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Landeshauptstadt: Theater-Richtfest im Gasometer Theaterneubau an der Schiffbauergasse verläuft planmäßig / Eröffnung im August 2006

Von Günter Schenke Berliner Vorstadt – Theaterintendant Uwe Eric Laufenberg verbeugt sich tief vor Ministerpräsident Matthias Platzeck, weil er es nach dem „Dicken Wilhelm“ als zweiter „Regent“ geschafft habe, ein Theater bauen zu lassen. Laufenbergs theatralische Geste auf dem gestrigen Richtfest des neuen Hauses an der Schiffbauergasse konnte schon als ein bisschen Wahlwerbung verstanden werden.

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Von Günter Schenke Berliner Vorstadt – Theaterintendant Uwe Eric Laufenberg verbeugt sich tief vor Ministerpräsident Matthias Platzeck, weil er es nach dem „Dicken Wilhelm“ als zweiter „Regent“ geschafft habe, ein Theater bauen zu lassen. Laufenbergs theatralische Geste auf dem gestrigen Richtfest des neuen Hauses an der Schiffbauergasse konnte schon als ein bisschen Wahlwerbung verstanden werden. Andererseits braucht sich niemand mit dem Projekt verstecken, denn ein Theaterneubau gehört in Deutschland zu den ganz seltenen Ereignissen. Der „Dicke Wilhelm“, dessen offizieller Regentenname Friedrich Wilhelm II. lautet, ließ in Potsdam das erste bürgerliche Theater Am Kanal errichten. Davon steht heute nichts mehr, nur die rückwärtige Schauspielerkaserne in der Posthofstraße erinnert noch an die von Karl Gotthard Langhans entworfene „Kanaloper“, die der Krieg zerstörte. Viel Vorschusslorbeer erntet der Kölner Architekt Gottfried Böhm für seinen Entwurf und auch bei den Mitarbeitern der türkischen Firma Bateg, die den Rohbau hochgezogen hat, ist viel Ehrfurcht vor dem Star-Architekten zu spüren. Böhm, der gestern mit seiner Frau bei der Richt-Zeremonie dabei war, nutzte die Gelegenheit, eine von ihm gewünschte Veränderung anzumahnen: Der Anbau an die Zichorienmühle müsse weggerissen werden, um den Theatereingang repräsentativer gestalten zu können. Oberbürgermeister Jann Jakobs reagierte postwendend und ließ ihn dies an einer Torte in der Form des Theaters mit ein paar Messerschnitten sogleich verwirklichen. Im Ernst lud er den Architekten zum Gespräch ein, um dessen Anliegen sachlich zu erörtern. Gottfried und Stephan Böhm waren im Jahre 1995 aus einem Wettbewerb für den Theaterneubau als 1. Preisträger hervorgegangen. Seine Umsetzung, damals noch für die Zimmerstraße geplant, scheiterte an den Baukosten von über hundert Millionen DM. Die jetzt verwirklichte abgespeckte Variante soll rund 26 Millionen Euro kosten. Schon der erste Entwurf hatte eine muschelförmige Überdachung des Zuschauerraumes. Dass die aus Beton gefertigte Konstruktion jetzt an der Wasserseite der Schiffbauergasse zur Geltung kommt, ist ein besonderer Glücksfall. Erst 1998 erfolgte die Umorientierung des Standortes von der Zimmerstraße zur Schiffbauergasse. Gottfried Böhm sagt, die Muschelschalen seien „auf die Natur ausgerichtet.“ Diese Gestik sei eine „Botschaft in die Welt“, denn Potsdam habe vieles als Botschaft an die Welt aufzuweisen. Ministerpräsident Matthias Platzeck zeigte einmal mehr die Verbundenheit mit seiner Heimatstadt und sprach vom „Zauber dieses Ortes“, der vor fünfzehn Jahren durch bürgerschaftliches Engagement für die Kunst entdeckt wurde. Zu dem „Zauber“ gehört allerdings auch die lange Industriegeschichte des Standortes. Die Richtfeier fand daher folgerichtig innerhalb des blechernen Rondells, dem Rest eines Gasometers, statt. Dieser Raum fungiert später als Anlieferzone. Am 28. August 2006 soll sich der Vorhang für die erste Spielzeit im neuen Theater öffnen.

Günter Schenke

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