Landeshauptstadt: Taschenraub erzeugte schwere Ängste
Kripo bei der Akademie „2. Lebenshälfte“ / Senioren werden gern von Trickbetrügern geschröpft
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Kripo bei der Akademie „2. Lebenshälfte“ / Senioren werden gern von Trickbetrügern geschröpft Der Schreck sitzt immer noch in der Stimme. „Ich hatte zwei Einkaufsbeutel rechts und links und die Handtasche über der Schulter. Plötzlich ein Ruck. Jemand wollte sie mir von hinten entreißen. Ich konnte mich nicht mehr halten, fiel und verstauchte mir die Hand.“ So geschehen in der Burgstraße. Sehen kann die Seniorin den Räuber nicht, doch sie vermutet einen Jugendlichen. Passanten helfen ihr, doch der Schock sitzt noch immer tief. Teilnehmer der Akademie „2. Lebenshälfte“ haben sich in der Stadt- und Landesbibliothek getroffen und wollen sich von Kriminalkommissar Olaf Diehl über Gefahren im Alltag beraten lassen und natürlich auch darüber, wie man sich gegen Übergriffe schützen kann. Kann ein älterer Mensch nachts noch auf die Straße gehen? Die meisten schütteln den Kopf. Doch eine Mutige gibt es im Zuhörerkreis. „Ich habe mich auch erst von den vielen Berichten über Straßenkriminalität beeinflussen lassen und bin Zuhause geblieben. Aber dann habe ich überlegt und mir gesagt: Kennst du denn einen realen Fall? Seit zehn Jahren bin ich nun auch manchmal abends unterwegs und es ist noch nie etwas Schlimmes passiert“, erzählt sie. Doch zwei andere Damen wiegen die Köpfe, sie sind nicht überzeugt. Olaf Diehl, in der vorbeugenden Kriminalitätsbekämpfung in Potsdam tätig, kann aber beruhigen. Von den 17575 Straftaten im Jahr 2003 in Potsdam waren allein 8367 Diebstähle. Dass Senioren um Leib und Leben fürchten mussten, sei ihm dagegen nicht bekannt. Es habe zwar auch in Potsdam Übergriffe auf Personen gegeben, doch die spielten sich meist unter Jugendlichen ab oder eher als Beziehungstaten unter Bekannten. Senioren seien dagegen öfter Opfer von Trickbetrügern oder Diebstählen. Auch Taschenraub, das Beispiel zeige es, komme vor. Diehl empfahl generell: „Lassen Sie niemand Unbekannten in Ihre Wohnung.“ Selbst wenn es sich angeblich um Amtspersonen handele. Sogar falsche Polizisten seien schon aufgetaucht. Diehl lässt seinen Dienstausweis herumgehen. Auf der Rückseite ist eine Servicetelefonnummer vermerkt. „Sichern Sie sich durch einen Kontroll-Rückruf ab. Wer wirklich von Amts wegen kommt, der wartet ihn vor der Tür ab.“ Diehl empfiehlt „gesundes Misstrauen“, auch wenn jemand um Hilfe gebeten wird. Wie man eine Wohnung gegen Einbruch sichert, dazu gebe es zudem kostenlose Beratung bei der Polizei. Sich eine Schreckschusspistole zu besorgen, davon rät Diehl ab. Werde sie einem Täter vor die Nase gehalten, könnte der aggressiv reagieren und der Schaden eher größer werden. Für Abschreckungswaffen sei ein kleiner Waffenschein nötig, betont Diehl, ansonsten sei deren Besitz eine Straftat. „Ja,ja“, reagiert eine Akademieteilnehmerin sichtlich verärgert, die Verbrecher werden gestreichelt, aber um die Opfer kümmert sich keiner. Diehl verweist auf den Weißen Ring und das Opferentschädigungsgesetz und bekommt auch aus dem Zuhörerkreis Schützenhilfe. Die Polizei habe gute Beratungshilfe geleistet, bestätigen Betroffene. Alle Fragen sind jedoch nicht beantwortet. Und so wird Interesse an einem erneuten Treffen geäußert. Hella Dittfeld
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