zum Hauptinhalt
Nach oben. Alexander Nehls (r.) und Michael Honsel (l.) arbeiten seit ihrem Abschluss an der Babelsberg Film School bei den Pixar Studios in San Francisco.

© Manfred Thomas

BABELSBERG BEIM FILMFESTIVAL IN CANNES: Tarantino, Haneke und HFF „Up“ nach Cannes

Von der Babelsberg Film School zu Pixar: Alexander Nehls arbeitete an „Up“

Stand:

Noch vor drei Monaten stand Brad Pitt im Studio Babelsberg vor der Kamera von Kult-Regisseur Quentin Tarantino: Beim Wettbewerb von Cannes, der heute Abend eröffnet wird, feiert die bereits heiß erwartete Weltkriegsfarce „Inglourious Basterds“ nun Premiere. Auch die Koproduzenten des Films, das Studio-Babelsberg-Chef-Duo Carl. L. Woebcken und Christoph Fisser sowie Henning Molfenter von der Studio Babelsberg Motion Pictures, werden an der Croisette erwartet. Für Tarantino ist der Auftritt an der Côte d’Azur ein Heimspiel: 1992 präsentierte der US-Amerikaner hier sein Spielfilmdebüt „Reservoir Dogs“, zwei Jahre später wurde er für „Pulp Fiction“ mit der „Goldenen Palme“ ausgezeichnet, 2004 war er Mitglied der Jury. Und ein zweiter Film mit Babelsberg-Anknüpfung läuft im diesjährigen Cannes-Wettbewerb: „Das weisse Band“ des Österreichers Michael Haneke geht als deutscher Beitrag ins Rennen um die „Goldene Palme“ – produziert wurde der Film von X-Filme-Mitbegründer und Babelsberger Stefan Arndt, der sich über die Premiere freut: „Seit 15 Jahren wollte ich nach Cannes, jetzt hat es geklappt.“ Der dritte Beitrag aus Potsdam kommt von den HFF-Absolventen Evi Goldbrunner und Joachim Dollhopf: Ihr bereits mehrfach preisgekrönter Kurzfilm „I don’t feel like Dancing“ läuft am 17. Mai im Programm „Next Generation“ von German Films, der Auslandsvertretung für Deutsche Filme. JaHa

Was für ein Berufseinstieg: Erst im Oktober 2008 wurde Alexander Nehls direkt von der Babelsberg Film School weg an die renommierten Pixar-Animationsstudios in San Francisco geholt. Heute Abend nun feiert der erste Film, bei dem der 23-Jährige dort seine Hände im Spiel hatte, Weltpremiere. Und zwar nicht irgendwo: „Up“ eröffnet das Filmfestival in Cannes, das in diesem Jahr mit mehrfacher Potsdamer Beteiligung an den Start geht (siehe Kasten). „Mehr kann man sich gar nicht wünschen“, freut sich Alexander Nehls im Telefon-Gespräch mit den PNN und lacht: „Jetzt fehlt nur noch der Oscar und dann ist alles paletti.“

Nach oben geht es auch bei „Up“ – und zwar buchstäblich: Denn im Mittelpunkt des zehnten abendfüllenden Spielfilms aus dem Hause Pixar („Findet Nemo“, „Ratatouille“, „Wall-E“) steht der 78-jährige Rentner Carl Fredricksen, der sich nach dem Tod seiner geliebten Frau Ellie an einer bunten Luftballon-Traube mitsamt seines Hauses auf den Weg nach Südamerika macht, begleitet vom gerade mal acht Jahre alten Wildnis-Freak Russell. Auf der Abenteuerreise trifft Fredricksen nicht nur sein Jugendidol, den Entdecker Muntz, sondern auch einen sehr seltenen, bunten und etwas unbeholfenen Vogel namens Kevin.

Hier kommt Alexander Nehls ins Spiel: Er hat Kevin das Fliegen beigebracht. „Ich habe den Vogel modelliert“, erklärt er. Als „technical director“ ist der Babelsberg-Absolvent eine Art Puppenbauer des Animationsfilms: Er setzt die Zeichnungen des Figurendesigners am Computer um. Wo bei einer klassischen Marionette Fäden und Gelenke eingebaut werden, programmiert der „TD“ sogenannte „Kontrollen“, mit denen der Animator später die Figuren bewegen kann.

Als „Up“ entstand, war Nehls noch Praktikant bei Pixar: „Es war mein bisher größtes Projekt“, sagt der Animationsspezialist, der momentan am dritten Teil von „Toy Story“ arbeitet. In Kalifornien habe er sich nach gut sieben Monaten eingelebt: „Für die nächsten drei, vier Jahre bleibe ich auf jeden Fall“, sagt er. Besonders beeindruckt hätte ihn die gewaltige Grand Canyon-Schlucht, die er bei einem Besuch seiner Mutter vor kurzem erstmals erlebte.

Ganz einfach sei die Umstellung am Anfang allerdings nicht gewesen, erinnert er sich: „Man muss sich ja einen komplett neuen Freundeskreis suchen“, erzählt Alexander Nehls. Den habe er mittlerweile aber gefunden. Die Wohnung teilt er sich mit seinem Babelsberger Studienkollegen Michael Honsel. Nur fünf Autominuten seien es zu den Studios und aus dem Apartment habe er einen wunderschönen Blick auf San Francisco, schwärmt Alexander Nehls.

Ähnlich begeistert ist auch Michael Honsel, der gerade ein einjähriges Praktikum bei Pixar absolviert und ab Herbst 2009 fest angestellt werden soll. „Es macht Spaß, hier zu arbeiten“, sagt er. „Es geht locker zu, man lacht viel, in Meetings werden Witze gemacht“, erzählt er vom Arbeitsalltag. Neben seinen Schulfreunden, die er nur per Internet-Telefon kontaktiert, vermisse er lediglich „Kleinigkeiten“ wie das „gute deutsche Brot“.

Das wird er erst in einigen Monaten wieder essen können. Denn vorher können die beiden wegen der Visa-Bestimmungen nicht nach Europa reisen, erklärt Alexander Nehls. Auch beim Cannes-Festival ist er deshalb nicht zugegen. Auf die Deutschlandpremiere von „Up“ im September in Berlin freut er sich deshalb umso mehr. Dann wird er auch seine Familie wieder sehen können. Den Film kennt er schon von der betriebsinternen Premierenparty vor zwei Wochen: „Es war ein tolles Gefühl, seinen Namen auf einer so großen Leinwand zu lesen“, sagt Alexander Nehls. Jana Haase

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })