Landeshauptstadt: Technik trifft auf Kirschblüte
Ein Potsdamer und ein Japaner haben das Brillen-Label „Makellos-Potsdam“ entworfen
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Eine Produkt mit dem Label „Makellos“ herzustellen, das ist in den Augen von Geschäftsführer Thomas Akiyama eigentlich eine Tautologie. Im japanischen Sinne gibt es nichts Perfektes – außer der Kirschblüte, und die ist schnell verwelkt, sagt der Mann mit einem japanischen Vater. Seit 2008 betreut Akiyama die deutsche Niederlassung der japanischen Firma Aoyama, ein Hersteller hochwertiger Brillenfassungen. 2010 zog die deutsche Geschäftsstelle auf Thomas Akiyamas Wunsch aus Süddeutschland nach Potsdam. Und seit Kurzem gibt es sogar ein Brillen-Label benannt nach der Landeshauptstadt: „Makellos-Potsdam“. Das Design entstand in Kooperation mit dem Potsdamer Optiker Stefan Scharnbeck. Es laufe richtig gut, sagen die beiden Männer bei einem Treffen bei Aoyama Optical in der Großbeerenstraße.
Seine Chance sieht Thomas Akiyama darin, so dicht wie möglich an die Perfektion heranzureichen, eine Herausforderung ganz im japanischen Stil. Obwohl er den größten Teil seines Lebens in Deutschland und Europa verbracht hat, sei er doch noch sehr japanisch. „Ich bin mehr Japaner, seitdem ich hier bin“, sagt Akiyama über sich selbst. Bereits seine Vorväter waren weltmännisch und bildeten sich in Europa weiter, kehrten danach jedoch stets zurück nach Japan. Und erlernten alle den Beruf des Kochs. „Ich bin der einzige Nicht-Koch in der Familie, ein klassischer Kaufmann“, sagt Akiyama. Geerbt hat er den vielleicht familiären Sinn für besondere Ästhetik, in der japanischen Küche nicht ganz unwichtig – und ebenso, wenn man ein besonderes Produkt entwickeln will.
Und deshalb holt sich Akiyama für die Entwicklung der Makellos-Brillen meist freie Designer ins Haus. Sie sollen kreativ denken dürfen ohne Grenzen. Ohne Einschränkungen, weil womöglich irgendetwas praktisch nicht umsetzbar sein könnte. „Ein Designer muss frei sein im Denken“, sagt Akiyama. Das Ergebnis ist eine leichte, innovative, unkomplizierte Formgebung und Gestaltung. Die Fassungen gibt es in vielen Farben und manche Modelle werden per Airbrush zum individuellen Einzelstück.
Um „Makellos Potsdam“ noch mehr mit der Stadt zu verbinden, ist die Auswahl in drei Kollektionen gegliedert, benannt nach drei städtischen Identifikationspunkten: Sanssouci-Fassungen mit dem Logo des berühmten Sommerschlösschens sind leichtgewichtig und filigran, Babelsberg mit dem Logo des Eintrittstors zu den Filmstudios steht für Kreativität und Materialmix, und unter dem Motto Einsteinturm wurden besondere technische Lösungen, patentierte Scharniere und Ähnliches bei den Fassungen verwendet. Damit vor allem der Tragekomfort stimmt und der einzelne Optiker keine Probleme bei der Verarbeitung hat, suchte Akiyama von Anfang an einen erfahrenen Partner aus der Optiker-Branche. Für ihn kam nur Stefan Scharnbeck in Frage.
Scharnbeck, seit 25 Jahren Optikermeister mit mittlerweile drei Filialen in Potsdam, auf einer 125-jährigen Firmengeschichte aufbauen kann, bildet die Verbindung zwischen Design und Kunde, zwischen Idee und Ausführung. „Ich schaue: Kann man es umsetzen? Gefällt es dem Kunden und kommt der Optiker damit zurecht“, sagt Scharnbeck. Der 50-jährige Potsdamer „schaut“ dabei vor allem mit den Händen: Kaum eine Minute dauert der Test, er dreht den Entwurf in seinen Händen, fühlt das Material, drückt und biegt. Scharnbeck sieht alles, erkennt Unstimmigkeiten, unterbreitet Änderungsvorschläge oder sagt, wo Kompromisse möglich sind. Wie bei der neuartigen Methode, wo der dünne Rahmen in einer kleinen Fuge des Glases gehalten wird, nicht umgekehrt. Auf den ersten Blick ungewöhnlich, aber machbar. Dadurch sind sehr dünne Rahmen möglich, die Brille wird federleicht. Weil er aus dem Brillenbau kommt, nicht nur Optiker ist, hat er ein Händchen dafür. Akiyama schätzt das. Sie verstehen sich, der Mann mit dem japanischen Hintergrund und der Potsdamer. „Die Länder sind sich ja auch irgendwie ähnlich. Japanische Disziplin und Preußentum, das passt schon“, sagt Akiyama mit einem Augenzwinkern.
Ihr Produkt, die Makellos-Brillen in der gehobenen mittleren Preisklasse, vertreibt die Firma Aoyama weltweit, sie sind in Amsterdam und Istanbul, in Moskau und Zürich zu bekommen. In Potsdam nur in Scharnbecks Filiale. Gekauft werden sie manchmal auch als Souvenier, so eine Brille sei ja schnell gemacht oder werde per Post nachgeschickt, sagt der Optiker. Ein ganz besonderes Mitbringsel aus der Landeshauptstadt mit dem Schriftzug Makellos-Potsdam innen am Brillenbügel – und außen ganz dezent immer irgendwo ein kleiner roter Punkt, die Hommage an den fernen Osten.
Diese Bescheidenheit ist gewollt. Vor einigen Jahren klopfte Wolfgang Joop bei Aoyama an und fragte, ob man sich nicht vorstellen könnte, Wunderkind-Brillen zu entwerfen. „Das hab ich mir nicht zugetraut“, sagt Akiyama, vor allem die Vermarktung. Vielleicht hätten sie auch nicht so ganz zusammengepasst, Joop, der verspielte Individualist, und Akiyama, der moderne Praktiker. Dennoch fühlte er sich damals geehrt.
Dafür interessierte sich die Potsdamer Schauspielerin Gerrit Kling für das deutsch-japanische Label und trägt Makellos-Brillen. Günther Jauch wäre auch ein guter Makellos-Träger, findet Akiyama, und Scharnbeck würde gern Oberbürgermeister Jann Jakobs eine solche verkaufen.
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