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Platz an der Sonne. Günstiger Wohnraum ist immer schwieriger in Potsdam zu finden. Anders als in München ist in Potsdam der Anteil an Wohnungen zu unter 6 Euro Kaltmiete pro Quadratmeter deutlich geschrumpft.

© dpa

Landeshauptstadt: Teurer, aber nicht am teuersten

Wohnungswirtschaft bescheinigt Potsdam nur moderaten Mietpreisanstieg, sieht aber trotzdem keine Gefahr einer Immobilienblase

Von Matthias Matern

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Auch wenn das Angebot an erschwinglichen Mietwohnungen in Potsdam zuletzt deutlich zurückgegangen ist, wohnt es sich im Vergleich mit anderen deutschen Metropolen wie Hamburg, Köln und vor allem München noch verhältnismäßig günstig in Brandenburgs Landeshauptstadt. Mehr als 3500 Euro beträgt der Unterschied der Nettokaltmiete auf das Jahr gerechnet zwischen Potsdam und München. Das zumindest geht aus dem aktuellen Marktmonitor 2014 des Verbandes Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU) hervor, der am Mittwoch in Berlin vorgestellt wurde. Und selbst in Berlin würden mittlerweile im Schnitt höhere Mieten aufgerufen als in Potsdam, heißt es im Bericht.

Aber auch im Vergleich der sogenannten Neuvertrags- und Bestandsmieten der BBU-Mitgliedsunternehmen in Brandenburg weist Potsdam keinesfalls die höchsten Kosten auf. Beide Male führen wie im Jahr zuvor Wildau (Dahme-Spreewald) und Teltow (Potsdam-Mittelmark) die Liste der teuersten Mieten im Land an. Nach Angaben des BBU stellen seine Mitgliedsunternehmen in Brandenburg 400 000 Wohnungen und damit etwa 50 Prozent des gesamten Bestandes landesweit.

Während in Potsdam bei der Suche nach einer neuen Mietwohnung im Schnitt mit 6,13 Euro pro Quadratmeter gerechnet werden muss, sind es in Teltow 6,30 Euro und in Wildau sogar 6,66. Bei den Bestandsmieten zahlen Mieter in Wildau laut BBU-Marktmonitor derzeit im Schnitt 5,61 Euro pro Quadratmeter und in Teltow 5,76 Euro. Selbst in Falkensee (Havelland) sind es mit 5,44 Euro mehr als in Potsdam, wo nur 5,34 Euro anfallen.

Allerdings weist keine der drei Städte im Vergleich zum Vorjahr eine so hohe Teuerungsrate auf. Gegenüber 2012 zogen die Bestandsmieten in Potsdam um 1,9 Prozent an. Mit einem Plus von jeweils nur 0,6 Prozent stiegen die Bestandsmieten in Werder (Havel) (Potsdam-Mittelmark) und Hennigsdorf (Oberhavel) landesweit am geringsten. Während dieser insgesamt moderate Anstieg unter dem Niveau der Inflationsrate von 1,3 Prozent die Mieter freuen dürfte, bezeichnete ihn BBU-Vorstand Maren Kern als besorgniserregend. „Ohne auskömmliche Mieten wird die Refinanzierung von Investitionen für die Wohnungsunternehmen problematisch.“ Gleichzeitig würde die durchschnittliche Bestandsmiete im Berliner Umland von 5,10 Euro zeigen, dass die im Sommer von der rot-roten Vorgängerregierung in Brandenburg beschlossene Mietpreisbremse nicht zu rechtfertigen sei, so Kern. „Sie muss schnellstens abgeschafft werden.“

Außer der Mietpreisentwicklung ihrer eigenen Mitglieder hat der BBU in diesem Jahr auch die sogenannten Angebotsmieten der fünf Städte München, Köln, Hamburg und Berlin verglichen, also gegenübergestellt, was am Markt per Inserat zu finden ist. Für die Sonderbetrachtung hat das Berliner Institut RegioKontext insgesamt rund drei Millionen Datensätze des Immobilienportals Immoscout24 für die fünf Jahre zwischen 2009 bis 2013 ausgewertet. Dabei hat sich nicht nur gezeigt, dass in Potsdam im etwas schiefen Vergleich zu westdeutschen Großstädten Köln, Hamburg und München noch vergleichsweise moderate Mieten aufgerufen werden, sondern auch, dass Berlin Potsdam erstmals überholt hat.

Inzwischen liegt der Schnitt der angebotenen Nettokaltmieten in Berlin laut BBU bei 8,52 Euro pro Quadratmeter und in Potsdam bei 8,17 Euro. Der Grund für das Überholmanöver ist der enorme Anstieg der Nettokaltmieten in Berlin um 39 Prozent gegenüber 2009. In Potsdam lag der Zuwachs nur bei 15 Prozent. Der Abstand zu München und Hamburg beim Mietniveau aber bleibt weiter beeindruckend: Während in Hamburg im Schnitt 10,42 Euro pro Quadratmeter verlangt werden, sind es in München sogar 13,34 Euro. Dafür aber ist München die einzige der drei Städte, in der seit 2009 der Anteil von Wohnungen mit einer Nettokaltmiete von unter sechs Euro gestiegen ist. In den anderen, auch in Potsdam, ist der Anteil günstiger Wohnung geschrumpft.

Trotz der insgesamten moderaten Mietpreisentwicklung in Potsdam sieht BBU-Vorstand Kern anders als das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) für Potsdam keine Gefahr einer Immobilienblase. „Es wird zwar zum Teil deutlich über dem Marktwert mehr gezahlt, aber das ist eben dem hohen Anlagedruck und den niedrigen Zinsen geschuldet“, so der Kern.

Wie berichtet hatte das DIW im November in einer Studie festgestellt, dass Potsdams Wohnungsmarkt zu überhitzen droht. So sei eine „explosionsartige Entwicklung“ des Kaufpreises für bestehende Wohnungen, der sich von den Mieten abgekoppelt hat, zu beobachten. Dirk Ulbricht, Co-Autor der Studie, hatte gewarnt: „Die Wahrscheinlichkeit einer rein spekulativen Preisentwicklung für Wohnimmobilien ist in Potsdam gegeben.“

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