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"Wir werden nicht leistungsgerecht bezahlt", sagt Sylke Voß, Sprecherin einer Gruppe der Tagespflegepersonen.

© Sebastian Kahnert/dpa (Symbolbild)

Neue Finanzierungsregelung in Potsdam: Tagesmütter üben Kritik an Entlohnung

In Potsdam werden 420 Kinder von Tagesmüttern betreut. Zwar steigen die Betreuungspauschalen für die Kinder, allerdings werden andere Beiträge gekürzt. Die Tagesmütter kritisieren die neue Finanzierungsregelung.

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Potsdam - Trotz Bedenken hat der Jugendhilfeausschuss der Stadtverordneten neue Finanzierungsregeln für die rund 90 Kindertagespflegekräfte in Potsdam beschlossen – inklusive einer leichten Erhöhung der Betreuungspauschalen. Dennoch gab es am Donnerstagabend Kritik von den Tagesmüttern. „Wir werden nicht leistungsgerecht bezahlt“, sagte Sylke Voß, Sprecherin einer neu gegründeten Regionalgruppe der Tagespflegepersonen, die rund 420 Kinder in der Stadt betreuen.

So steigen zwar die Betreuungspauschalen für die Kinder um sechs Prozent im Schnitt – etwa für 10 Stunden von jetzt 600 auf 630 Euro pro Monat. Gekürzt wurde aber bei der Pauschale für Sachaufwendungen, die von 150 auf 81 Euro pro Kind und Monat sinkt. Dieser Wert orientiere sich nach Angaben des Jugendamts an Summen, die auch Kitas erhalten, zum Beispiel für Reinigungsmittel oder Verpflegung. Doch ob diese Rechnung aufgeht, daran zweifelte im Ausschuss unter anderem der Stadtverordnete Stefan Wollenberg (Linke) – vor allem könnten Kitas mit vielen Kindern von Rabatten auf Großbestellungen profitieren. Solche Möglichkeiten hätten einzelne Tagespflegerinnen nicht. Frank Otto von den Grünen merkte an, dass der geplante Sachkostenzuschuss im Vergleich zu anderen Städten sehr gering sei. Verwiesen wurde auch auf das unternehmerische Risiko bei der selbständigen Tätigkeit einer Tagesmutter – die anders als ihre Kita-Kollegen zum Beispiel Kinder akquirieren müssen und mehr bürokratischen Aufwand haben.

Sind die neuen Pauschalen ausreichend?

Gleichwohl hätte der Ausschuss nicht einfach höhere Pauschalen für die Fachkräfte beschließen können – dann hätte die Finanzierungsrichtlinie erst ins Stadtparlament überwiesen werden müssen. Doch die Zeit drängte, weil das Regelwerk schon am heutigen Tag gültig wird. Hätte man das Papier ins Stadtparlament überwiesen, hätten die Pflegepersonen mangels gültiger Satzung vorübergehend kein Geld mehr erhalten, sagte Wollenberg von den Linken. Jedoch soll noch bis Ende des Jahres überprüft werden, inwiefern die neuen Pauschalen ausreichend sind.

Daneben gibt es weitere Neuerungen: So sollen künftig auch Quereinsteiger ohne pädagogischen Fachabschluss in der Tagespflege tätig sein können, vorausgesetzt sie haben schon drei Jahre mit Kleinkindern gearbeitet und eine berufsbegleitende Qualifizierung erworben. Zugleich müssen die Betreuer alle zwei Jahre eine Fortbildung zum Thema Kinderschutz nachweisen. Für alle Kinderbetreuer gilt auch erstmals ein einheitlicher Urlaubsanspruch von 24 Tagen. Zu Vertretung im Krankheitsfall sollen vier Modelle erprobt werden, etwa die Unterbringung der Kinder in gemeinsamen Vertretungsgruppen oder Kooperationen mit Kitas. Insgesamt plant die Stadt mit fast vier Millionen Euro Kosten pro Jahr, rund 100 000 Euro mehr als bisher.

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