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Landeshauptstadt: Tester in Sachen Jugendkultur

Studenten der Fachhochschule untersuchen im Auftrag vom Rathaus Potsdams größte Soziokultur-Häuser

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Die vier größten Potsdamer Jugendkultur-Häuser sollen erstmals vergleichend untersucht und bewertet werden – von Studentinnen, die selbst noch im Party- alter sind und damit zur Zielgruppe gehören. Diesen Auftrag haben Jugend- und Kulturamt dem Studiengang Kulturarbeit der Potsdamer Fachhochschule unter ihrem Professor Hermann Voesgen erteilt.

Konkret geht es um das Waschhaus, den Lindenpark, das Archiv und teilweise auch das neue Freiland-Zentrum. „Wir wollen das Konzept der Häuser mit dem momentanen Programm vergleichen“, sagte Voesgen den PNN. Der Vergleich zwischen Anspruch und Wirklichkeit werde von den drei Studentinnen Marie Wolf, Julia Schulz und Janine Gottwald durchgeführt. Ziel sei eine „öffentliche Debatte“ zur Jugend- und Soziokultur in Potsdam. Dazu hätten die drei Testerinnen bereits Fragebögen erarbeitet, um einen systematischen Vergleich zu ermöglichen. Denn bei der Studie sollen laut Voesgen auch die jungen Nutzer der Häuser befragt werden: Warum gehen sie zum Beispiel ins Archiv? Nur um Freunde zu treffen oder wegen des Programms? Können sie sich einbringen und wollen sie das überhaupt? „Es geht um die generelle Haltung zu den Häusern“, so Voesgen. Mit Ergebnissen der Untersuchung wird im Herbst gerechnet.

Eine derartige Analyse hat es in Potsdam bislang noch nie gegeben. Zwar hatte das Meinungsforschungsinstitut Emnid im vergangenen Jahr schon eine repräsentative Jugendbefragung durchgeführt – doch die Aussagen der Studie blieben umstritten. Unter anderem war die Biosphäre als eine der beliebtesten Jugendeinrichtungen gelistet worden. Genau Aussagen, warum bestimmte Veranstaltungen frequentiert werden und andere Säle leer bleiben, lieferte die Studie aber nicht.

Tatsächlich stehen die vier größten soziokulturellen Zentren aktuell vor wichtigen Entscheidungen und Herausforderungen. Bekanntestes Beispiel ist das Waschhaus. Hier prüft das Rathaus im Auftrag des Stadtparlaments ohnehin schon, ob das Haus und dessen Betreiber noch jenes soziokulturelle Konzept umsetzt, für das es mehr als 600 000 Euro öffentliche Förderung pro Jahr erhält. Zuletzt hatte es Kritik am Kurs von Waschhaus-Geschäftsführer Wilfried Peinke gegeben. Der Vorwurf: Die Ausrichtung sei zu kommerziell. Auch im Lindenpark stehen, nachdem die Stiftung SPI das Haus fast drei Jahre betrieben hat, Verhandlungen mit der Stadt über einen neuen Vertrag für das mit rund 300 000 Euro geförderte Haus an. Lindenpark-Chef Andreas von Essen sagt, die Einrichtung habe sich mit 60 000 Besucher pro Jahr stabilisiert und das mit der Stadt vereinbarte „Mitmach-Konzept“ durch viele Einzelprojekte umgesetzt. Mit Bauproblemen hat das ohne städtische Zuschüsse betriebene Archiv – das nach Auflagen aus dem Rathaus saniert werden muss – zu kämpfen. Wie es weitergehen soll und wie viel die Sanierung kostet, darüber verhandeln derzeit Trägerverein und Stadtverwaltung. Anders steht es um das von Jugendlichen selbstverwaltete „Freiland“-Areal nach seinem erfolgreichen Start mit einigen Tausend Besuchern. Laut Projektkoordinator Dirk Harder wird es hier im Juni zunächst keine größeren Veranstaltungen geben, die ehrenamtlich aktiven Organisatoren müssten zunächst die ersten Wochen auswerten und die weitere Ausrichtung besprechen. Freiland erhält von der Stadt rund 120 000 Euro.

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