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Teilnehmer verzogen. Rund 60 Mitarbeiter der Deutschen Telekom in Potsdam müssen sich demnächst wohl auf einen neuen Arbeitsweg einstellen. 57 Beschäftigte sollen künftig in Berlin arbeiten, vier müssen nach Plänen des Konzerns nach Leipzig wechseln.

© dpa

Von Matthias Matern: Telekom weiter auf Schrumpfkurs

Rund 60 Mitarbeiter in Potsdam müssen umziehen. Verdi: Standort spielt für Konzern keine Rolle mehr

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Das zweite Mal innerhalb von nur zwei Jahren plant die Deutsche Telekom eine Reduzierung ihrer Mitarbeiterzahl in Potsdam. Von der bundesweiten Standortkonzentration in den Bereichen Geschäftskundenvertrieb und IT-Infrastruktur sind nach Angaben des Konzerns auch 60 Beschäftigte in der brandenburgischen Landeshauptstadt betroffen. Nach Vorstellungen des Telekommunikationsunternehmens sollen sie, wie rund 90 andere Kollegen in Berlin und Brandenburg auch, ihren Schreibtisch räumen und künftig entweder in Berlin oder im rund 160 Kilometer entfernten Leipzig arbeiten. Wie Telekom-Sprecher Georg von Wagner am Montag gegenüber den PNN bestätigte, sei für 57 Potsdamer Beschäftigte der Geschäftskundensparte ein Umzug nach Berlin vorgesehen. Für vier Mitarbeiter des Bereichs IT-Infrastruktur dagegen sei ein Wechsel nach Leipzig geplant.

Bereits 2008 waren Telekom-Beschäftigte in Potsdam von Umstrukturierungen betroffen. Der Konzern löste sein Call-Center in der Landeshauptstadt auf. Rund 130 Mitarbeiter müssen seitdem täglich nach Magdeburg zur Arbeit fahren. Mike Döding, Fachbereichsleiter Telekom bei der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, wirft der Telekom vor, sich schrittweise aus der Hauptstadtregion zurückziehen zu wollen. Eine Entwicklung, die sich anhand der abnehmenden Mitarbeiterzahlen an allen brandenburgischen Standorten belegen lasse. „Die Telekom tut alles dafür, dass die Bundeshauptstadt und das Land Brandenburg in Telekom-freie Zonen umgewandelt werden“, sagte Döding gestern. Noch vor rund drei Jahren habe der Konzern am Potsdamer Standort ComCity in der Behlertstraße rund 1500 Mitarbeiter beschäftigt. „Bei den strategischen Überlegungen der Telekom spielt die ComCity aber mittlerweile keine Rolle mehr“, meint der Gewerkschafter.

Deutsche-Telekom-Sprecher von Wagner dagegen kritisierte die Haltung Verdis gestern als „unverantwortlich“. Die aktuell geplanten Maßnahmen würden letztlich dem Erhalt von Arbeitsplätzen der Telekom in Deutschland dienen. Die Strukturen stammten teilweise noch von der alten Bundespost aus den 60er Jahren und seien veraltet. „Es geht dabei nicht um einzelne Standorte“, so der Konzernsprecher. Zudem verliere Potsdam durch die Konzentration „keineswegs“ an Bedeutung für den Konzern. Nach wie vor seien dort sämtliche Bereiche vertreten, die auch an anderen Standorten vorhanden sind, etwa die Sparten Festnetz, Mobilfunk, Netzproduktion, Kundenservice, Telekom-Shop und die Software-Tochter T-Systems. Insgesamt gibt es laut von Wagner derzeit noch 700 Vollzeitstellen in Potsdam. Nach Angaben von Verdi jedoch seien in dieser Zahl auch die Mitarbeiter aus Stahnsdorf miteingerechnet worden.

Bundesweit formiert sich unterdessen der Widerstand der Betroffenen gegen die Pläne. Der Gewerkschaft zufolge will die Telekom bundesweit die Zahl der Standorte im IT-Bereich von 96 auf fünf konzentrieren. Im Geschäftskundenvertrieb soll die Zahl der Standorte dagegen von 113 auf insgesamt neun sinken. Betroffen sein sollen rund 5000 Beschäftigte in Deutschland. Bereits für den heutigen Mittwoch haben Telekom-Mitarbeiter aus Hessen und Rheinland-Pfalz Proteste angekündigt. In Bremen und Niedersachsen soll ebenfalls demonstriert werden.

„Die Mitarbeiter sind sauer. Auch in Berlin und Brandenburg wird es Proteste geben“, versprach Verdi-Fachbereichsleiter Mike Döding. Wer die Entfernungen zur neuen Arbeitsstelle nicht zurücklegen könne, werde somit aus dem Unternehmen gedrängt“, kritisierte Döding weiter. Eine betriebliche Notwendigkeit für die Standortkonzentration sehe er zudem nicht. „Es liegen keine belastbaren Zahlen vor, die die Maßnahme rechtfertigen könnten.“

Stefan Frerichs, Leiter des Bereichs Wirtschaftsförderung in der Stadtverwaltung, bezeichnete gestern die Absichten der Deutschen Telekom als „bedauerlich“. „Vor allem für die betroffenen Mitarbeiter“, meinte Frerichs. Allerdings müssten Konzernentscheidungen auch akzeptiert werden. „Selbst, wenn es weh tut.“

Folgen für den Wirtschaftsstandort Potsdam befürchtet Frerichs allerdings nicht. „Wir sind sehr breit aufgestellt und haben gerade im Bereich IT und Kommunikation viele sehr erfolgreiche Unternehmen“, betonte der Wirtschaftsförderer. Ohne Zweifel aber sei die Deutsche Telekom ein großer Name und ein Imageträger. „Wir hoffen, dass wir auch weiterhin die richtigen Standortvoraussetzungen bieten können, um die Telekom in Potsdam zu halten“, sagte Frerichs.

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