zum Hauptinhalt

PNN-Serie zu Flüchtlingshelfern in Potsdam: Tanz dich stark

„Es gibt ein helles Deutschland, das sich leuchtend darstellt“, sagt Bundespräsident Joachim Gauck über die Helfer, die sich in diesen Tagen für Flüchtlinge einsetzen. Auch in Potsdam geben viele Freiwillige ihr Bestes. Wir stellen jede Woche ein Beispiel vor, aufgezeichnet von Katharina Wiechers. Heute: Saman Hamdi.

Von Katharina Wiechers

Stand:

Ich selber tanze schon seit 17 Jahren Breakdance. Vor zwei Jahren habe ich mit Freunden in Magdeburg ein Tanzprojekt gestartet. Wir haben Breakdance-Training für Kinder in Flüchtlingsunterkünften organisiert und sind dafür sogar mit dem Integrationspreis des Landes Sachsen-Anhalt ausgezeichnet worden. Das läuft bis heute sehr gut. Ich bin dann aber umgezogen, jetzt wohne ich in Berlin und arbeite in Potsdam – ich promoviere an der Universität. Vor ungefähr fünf Monaten haben zwei Freunde und ich auch in Potsdam ein Breakdance-Projekt für Flüchtlinge gestartet. Es hat sich bislang vor allem an die Kinder gerichtet, die in dem Wohnprojekt in der Haeckelstraße untergebracht sind. Einmal die Woche haben wir im Kinderclub „Einsteinkids“ ein Training angeboten. Momentan suchen wir nach einem Ort, wo wir das Ganze etwas größer aufziehen können. Bislang kamen immer 10 bis 15 Kids, darunter waren meist vier oder fünf Flüchtlinge. Sie stammen aus Serbien, Syrien und der Nordkaukasus-Republik Dagestan. Vor allem der kleine Vule, ein sechsjähriger Roma-Junge aus Serbien, hat uns echt umgehauen. Er hat sich von Anfang an total viel getraut, war superwitzig und offen. Mittlerweile kommt er zu jedem Training mit einer bestimmten Figur im Kopf, zum Beispiel Spiderman, und tanzt dann das ganze Training über auf Spiderman-Art. Wir Großen stehen dann mit offenem Mund daneben. Das Gute am Tanzen ist, dass man nonverbal kommunizieren kann. Das gilt zum einen für das Training – das meiste kann man mit Vormachen beziehungsweise Händen und Füßen erklären. Das gilt aber auch für den Kontakt zwischen den Tänzern. Wenn man zum Beispiel einen „Circle“ macht, also diesen typischen Kreis, in dem jeweils einer in der Mitte tanzt, kann man sich stundenlang austauschen, ohne ein Wort zu verlieren. „Breaken“ kann jungen Menschen auch total bei der Entwicklung helfen. Wenn man hart und lange trainiert und dann schließlich einen bestimmten „Move“ beherrscht, ist das ein super Erfolgserlebnis. Wichtig ist für uns auch der Grundsatz „Each One Teach One“. Das bedeutet, dass jeder, der einen bestimmten „Move“ gelernt hat, ihn an die anderen weitergibt. Nicht zu vergessen ist auch der Gruppenaspekt, gerade im Zusammenhang mit Flüchtlingskindern. Das gemeinsame Training und die gemeinsamen Auftritte schaffen Zusammenhalt. Natürlich gab es auch schon Konflikte zwischen den Kindern. Aber die wurden gelöst – durch ein Tanz-Battle.

Heute berichtet Saman Hamdi, 30. Er gibt Breakdance-Training für Flüchtlingskinder.

Sind Sie auch in der Flüchtlingshilfe aktiv oder kennen Sie jemanden, den wir hier vorstellen sollten? Schicken Sie uns eine E-Mail an potsdam@pnn.de

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })