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Wissenschaften in Potsdam: Tag und Nacht
Die Lange Nacht der Wissenschaften hat schon Tradition – in diesem Jahr kommt in Potsdam erstmals der Tag der Wissenschaften dazu: Mehr als 20 Forschungseinrichtungen zeigen am 8. Juni zur familienfreundlichen Zeit ihre Arbeit – bei kostenlosem Eintritt
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Uromas alte Briefe entziffern lassen, eine Blumenbombe bauen, das eigene Diabetesrisiko bestimmen oder das Handy auf wertvolle Rohstoffe untersuchen: Das alles ist am ersten Tag der Wissenschaften in Potsdam am Samstag kommender Woche möglich. Unter dem Motto „1000 Fragen, eine Stadt“ präsentieren sich am 8. Juni zwischen 11 und 18 Uhr mehr als 20 Potsdamer Wissenschaftseinrichtungen an stadtweit vier Standorten mit Mitmachaktionen, Vorträgen und Kulturprogramm – bei kostenlosem Eintritt. Das Themenangebot ist denkbar breit und reicht von kosmischer Strahlung über jüdisches Leben in Potsdam, Plagiate in der Wissenschaft und polnisches Theater bis hin zur Welt der Regenwürmer, umweltfreundlichen Alternativen zur Spültoilette oder den neuesten Erkenntnissen zur NS-Vergangenheit des Bundesjustizministeriums.
Mit der vom Verein Pro Wissen getragenen Veranstaltung, die am selben Tag wie die bereits etablierte „Lange Nacht der Wissenschaften“ stattfindet, wolle man insbesondere Familien mit Kindern ansprechen, erklärte Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) bei der Vorstellung des Programms am Donnerstag. Beteiligt sind neben den drei großen Hochschulen Potsdams – Universität, Fachhochschule und Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ – auch Forschungseinrichtungen wie das Deutsche Institut für Ernährungsforschung (DIfE), das Moses-Mendelssohn-Zentrum für europäisch-jüdische Studien, die Leibniz-Institute für Agrartechnik sowie Gemüse- und Zierpflanzenbau oder das Nachhaltigkeits-Institut „Institute For Advanced Sustainability Studies“ (IASS). Unabhängig davon bleiben aber auch nächtliche Wissenschafts-Erkundungen an diesem Tag möglich: Die Forschungseinrichtungen des Telegrafenbergs, darunter das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) und das Deutsche GeoForschungsZentrum (GFZ), sind weiter der Nacht der Wissenschaften, die 16 Uhr startet und Mitternacht endet, verpflichtet.
Der neue Wissenschaftstag soll nicht Konkurrenz, sondern Ergänzung zur Wissenschaftsnacht sein, betont Uni-Präsident Oliver Günther. Er erhofft sich vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels dabei auch, Nachwuchs für die Forschung zu begeistern. Jann Jakobs sieht die Veranstaltung auch als Weg, den Potsdamern die hiesige Forschungslandschaft näherzubringen: „Es ist wichtig, auf die Perlen der Wissenschaft aufmerksam zu machen.“ Für Günther gehört diese Art von Öffentlichkeitsarbeit zum Auftrag der zum großen Teil mit Steuergeld finanzierten Forschungseinrichtungen.
So ähnlich sieht das auch die Ernährungswissenschaftlerin Gisela Olias, die gemeinsam mit ihren Kollegen am Neuen Markt ihre Forschungsarbeit vorstellen wird. Als „kleines Dankeschön an die Potsdamer“ versteht sie das: Immerhin beteiligten sich 27 000 Potsdamer an der vom DIfE 1994 gestarteten Epic-Studie – durch die Daten habe man mittlerweile wichtige Erkenntnisse zu den Zusammenhängen zwischen Ernährung und Zuckerkrankheit oder Herz-Kreislaufkrankheiten gewinnen können, sagt Olias. Auch fast 20 Jahre nach Start der Studie betrage die Rücklaufquote noch beachtliche 90 Prozent.
Der Wissenschaftstag, der unter anderem von der Stadt, den Stadtwerken und dem Land finanziert wird, sei ein Probelauf, sagte Jakobs. Bei entsprechendem Erfolg werde man das Format fortsetzen. Den Angaben zufolge arbeiten rund 9 000 Wissenschaftler in Potsdam, hinzu kommen gut 25 000 Studierende. Im Verein Pro Wissen sind 35 verschiedene Forschungs- und Bildungseinrichtungen vertreten.
Was genau wann und wo am Tag und in der Langen Nacht der Wissenschaften in Potsdam los ist, lesen Sie am kommenden Freitag in den PNN.
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