zum Hauptinhalt

Homepage: Tagebücher der Wissenschaft

Auf der neuen Blogger-Plattform „Scilogs“ berichten auch Potsdamer Forscher über Entdeckungen und Erlebnisse

Stand:

Als es im Einstein-Jahr 2005 darum ging, Albert Einsteins Relativitätstheorie in der Zeitung allgemein verständlich zu erklären, gab es in Potsdam kaum einen besseren Ansprechpartner als Markus Pössel vom Golmer Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik (Albert-Einstein-Institut). Anhand einer Kaffeekanne und einer Tasse konnte er verblüffend einfach verständlich machen, was Relativität bedeutet. Wen wundert es nun, dass der Physiker einen Blog auf der Internetseite „Scilogs, Tagebücher der Wissenschaft“ schreibt, der den Titel „Relativ einfach“ trägt.

Hier schreibt der Golmer Forscher als derzeitiger Mitarbeiter des World Science Festivals in New York beispielsweise von seinem Umzug in die USA oder dem Sinneswandel der Amerikaner in Sachen Umweltschutz. Nicht nur, dass neuerdings in den New Yorker U-Bahnen Plakate zum Energiesparen auffordern (Energiesparlampen und Fugenabdichtungen). Markus Pössel unternimmt auch einen Leinenbeutel-Test. Bei früheren Aufenthalten in den USA wurde sein deutscher Stoffbeutel an den Kassen nicht akzeptiert, nun aber würden seine Einkäufe kommentarlos hineingepackt. Das ökologische Bewusstsein jenseits des Atlantiks sei allerdings noch ein zartes Pflänzlein. Bei der Apartmentsuche sei dem Wissenschaftler erklärt worden, dass es völlig normal sei, dass die Heizung nur zentral vom Hausmeister gesteuert werden kann: „Wer“s kühler als 25 Grad Celsius möchte, macht halt ein Fenster auf.“ In seinem Blog geht es Markus Pössel ansonsten aber eher um die populäre Vermittlung von Wissenschaft. „Man sollte die Dinge so einfach wie möglich machen, aber nicht einfacher“ so ein Zitat, das er Albert Einstein zuschreibt. Es gehe ihm darum, wie sich Wissenschaft effektiv vermitteln lässt und wie nicht. Dafür hat er sich bereits am Golmer Albert-Einstein-Institut einen Namen gemacht: als Spiritus rector des allgemeinverständliche Webportals Einstein-Online (www.einstein-online.info).

Scilogs ist eine Sammlung von Blogs, die aus der Wissenschaft kommen oder von Menschen geschrieben werden, die mit Wissenschaft zu tun haben oder über sie berichten. Die Blogs tragen vielversprechende Namen wie „Abgefischt“, „BioLogenplatz“, „Die Haspel“ oder auch „Gute Stube“. Die Homepage ist initiert vom Velag Spektrum der Wissenschaft. Es gibt so genannte „Wissenslogs“, „Brainlogs“, Kosmologs und Chronologs.

Hier finden sich nicht nur zahlreiche Blogs von anerkannten Wissenschaftlern, auch Blogger aus dem Umfeld der Forschung können sich einbringen. So etwa „Astra“s Spacelog“ von Ad Astra, einem Raumfahrtfan, der im „Brotberuf“ bei einer Firma für Träger- und Satellitenantriebe tätig ist. Sein Leitmotiv stammt von Antoine de Saint Exupery: „Wenn du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Menschen zusammen, um Holz zu beschaffen, Werkzeuge zu verteilen und Arbeit zu vergeben, sondern lehre sie die Sehnsucht nach dem weiten unendlichen Meer.“

Etwas dünner besetzt sind derzeit noch die „Chronolgs“, in denen sich Historiker und geschichtsbewusste Blogger mitteilen. So etwa der Historiker Marvin Brendel (Jahrgang 1979) in einem DDR-Geschichtsblog. Brendel geht hier aktuellen Fragen der DDR-Forschung nach, etwa, welchen Anteil die Medien und besonders West-Medien am Fall der Mauer 1989 hatten. Er gibt Hinweise auf Publikationen etwa zu Bundesbürgern im Dienst der DDR-Spionage und beobachtet die Arbeit des ZDF-Historikers Guido Knopp zur DDR-Aufarbeitung.

Die Aktualität ist es , die diese „Tagebücher“ so interesant macht und immer wieder auch in die Nähe des Journalismus rückt. Der Potsdamer Physiker Markus Pössel hat sich dann auch einem aktuellen Datum angenommen. Am 22. Januar meldete er sich aus Anlass des Martin-Luther-King-Tages am Vortag aus den USA zurück, um klar zu stellen: „Ich habe auch einen Traum.“ Und der wäre, dass das Internet Ideal und Wirklichkeit im Wissenschaftsbetrieb näher zusammenrücken lasse. „Dass sich Forschungsblogs, in denen direkt für die Kollegen und, ja, auch für die Konkurrenten über den Fortgang der eigenen Arbeit berichtet wird, immer mehr einbürgern, und dass die Forschung dadurch offener und Zusammenarbeit begünstigt wird (...)“

Ein Blog zum Thema Klimawandel, der zum Start der Seite von den Initiatoren angeregt war, wurde leider bislang nicht aufgenommen. Für die Potsdamer Forscher, unter denen Erd-, Klima- und Meeresforscher zahlreich vertreten sind, dürfte so etwas doch ein gefundens Fressen sein. Jan Kixmüller

Die Blogs im Internet:

www.wissenslogs.de

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })