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Wasserweg. In Potsdam fährt das Wassertaxi auf der Havel. Ein Potsdamer Verkehrsforscher schlägt nun einen 20-Minuten-Takt mit einem sogenannten Wasserbus zwischen Glienicker Brücke und Pirschheide zum Tarif der Verkehrsbetriebe vor.

© Manfred Thomas

Landeshauptstadt: Tempo 30 und ein Wasserbus

Verkehrsplaner stellte Konzept für die Innenstadt vor. Die Verwaltung ist skeptisch, die CDU nicht

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Tempo 30 in der Innenstadt, einen Wasserbus auf der Havel zum Tarif der Potsdamer Verkehrsbetriebe (ViP) und eine Fußgängerzone in der Friedrich- Ebert-Straße – diese Vorschläge sind Teil eines Konzepts, das der Potsdamer Verkehrsplaner Herbert Staadt jetzt auf einer Veranstaltung der Potsdamer CDU vorstellte. Bei der Partei, die sonst für weniger Beschränkungen für den Autoverkehr eintritt, fanden die Ideen durchaus Anklang. „Die Vorschläge sind positiv aufgenommen worden“, so Matthias Finken, Chef des einladenden CDU-Stadtverbands Innenstadt/Nord. Finken will die Themen nun im Kreisvorstand und mit den CDU-Stadtverordneten besprechen. Bei der Stadtverwaltung regt sich aber schon Widerstand.

Herbert Staadt war von 1994 bis 2012 Professor für Verkehrswesen an der Fachhochschule Potsdam und hat auch am Verkehrskonzept für die Potsdamer Innenstadt mitgewirkt, das den Innenstadtring in seiner heutigen Form vorsah. Nun fordert Staadt, die Geschwindigkeit in der gesamten Innenstadt auf Tempo 30 zu begrenzen. Das Tempolimit bringe weniger Feinstaubbelastung und mehr Sicherheit für Fußgänger und Radfahrer. Auf der anderen Seite sei der Zeitverlust für den Autoverkehr minimal, weil die Durchschnittsgeschwindigkeit in Innenstädten nur bei 40 Kilometern in der Stunde liege, so Staadt. „Tempo 30 wäre kein Verlust für die Autofahrer“, sagt auch Finken. Staadt will in seine Tempo-30- Zone auch Ringstraßen wie die Breite Straße und die Hegelallee einbeziehen. Staadts Forderung ist nicht neu: Auch die Deutsche Hochschule der Polizei in Münster befürwortet Tempo 30 in Innenstädten.

Doch für Staadts Idee gibt es ein großes Hindernis: die Straßenverkehrsordnung. Diese schreibt Tempo 50 als Geschwindigkeit innerorts vor. Die Stadtverwaltung reagiert deshalb skeptisch auf die Idee: „Für Abweichungen davon, insbesondere im Straßenhauptnetz, muss es nachweisbare Gründe geben“, so Stadtsprecherin Regina Thielemann. Innerhalb des Innenstadtrings gelte ohnehin fast überall Tempo 30. Weitere Abschnitte in der Charlottenstraße oder der Friedrich-Ebert-Straße sollen bezüglich einer Geschwindigkeitsreduzierung untersucht werden. Auch Staadt selbst räumt ein, dass die Kommune die Frage nicht allein klären kann.

Auch mit einem weiteren Vorschlag stößt Staadt bei der Stadtverwaltung auf Ablehnung: Die Friedrich-Ebert-Straße solle Fußgängerzone werden. So würde es mehr Platz für Fußgänger, Radfahrer, Bus und Tram geben, was die gesamte Straße aufwerte, so Staadt. Eine Nord-Süd-Verbindung über die Brandenburger Straße solle an anderer Stelle geprüft werden. Die Stadtverwaltung hält die Friedrich-Ebert-Straße jedoch für unverzichtbar, um die angrenzenden Grundstücke zu erschließen.

Doch Staadt geht es nicht nur um Straßen: Als Querverbindung über die Havel regt der ehemalige Professor einen sogenannten Wasserbus zum Tarif der Potsdamer Verkehrsbetriebe an. Die Idee habe er im vergangenen Jahr mit Studenten der Fachhochschule untersucht. Dabei könnte der Wasserbus im Zickzack die Havel von der Glienicker Brücke bis nach Pirschheide fahren, so würden mehrere Querverbindungen über die Havel entstehen. „Der Wasserbus muss natürlich ins restliche Nahverkehrsnetz eingebunden werden“, so Staadt. Attraktiv wären ein 20-Minuten-Takt und der Einsatz von solargetriebenen Booten. Das bestehende Wassertaxi sei nur für Touristen interessant. CDU-Mann Finken findet den Vorschlag gut: „Was vor wenigen Jahren unmöglich schien, kann heute vielleicht eine Lösung sein“, sagte er. Wasserwege müsse man nicht erst bauen.

Die Stadtverwaltung hält die Idee allerdings für unwirtschaftlich. Die Anschaffung von Schiffen und der Bau von Steganlagen seien zu teuer. Bus und Tram fahren teilweise parallel. Außerdem sei der Betrieb im Winter nicht gesichert. Die Potsdamer Verkehrsbetriebe schätzen die Idee ebenfalls nicht als aussichtsreich ein.

Auch bei der Weissen Flotte ist man gar nicht erfreut über Gedankenspiele zu einem Wasserbus. Das seit fünf Jahren von dem Unternehmen betriebene private Wassertaxi werde immer besser angenommen. Im vergangenen Jahre habe es 36 000 Passagiere befördert, so Geschäftsführer Jan Lehmann. Da sehr häufig Tickets im Zehnerpack verkauft werden, geht Lehmann auch von zahlreichen Potsdamer Dauernutzern aus.

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