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16. Stadtwerke-Fest in Potsdam: The Show must go on

Trotz des Skandals bei den Potsdamer Stadtwerken will die Politik das Stadtwerke-Fest erhalten. Doch es gibt auch kritische Töne.

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Potsdam - Nach der Party ist vor der Party: Trotz des aktuellen Skandals bei den Stadtwerken um Begünstigung und Vetternwirtschaft sieht die Mehrheit der Stadtpolitiker keinen Grund, am kostenlosen Stadtwerke-Fest zu sparen. Das hat eine Umfrage der PNN bei den Fraktionen in der Stadtverordnetenversammlung ergeben. Vor fünf Jahren, als der damalige Stadtwerke-Chef Peter Paffhausen wegen Vorwürfen der Bespitzelung und Geheimgeschäften gehen musste, war das damals noch wesentlich größere Fest moderat zusammengestrichen worden.

Freude vieler Menschen und wichtig für die Kundenbindung

„Wir wünschen uns ein Festhalten an der Tradition des Stadtwerke-Fests“, sagte SPD-Fraktionsvize Pete Heuer – wenngleich die Ausgaben im Auge zu behalten seien. „Die Freude vieler Menschen an hochkarätigen Konzerten, die sie sich ansonsten vielleicht nicht leisten könnten, rechtfertigt unter dem Strich den Aufwand”, so Heuer. Ähnlich argumentiert Oppositionschef Hans-Jürgen Scharfenberg (Linke): Das dreitägige Fest sei „in seiner Dimension, seinem Qualitätsanspruch und seiner freien Zugänglichkeit zu einem Markenzeichen für Potsdam geworden”. Ausgebaut werden sollte laut Scharfenberg die „Einbindung lokaler Potenziale”, etwa Chöre und Orchester oder Jugendbands. Das Fest sei wichtig für die Kundenbindung, machte wiederum Wolfhard Kirsch von der Bürgerbündnis/FDP-Fraktion deutlich.

Grundlegende Kritik kommt dagegen von den Grünen. Deren Fraktionschef Peter Schüler sagte, aus seiner Sicht solle das Fest „nicht mehr im bisherigen Rahmen stattfinden”. Ihm schwebe eher ein Stadtfest mit kleineren Angeboten vor, ähnlich wie bei Stadt für eine Nacht – statt „ein solches Bühnenevent, wie die Stadtwerke es inszenieren“. Schon 2010 – noch zu Zeiten Paffhausens – waren die Grünen die größten Kritiker des damals noch größeren Festivals mit Livebands an drei Tagen, unter anderem Weltstars wie ZZ Top oder Joe Cocker. Ein exklusiver VIP-Bereich für geladene Gäste aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft war schon vor 2010 nach Kritik abgeschafft worden.

Eine erneute Debatte über die Größe und Finanzierung kann sich auch die AfD-Fraktion im Stadtparlament vorstellen. Wichtig sei die stärkere Einbeziehung der Stadtwerke-Kunden, so Fraktionschef Dennis Hohloch. CDU-Fraktionschef Matthias Finken wiederum sagte, die Kosten dürften nicht zulasten der Verbraucher gehen und müssten den zuständigen Gremien zur Kontrolle transparent und nachvollziehbar dargestellt werden. Nach Angaben der Stadtwerke kostet das Fest aktuell rund 900 000 Euro, zwei Drittel davon kommen von Sponsoren. Zu den Partnern zählt der Gaslieferant Verbundnetz Gas AG.

Exner: "Wenn in den Geschäftsführungsfunktionen Fehler gemacht werden, dann schmälert das nicht die Leistungen unserer 1200 Mitarbeiter"

Dieses Jahr stand das Fest im Zeichen einer schweren Krise bei den Stadtwerken. So waren drei Top-Manager des Konzerns wegen der Begünstigung einer einstigen Paffhausen-Vertrauten sowie wegen Vetternwirtschaft zurückgetreten oder suspendiert worden. Darauf ging auch der Aufsichtsratschef der Stadtwerke, Potsdams Kämmerer Burkhard Exner (SPD), bei seiner Eröffnungsrede am Freitag ein. „Aber wenn in den Geschäftsführungsfunktionen Fehler gemacht werden, es Verfehlungen gibt, dann schmälert das nicht die Leistungen unserer 1200 Mitarbeiter, um das hier mal ganz klar zu sagen.“ Derzeit ist eine Interims-Geschäftsführung mit Vertretern der kommunalen Bauholding Pro Potsdam und des städtischen Rechnungsprüfungsamts eingesetzt. Diese habe nun die Gelegenheit „das Stadtwerke-Fest weiterzuentwickeln“, meinte Die-Andere-Fraktionschef Sandro Szilleweit. Das nächste Fest kommt also bestimmt.

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