ÖPNV in Potsdam: Teure Jagd auf Schwarzfahrer
UPDATE. Keine schwarzen Zahlen: Fahrschein-Kontrollen bringen den Potsdamer Verkehrsbetrieben mehr Ausgaben als Einnahmen.
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Den Potsdamer ViP-Verkehrsbetrieb kostet die Jagd auf Schwarzfahrer mehr, als das sie ihm Geld einbringt. Das sagte ViP-Vertriebschef Jörg Mühling den PNN auf Anfrage. Insgesamt stünden Einnahmen von 300 000 Euro pro Jahr Ausgaben von einer halben Million Euro gegenüber.
So hatten im vergangenen Jahr von etwa 450 000 kontrollierten Fahrgästen knapp 11 000 keinen gültigen Fahrschein dabei – jeder erwischte Schwarzfahrer muss dann laut den geltenden Regeln 40 Euro zahlen. „Doch in knapp 3000 Fällen bekommen wir kein Geld, selbst wenn wir mahnen und später einen Anwalt beauftragen, unsere Forderungen einzutreiben“, sagte Mühling. Darunter seien viele Mehrfachtäter, die aus diversen Gründen – etwa wegen einer Privatinsolvenz – die Strafe nicht zahlen könnten. In solchen Fällen müsste der ViP sogar anfallende Anwaltskosten selbst tragen. Ebenso gebe es unter den Personen, die ohne Fahrschein unterwegs sind, eine Reihe von Kunden, die lediglich ihre Jahres- oder Monatskarte vergessen hätten. In so einem Fall werden lediglich sieben Euro Strafe fällig.
Die rund eine halbe Million Euro Ausgaben bei der Verfolgung von Schwarzfahrern würden unter anderem durch die interne Bearbeitung der Fälle – damit sei eine Angestellte ganztägig ausgelastet –, durch die Anwaltskosten und durch die Bezahlung der Kontrolleure entstehen. Mühling sagte: „Wir kontrollieren nicht, damit wir mehr Geld einnehmen.“ Vielmehr gehe es darum, die Schäden durch Schwarzfahrer im Sinne der ehrlichen Fahrgäste zu begrenzen. Der ViP schätzt, dass dem kommunalen Unternehmen pro Jahr rund 1,2 Millionen Euro entgehen.
Zugleich kündigte Mühling an, dass der ViP im nächsten Jahr eine Ausschreibung starten werde, um möglicherweise eine neue Firma zu finden, deren Mitarbeiter die Aufgabe des Kontrollierens übernehmen. Konkret geht es um rund 1800 Kontrollstunden pro Monat, die derzeit von dem Sicherheitsunternehmen Wisag erbracht werden. Zu der neuen Ausschreibung habe man sich entschieden, da mit dem neuen Vergabegesetz des Landes Brandenburg die Kosten für den ViP in den letzten Jahren gestiegen seien – das Gesetz sieht bekanntlich eine Lohnuntergrenze von acht Euro bei öffentlichen Aufträgen vor. „Wir müssen sehen, ob wir an manchen Stellen weniger Geld ausgeben können“, so Mühling. Jüngst hatte auch eine Debatte begonnen, wie städtische Unternehmen sich finanziell an den geplanten 160 Millionen Euro teuren Schulneubauten in Potsdam beteiligen können.
Wie berichtet hatte zuletzt eine Studie des Internetportals reisen.de ergeben, dass Potsdamer im bundesweiten Vergleich zu den ehrlicheren Fahrgästen zählen. Mühling sagte, dieser Trend halte an. Selbst die Zahl der Fälle, in denen Kontrolleure die Polizei rufen mussten, sei im vergangenen Jahr um zehn Prozent auf rund 190 Fälle gesunken. In derselben Zeit habe der ViP knapp 1000 neue Abo-Kunden gewonnen.
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