zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Tage wie dieser

Hollywoodstar George Clooney besuchte das Potsdamer Rathaus – Jann Jakobs traf er aber nicht

Stand:

Sigrid Sommer glaubte zunächst an einen Scherz. Die Chefin des Stadtmarketings war gerade aus dem Urlaub zurück, als ihre Kollegin ihr von diesem Anruf erzählte. Ein bekannter US-amerikanischer Schauspieler, Regisseur und Produzent wolle sich das Stadthaus auf Drehortsuche für sein neues Filmprojekt anschauen. Der Name: George Clooney. Schon am nächsten Tag würde der Oscar- Preisträger vor der Tür stehen. „Ich habe das erst nicht ernst genommen“, erzählt Sommer: „Dann habe ich gesagt: Ja, okay. Und was machen wir jetzt?“ Ein Filmstar von diesem Kaliber hatte das Potsdamer Rathaus vorher noch nie besucht.

Aber viel Spielraum blieb nicht. Denn Clooney, das hatte man vonseiten der Filmproduktion deutlich gemacht, legte nicht nur großen Wert auf Diskretion, sondern hatte auch einen „ganz, ganz engen Zeitplan“. Sein Besuch würde eine Frage von Minuten sein. Und er bleibt eine Angelegenheit „auf Arbeitsebene“, sagt Sommer. Nicht einmal Hausherr Jann Jakobs (SPD) kann den Hollywoodstar begrüßen. „Der Oberbürgermeister wusste natürlich, dass sich George Clooney für dieses Haus interessiert“, erklärt Sigrid Sommer. Vom Besuch Clooneys erfuhr Jakobs nach PNN-Informationen allerdings erst, als der Star längst wieder weg war. Der Star plant wie berichtet in Babelsberg sein neues Filmprojekt: In „The Monuments Men“ will er einen Stoff aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs auf die Leinwand bringen. Die „Monuments Men“ waren eine Spezialeinheit der US-Armee, die von den Nazis geraubte Kunstschätze zurückholen und vor der Zerstörung retten sollte. Die Einheit bestand aus britischen Museumsangestellten, Kuratoren und Historikern.

Studio Babelsberg hüllt sich bis heute zu dem Projekt in Schweigen: Als Dienstleister für große US-Studios ist man stets auf äußerste Diskretion bedacht. Dass Studiomitarbeiter – insbesondere die auf die Drehortsuche spezialisierten Location Scouts – mit Produzenten, Regisseuren und Kameraleuten in der Region unterwegs sind, sei aber nicht ungewöhnlich, sagt Studiosprecher Eike Wolf: Für die Filmschmiede sei das oft der Erstkontakt mit potenziellen neuen Auftraggebern. „Wir bekommen Drehbücher zugeschickt, unsere Location-Abteilung sucht dann nach passenden Drehmotiven“, erklärt er. Darunter seien oft auch Originaldrehorte in Potsdam: „Wir haben ein Interesse daran, Filme in der Region zu halten.“ Aktuell wurde etwa für die Märchenverfilmung „Die Schöne und das Biest“ im Schloss Marquardt gedreht.

Das Rathaus wartet aber noch auf seinen Hollywood-Ritterschlag. Der wuchtige, mit Sandstein verkleidete Bau im wilhelminischen Stil war immerhin schon Drehort für TV-Krimis, den RTL-Seriendauerbrenner „GZSZ“ oder die ARD-Serie „Pfarrer Braun“. Nun also Clooney.

Sigrid Sommer und eine Kollegin sind die Einzigen, die den Besuch am 30. Oktober, einem Dienstag, empfangen. Mittags trifft das Team im Stadthaus ein – der Hollywoodstar leger in Jeans und Sweaterjacke. Aufgeregt ist Sommer nicht: „Ich habe mich gefreut, ihn persönlich begrüßen zu können“, sagt sie. „Er war außerordentlich nett und freundlich.“ Sie zeigt den Filmleuten das Gebäude: Die altehrwürdige Verwaltungsbibliothek und einige Flure kommen als Drehorte infrage. „Sie haben ein paar Sichten erfasst, dann sind sie wieder los.“ Wie Clooney die Räume gefallen haben, bleibt sein Geheimnis. „Er hat sich nicht geäußert.“ Der Star war am selben Tag auch am Uni- Campus Griebnitzsee unterwegs, wo er wie berichtet das ab 1939 errichtete frühere DRK-Hauptgebäude besichtigte.

Sommer schätzt Clooney „nicht nur als Schauspieler, sondern auch für sein gesellschaftliches Engagement“ – der 51-Jährige ist UN-Botschafter und engagiert sich für den Klimaschutz. Zwei Clooney- Lieblingsfilme nennt die Stadtmarketingchefin: die Komödie „Tage wie dieser“, wo Clooney neben Michelle Pfeiffer als alleinerziehender Vater auftritt, und den Thriller „The American“ mit Clooney als Auftragskiller. Und nein, um ein Autogramm habe sie nicht gebeten: „Das wäre nicht sehr professionell.“ Jana Haase

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })