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Steffi Pyanoe.

© A. Klaer

PYAnissimo: Talent oder Taschenlampe?

Potsdam - Ob ihr wirklich richtig steht, seht ihr, wenn das Licht angeht! Das war der Slogan der Kinderquizshow „1, 2 oder 3“ aus den Achtzigern, Sonntagnachmittag saß man vor der Glotze und sah die wetteifernden Teams von Spielfeld zu Spielfeld hopsen.

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Potsdam - Ob ihr wirklich richtig steht, seht ihr, wenn das Licht angeht! Das war der Slogan der Kinderquizshow „1, 2 oder 3“ aus den Achtzigern, Sonntagnachmittag saß man vor der Glotze und sah die wetteifernden Teams von Spielfeld zu Spielfeld hopsen. Und nur das Gewinnerfeld leuchtete zuletzt auf.

Keine Ahnung, ob jemals ein Team aus Potsdam dabei war, aber das kann ja noch kommen, die Sendung gibt es tatsächlich noch. Vielleicht wär das mal was für einen Ausflug der Rathaus-Arbeitsgruppe Lichtkonzept. Lerning by Hopping.

Unseren Touristen geht es derzeit wie den Quizteilnehmern von damals. Nur dass manchmal gar kein Licht angeht, wenn man verloren irgendwo rumsteht. Wer nach Sonnenuntergang in Potsdam unterwegs ist, fühlt sich eher wie bei einer Taschenlampenführung durchs Museum – aber ich glaube nicht so recht, dass das zum Marketingkonzept gehört. Grundsätzlich mag der Mensch erst mal einen Überblick. Bei Lichte betrachtet. Kann sogar richtig kitschig schön sein, wie wir erleben durften, als die Kuppel der Nikolaikirche wie ein Ufo strahlte und einen Hauch kosmopolitischen Glamours an die Havel holte. Verweile doch, du bist so schön, kam einen in den Sinn, aber das ist wohl eher unpassend, Faust sah sich dabei nämlich entspannt auf dem Faulbette liegen, und das kann ja keiner wollen.

Wie das mit dem Lichtanmachen geht, kann man gut beim Barberini erleben. Sich verkaufen, verkaufen, verkaufen. Da ist nichts Anrüchiges dabei, das steht nämlich schon in der Bibel. Du sollst dein Licht nicht untern Scheffel stellen. Also nicht untern Eimer. Da nützt es keinem. Dazu passt das Gleichnis von den Talenten. Ein Talent war damals eine Währung, etwa ein halber Zentner, in Gold gerechnet wäre ein Talent heute, ganz grob geschätzt, 100 000 Euro wert. Danach würde sich auch Hasso Plattner bücken. Die biblische Botschaft: Verschwende deine Talente nicht, sondern arbeite mit ihnen. Sei mutig! Zünde ihnen ein Lichtlein an! Muss man Hasso nicht erklären. Der muss sich aber auch nicht mit basisdemokratischen Arbeitsgruppen plagen.

Die gute Nachricht: Wir haben in Potsdam jede Menge Talente, die beleuchtet gehören. Und ich meine nicht nur Biowürstchen für die Grüne Woche. Ich kann zum Beispiel genauso gut und verzückt in einem Karl-Hagemeister-Gemälde versinken wie in Monets Seerosen. Vielleicht sogar noch mehr, weil ich den märkischen Wald in seiner verwunschenen Sprödigkeit, die Flussufer mit leise knisterndem Schilfgürtel und leeren Kähnen und, ja, manchmal auch mit Seerosen, besser kenne als Pariser Gartenteiche. Der Monet hängt jetzt im Barberini, der Hagemeister gleich nebenan. Beide Männer konnten nur deshalb so schön malen, weil sie das Licht kannten, das Licht und was es mit den Dingen macht.

Die AG Lichtkonzept hat das jetzt voll verstanden, hat sie versichert. Wie schön. Mehr Licht bedeutet barrierefreien Tourismus, Sehen statt Suchen. Noch 2017 soll der Bereich rund um den Alten Markt beleuchtet werden. 2017 hat ja nun schon begonnen und wieder sind alle im Licht unterwegs. 1, 2 oder 3 (letzte Chance ... vorbei, so ging der Satz übrigens weiter). Ich bin schon ganz aufgeregt.

Unsere Autorin ist freie Mitarbeiterin der PNN. Sie lebt in Babelsberg

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