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Tanzvergnügen: Zur Premiere des „Luisen-Balls zu Potsdam Sanssouci“ kamen am Samstag rund 50 Gäste. Die meisten Besucher hatten sich für historische Kleidung entschieden.

© Manfred Thomas

Landeshauptstadt: Tanzen in der Reituniform

Premiere: Rund 50 Gäste beim ersten „Luisen-Ball zu Potsdam Sanssouci“

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Einmal in historischer Tracht über das Tanzparkett sausen – am Samstag konnten sich die Besucher des ersten „Luisen-Balls zu Potsdam Sanssouci“ diesen Traum erfüllen. Die Potsdamerin Barbara Schubert hatte aus Anlass des 236. Geburtstages der preußischen Königin Luise zu diesem Tanzvergnügen der besonderen Art in den Friedenssaal an der Schopenhauerstraße eingeladen. Viele der etwa 50 angemeldeten Gäste waren in historischer oder historisierender Kleidung zum Ball erschienen.

Die Potsdamerin Jeanette Grabosch etwa trug ein pastellfarbenes Luisenkleid im Empire-Stil. Ihr Begleiter Werner Gronebaum hatte seine blaue Majestätsuniform angelegt, prächtige Epauletten an den Schultern, den Dreispitz auf dem Kopf. Im zivilen Leben arbeite er im Brandenburger Innenministerium. Auch wenn sein Minister ob der herrschaftlichen Kleidung wohl Augen machen würde – im Ministerium trage er die Uniform nicht, scherzte Gronebaum. Doch zu Anlässen mit historischem Hintergrund, wie etwa dem Jahresempfang der Preußischen Gesellschaft, erscheine er bisweilen in der königlichen Kluft.

In einer Reituniform kam Stefan Böttcher zum Ball. Friedrich Wilhelm III., Gemahl von Königin Luise, habe eine solche Uniform einst getragen. Der 44-jährige Böttcher ist Vorsitzender des Vereins „Paretzer Liebhabertheater“. Tänze aus der Luisenzeit und kleine Theaterstücke führe man mit dem Verein hin und wieder in der Öffentlichkeit auf. Im Friedenssaal hatte Böttcher einmal mehr Gelegenheit, dem historischen Tanz zu frönen und eine preußisch korrekte Sohle aufs Parkett zu legen. Womöglich nicht ganz einfach für jemanden, der wie Böttcher in königlicher Reituniform mit schwarzen Lederstiefeln zum Ball erschienen war.

Während das Tanzvergnügen am Samstag schon mit einer Polonaise begann, ließen sich Pen und Manfred Brodde noch porträtieren – nicht vom preußischen Hofmaler, sondern im eigens für die Ballgäste eingerichteten Hightech-Fotostudio. Wegen eines Fußleidens könne er zwar nicht mittanzen, erklärte der in der Uniform eines Hauptmanns des Königlich Cleveschen Feldartillerie-Regiments mit Pickelhaube erschienene Brodde. Doch entgehen lassen wollten seine Frau und er sich den Luisen-Ball dennoch nicht.

Tanzmeister Torsten Augustiniak leitete indes das Tanzgeschehen im Saal. Mit seinem dunkelblauen Frack, der gelben Weste und den weißen Handschuhen war auch er sozusagen zeitgemäß gekleidet. Wenn Augustiniak über sein Mikrofon – so viel „Stilbruch“ war dann doch erlaubt – die Tänze erklärte, hatte das etwas von Tanzstundenstimmung. Rauschendes Ballgeschehen mag man sich anders vorstellen. Doch für die mit ihren nur etwa 50 Tänzern fast intime Tanzgesellschaft schien dies wohl der rechte Rahmen zu sein, ging es doch vor allem darum, mit der Hingabe eines begeisterten Laien in die Tanzwelt der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts einzutauchen. Begleitet wurden die Tänzer von der Berliner Geigerin Elena Ashkenazy und dem Potsdamer Pianisten Werner Scholl.

Ball-Organisatorin Barbara Schubert zeigte sich erfreut über das Tanzgeschehen. „Die Leute hatten ihren Spaß“, meinte sie am gestrigen Sonntag. Der Ball werde auf jeden Fall eine Fortsetzung finden – möglicherweise am 9. März nächsten Jahres. Da könne dann in den Luisengeburtstag am 10. März hineingetanzt werden. Doch auch am Samstag war Luise allgegenwärtig: So konnte man sich Luisentörtchen mit einem „L“ obendrauf schmecken lassen. Eine Tänzerin trug sogar ein großes Konterfei Luises um den Hals.

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