmittag haben sich rund 40 Menschen vor der vom Potsdamer Bildhauer Wieland Förster geschaffenen Stele der Siegesgöttin Nike eingefunden, um sich an diese Augenblicke zu erinnern. Doch nicht nur daran. Claus Ladner, Vorsitzender des Fördervereins für die Gedenkstätte Lindenstraße 54/55, rief die vielen Mauertoten ins Gedächtnis, die das „menschenverachtende System“ auch an dieser Nahtstelle zwischen Ost und West auf dem Gewissen hat. „Das sind wir den Opfern schuldig“, sagte Ladner. Man müsse der Toten weiterhin gedenken, auch wenn sich heute viele, „seien es Opfer oder Täter von damals, vielleicht gar nicht mehr erinnern möchten“.

Doch der 10. November sei wegen der Öffnung der Glienicker Brücke ein „wunderbarer Tag für Potsdam“ gewesen, sagte Ladner. „Endlich hieß sie nicht nur ,Brücke der Einheit – ein von der DDR aufgesetzter Name – jetzt war sie es auch“, erinnerte Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) an jene Stunde um 18 Uhr, als die DDR- Grenzer den Übergang geöffnet hatten und Tausende Potsdamer sich nach Westberlin aufmachten. Allerdings sei der Weg zur Maueröffnung „ein weiter“ gewesen – begleitet von „staatlicher Willkür und Bespitzelung“ der Bürger. Der Rathauschef erinnerte an die „dramatischen“ Feiern zum 40. Jahrestag der DDR, als auch in Potsdam „Hunderte Menschen“ verhaftet und in das Stasi-Untersuchungsgefängnis in der heutigen Lindenstraße gebracht worden seien. Jakobs dankte allen, die damals „Zivilcourage“ gezeigt und mit persönlichem Einsatz „die Wende erzwungen“ hätten. Auch 21 Jahre nach der Wende sei man von einem Ende der Debatte über die bestehenden Gräben zwischen Ost- und Westdeutschen noch „weit entfernt“, sagte Jakobs. Er versprach, die Stadtverwaltung werde durch „Ehrlichkeit, Offenheit und Transparenz“ dazu beitragen, die Erinnerungskultur lebendig halten. Peer Straube

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