Landeshauptstadt: Tempo 30 statt Flüsterasphalt
Seit fast einem Jahr gibt es den zweiten Lärmaktionsplan, aber für viele Maßnahmen fehlt das Geld
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Der Kampf gegen krankmachenden Lärm in Potsdam scheitert oft an Geldknappheit. Das geht aus einer aktuellen Liste der Stadtverwaltung über die Maßnahmen aus dem sogenannten Lärmaktionsplan hervor. Die Liste liegt derzeit den Stadtverordneten vor und soll in der kommenden Woche Thema im Ausschuss für Klima, Ordnung, Umweltschutz und ländliche Entwicklung sein.
Um Straßen dauerhaft leiser zu machen, sollten gemäß des Lärmaktionsplans viele Potsdamer Straßen mit sogenanntem Flüsterasphalt überzogen werden. Doch für den großflächigen Austausch hat die Bauverwaltung einfach nicht genug Geld. Deshalb findet sich bei zahlreichen Straßen in der Liste der Verwaltung der Vermerk „langfristig in Abhängigkeit der finanziellen Mittel“. Das heißt konkret: Es passiert erst mal nichts.
Ursache dafür ist, dass die Mittel für den Straßenbau auch für die kommenden Jahre bereits gebunden sind – überwiegend für die Sanierung der Humboldtbrücke. Straßen, die „Flüsterasphalt“ nötig hätten, sind beispielsweise An der Alten Zauche, die Neuendorfer Straße, die Großbeerenstraße und die Reiherbergstraße. Auch die stark befahrene Zeppelinstraße sollte eine lärmmindernde Fahrbahndecke erhalten. Das sah sogar schon der erste Lärmaktionsplan aus dem Jahr 2008 vor. Auch dafür fehlt das Geld. Anders war es bei der Rudolf-Breitscheid-Straße: Hier wurde in diesem Jahr die Betondecke zwischen Nuthestraße und Karl-Liebknecht-Straße durch leiseren Asphalt ersetzt.
Doch überwiegend muss sich die Stadt auf kostengünstige Maßnahmen gegen den Straßenlärm verlegen. Dazu gehört die Einführung von Tempo 30 auf einigen stark befahrenen Straßen. Ein paar neue Schilder sind billiger als eine komplett neue Fahrbahn. So gilt auf der Hebbelstraße zwischen Kurfürsten- und Charlottenstraße und auf der Dortustraße zwischen Breite Straße und Yorckstraße das Tempolimit. Auch auf der Großbeerenstraße zwischen Karl-Liebknecht- und Pestalozzistraße ist Tempo 30 geplant. Wegen der Überschreitung der Lärmgrenzwerte soll es auch in der Hans-Thoma-Straße zwischen Kurfürsten- und Behlertstraße eingeführt werden. An vielen anderen Stellen in der Stadt steht die Geschwindigkeitsbegrenzung unter dem Vorbehalt einer Einzelfallprüfung durch ein Lärmgutachten. Das muss nicht unbedingt Tempo 30 zur Folge haben: So wurde in einem Lärmgutachten für die Leipziger Straße zwischen Templiner Straße und dem Leipziger Dreieck festgestellt, dass die Grenzwerte für den Straßenlärm hier nicht überschritten werden.
Den ersten Lärmaktionsplan hatte die Stadt im Jahr 2008 aufgestellt – darin ging es um Straßen, auf denen mehr als 16 400 Fahrzeuge pro Tag unterwegs sind. Die zweite Version erfasste auch jene Straßen, auf denen täglich zwischen 8 200 und 16 400 Fahrzeuge rollen. Insgesamt listet die Aufstellung der Stadtverwaltung 73 Straßenabschnitte auf. Einige Straßen kommen gleich mit mehreren Teilen vor. Insgesamt sind damit etwa 15 000 Potsdamer von nächtlichem Lärm betroffen, der 55 Dezibel übersteigt. Das ist etwas lauter als ein Kühlschrank und etwas leiser als eine Nähmaschine.
Weniger Lärm soll auch die „Verflüssigung des Verkehrs“ bringen. So wurden auf mehreren Einfallstraßen die Ampeln zur „Grünen Welle“ geschaltet. Damit will die Stadt auch den Schadstoffausstoß senken. Das Geld für die umweltorientierte Verkehrssteuerung kam aus einem Fördertopf des Landes.
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