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Landeshauptstadt: Teure Erleuchtung

Wieso Friedrich II. ein Vermögen für Licht ausgab

Von Sarah Kugler

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600 000 Euro. So viel kostete umgerechnet ein Kronleuchter mit Bergkristallbehang Mitte des 18. Jahrhunderts. Das ist auch heute noch mehr, als die meisten in einem ganzen Jahr verdienen. Kaum vorstellbar, so viel Geld auszugeben, nur um nicht im Dunkeln zu sitzen. Doch zu Zeiten Friedrichs II. waren Kronleuchter weit mehr als eine Lichtquelle, wie Käthe Klappenbach von der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg am Samstag in ihrem Vortrag „Die Krönung – Licht für die preußischen Könige“ erklärte. Mit der Veranstaltung eröffnete die Stadt- und Landesbibliothek die vom Verein ProWissen organisierte Veranstaltungsreihe „Potsdamer Köpfe“ in diesem Jahr, die einmal im Monat stattfindet.

„Kronleuchter waren vor allem Statussymbole“, erklärte Klappenbach. „Sie dienten der Repräsentation und zeigten, dass sich Preußen viel leisten konnte.“ Etwa 25 Bergkristallleuchter ließ Friedrich II. für je 3000 Taler in Paris kaufen. Im Vergleich: Selbst der damalige Starkomponist und Flötenlehrer Friedrichs, Johann Joachim Quantz, hätte sich mit einem Jahresgehalt von 2000 Talern nicht einen der kostbaren Kerzenhalter leisten können. Deutlich günstiger waren da die Kronleuchter mit Glasbehang, die nach den teuren Vorbildern in der Preußischen Zechliner Glashütte hergestellt wurden. Hier kostete ein Exemplar nur 60 Taler, was aber immer noch dem Jahresgehalt eines Lehrers entsprach. Neben Bergkristall und Glas gab es auch Leuchter aus Porzellan, Zinn und Bronze. Von den vielen Exemplaren, die unter anderem im Schloss Sanssouci und im Neuen Palais hingen, sind heute nur noch wenige erhalten. „Viele Leuchter sind im Krieg zerstört worden oder verschollen“, erklärte Klappenbach am Samstag. „Abgesehen davon sind viele Leuchter nicht in ihrem Originalzustand erhalten, weil sie an die aufkommende Elektrizität angepasst worden sind.“ Ein berühmter Leuchter, den man heute noch bewundern kann, hängt im Chinesischen Teehaus im Park Sanssouci. „Der vergoldete Leuchter aus Bronze wiegt fünf Zentner“, erklärte Klappenbach. „Sie können sich vorstellen, was für ein Aufwand betrieben werden musste, um den stabil befestigen zu können.“ Oft mussten die Decken mit zusätzlichen Trägern verstärkt werden und die Leuchter mir Seilwinden oder Flaschenzügen gesichert werden, damit sie nicht abstürzten. Letzteres hatte aber auch einen praktischen Nutzen: Man konnte die Kronleuchter zum Anzünden der Kerzen hinunterlassen. Allein das dauerte allerdings schon eine Viertelstunde. Hinzu kam das Anstecken und Anzünden der vielen Kerzen. „Kronleuchter wurden deswegen nur bei großen Festen genutzt“, so Klappenbach. „Auch wenn das herabtropfende Wachs sicherlich nicht so angenehm gewesen ist – hier wurde in aller illuminierten Pracht gezeigt, was man sich leisten konnte.“ Sarah Kugler

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