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Im kalten Wasser. Der Taucher Daniel Ritsche war in dieser Woche im Auftrag der Seefestspiele vor Hermannswerder unterwegs und hat Seerosen kartiert. Naturschützer befürchten die Beschädigung des Pflanzengürtels durch das geplante Opern-Festival.

© Seefestspiele

Von Jana Haase: Tauch-Tour im Templiner See

Vorbereitungen für die geplanten Seefestspiele in vollem Gange / Genehmigung im Juni realistisch

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Hermannswerder - Das Eis ist weg, der „Operntaucher“ war da: Bei zwei Grad Wassertemperatur ist Daniel Ritsche in dieser Woche mit einer Unterwasser-Videokamera vor der Halbinsel Hermannswerder baden gegangen – und hat im Auftrag der Seefestspiele Potsdam Seerosen kartiert. Das Ergebnis hat zumindest Christoph Dammann, den Intendanten und Geschäftsführer der geplanten Seeoper, aufatmen lassen: Die Pflanzen würden nur in einer Breite von maximal fünf Metern vor dem Ufer wachsen, erklärte er gestern den PNN. Damit könne eine Gefährdung der Seerosen durch die Seebühne ausgeschlossen werden: „Unsere Bühne liegt noch etliche Meter vor dem geschützten Schilf- und Seerosengürtel, das Publikum soll ja außerdem merken, dass unsere Bühne auf dem Wasser schwimmt“, so Dammann.

Eine Sorge weniger für die Veranstalter von der Deutschen Entertainment AG (Deag). Wie berichtet wollen sie das Freiluft-Festival auf Hermannswerder bereits in diesem Jahr erstmals stattfinden lassen. An zwölf Augustabenden sollen je rund 4700 Zuschauer den Mozart-Klassiker „Die Zauberflöte“ erleben – inklusive Pause zum Picknick im Grünen.

Doch nicht alle können sich für das Projekt so begeistern wie Stefan Frerichs, Chef der Wirtschaftsförderung. Er spricht von einem „Glücksfall für Potsdam“. Die Seefestspiele wären „eine Bereicherung unseres Kultur- und Tourismusstandortes mit erheblicher positiver Imagewirkung“, sagte er gestern vor Journalisten. „Die Idee ist toll“, erklärte auch die Umweltbeigeordnete Elona Müller-Preinesberger (parteilos). Die Seeoper könnte das „kulturelle Sommerloch“ füllen, hoffen andere Befürworter.

Die Gegner, darunter auch eine Anwohner-Initiative, sorgen sich indes um den Naturschutz, befürchten Lärm, ein Verkehrschaos und Müll auf der Halbinsel. Die Umweltverbände BUND und Nabu haben für den Fall einer Genehmigung bereits die Klage angekündigt. Obwohl der Kartenvorverkauf für die Seeoper schon begonnen hat, steht die endgültige Genehmigung noch aus.

Damit die Pläne nicht ins Wasser fallen, laufen die Vorbereitungen bei der Deag und in der Stadtverwaltung derzeit auf Hochtouren. Die Stadt fährt dabei eine zweigleisige Strategie, wie Stadtplanungschef Andreas Goetzmann gestern erläuterte: Langfristig sollen die für das Festival notwendigen temporären Bauten – neben der Seebühne auch eine Zuschauertribüne auf dem Schulhof des evangelischen Gymnasiums – von den Stadtverordneten mit einem sogenannten „vorhabenbezogenen Bebauungsplan“ abgesegnet werden. Ob es zu diesem Verfahren kommt, soll das Stadtparlament am 2. März entscheiden. Für den Auftakt im Jahr 2011 will die Verwaltung indes „testweise“ eine Baugenehmigung prüfen.

In jedem Fall müssten Gutachter klären, ob die Seeoper auf dem Gelände, das unter anderem im Flora-Fauna-Habitat liegt, ohne bleibende Schäden möglich ist. Auch Verkehrskonzept und Lärmschutz müssten geprüft werden. Der Bauantrag mit den notwendigen Fachexpertisen soll bis Anfang April vorliegen, laut Goetzmann könnte die Entscheidung dann im Juni fallen – und zwar für oder gegen die Seeoper, wie Elona Müller-Preinesberger betonte. Den bündnisgrünen Stadtverordneten Andreas Menzel konnte sie damit nicht überzeugen – er kritisierte das Verfahren erneut als „intransparent“.

Festspiel-Intendant Christoph Dammann zeigte sich optimistisch: Da am Ufer „ständig“ rund 750 Schüler Pause machen und Sport treiben und im Sommer auch „reger Freizeit-Bootsverkehr und Regatten“ auf dem Wasser stattfänden, sei er sicher, dass durch Mozarts „Zauberflöte“ keine geschützten Arten und Biotope beeinträchtigt werden. „Dazu hören wir zur Zeit natürlich Fachleute an“, sagte er.

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