
© M. Thomas
Landeshauptstadt: Tanzen mit Schlossblick
„Tanguito“ ab sofort als Untermieter im restaurierten Friedenssaal
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„Tango ist Kult!“ Das weiß nicht nur Steven O’Fearna, auch seine Schüler sind davon überzeugt. Wer diesen Tanz erlernen oder einfach abends mit Gleichgesinnten eine Milonga besuchen will, kommt an der Tanzschule Tanguito eigentlich nicht vorbei. Über 100 Tango-Fans kommen jede Woche zum Unterricht, Privatschüler, die ihre Lehrer für Firmenevents oder Intensivkurse mit Freunden buchen, nicht mitgerechnet. In Werder, im Kulturhaus Babelsberg und bis kürzlich auch in der alten Theaterklause in der Zimmerstraße finden regelmäßig Unterricht und Tanzabende statt. Seit die Schlösserstiftung entschieden hat, das Gebäudeensemble, einst Residenz des Hans Otto Theaters, nach der Sanierung als Dokumentationszentrum zu nutzen, wurde ein Alternativstandort gesucht. Als sich die Möglichkeit bot, in den sanierten Friedenssaal als Mitnutzer einzuziehen, war O’Fearna erleichtert: „Ich wollte gern in dieser Gegend bleiben, außerdem ist der Saal perfekt.“ Er freut sich schon auf das „von Sanssouci gefilterte Abendlicht“, von dem er sich eine phantastische Atmosphäre erhofft. Denn Tango, dieser sinnliche Tanz mit dem leicht subversiven Element, passe einfach nicht in eine Turnhalle oder Mensa.
Steven O’Fearna, der 1,90 Meter große Mann mit dem Namen eines irisch-stämmigen Amerikaners, kam Ende der Achtziger aus Süddeutschland nach Berlin, weil er es hier aufregend findet. Er zieht in ein alternatives Hausprojekt, arbeitet als Bühnenhandwerker und Beleuchter für kulturelle Einrichtungen wie Theater. „Paartanz war für einen Punker wie mich damals natürlich affig“, erinnert er sich heute, aber als ihn eine Freundin zum Tango Argentino mitnimmt, fängt er Feuer. Er lernt schnell, hospitiert bei seinen Lehrern und unterrichtet bald selbst Anfänger. 2007 zieht er nach Potsdam und gründet „Tanguito“. Mit den Kolleginnen Sima Waaser, Antje Bauer, Sabine Tröbs gibt er Kurse und organisiert Tanzparties für neugierige Teenager und gestandene Tango-Fans. Seine Philosophie: Diesen Tanz kann jeder lernen. „Es gibt keine auswendig zu lernende Schrittfolge wie beim europäischen Tango“, sagt er. Vielmehr komme es darauf an, sich auf den Partner einzulassen, sich selbst und sein Gegenüber wahrzunehmen und gemeinsam harmonisch zu bewegen. So beginnt die erste Unterrichtsstunde auch damit, als Paar laufen zu lernen. Letztlich sei jeder Tanz anders.
Erfunden haben ihn die Argentinier, aus den Hafenvierteln schwappt der Tanz, dem man zwar eine erotische Komponente nachsagt, der aber ebenso Freude, Trauer oder Einsamkeit ausdrücken kann, Anfang des 20. Jahrhunderts nach Paris. In Europa ist man nicht überall begeistert, Kaiser Wilhelm II. erteilt 1913 sogar ein Tango-Verbot. Heute ist die Szene gut vernetzt, auch in Potsdam wird öffentlich getanzt wie letztes Jahr zum Open-Air-Konzert auf dem Weberplatz. Wer einmal sich begeistern lässt, sagen die Lehrer, komme immer wieder. O’Fearna empfiehlt bequeme Kleidung und Schuhe mit Ledersohlen: Man müsse sich gut drehen können. Und nicht nur zu ausgewiesener Tangomusik. Es gebe Stücke von Janis Joplin und Elvis Presley, zu denen er sehr gern Tango tanze. Für die Nutzung des Friedenssaals hat Tanguito vorerst eine Probezeit. „Wir dürfen natürlich den neuen Fußboden nicht beschädigen.“Steffi Pyanoe
Dienstag Kurse, Donnerstag Milonga im Friedenssaal, Schopenhauerstr. 23, Mittwoch und Freitag Kurse in Kulturhaus Babelsberg, Freitag Milonga. Teenage-Club Dienstag, 17 Uhr, Friedenssaal.
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