
© Andreas Klaer
Von Jana Haase: Theater um die Seeoper
Stadt distanziert sich von Veranstalter DEAG, dieser setzt auf Gespräche / 3000 Karten verkauft
Stand:
Hermannswerder – Der Ton in der Diskussion um die geplanten Seefestspiele auf Hermannswerder wird schärfer: Gestern ging die Stadt erstmals öffentlich auf Distanz zum Veranstalter, der Deutschen Entertainment AG (DEAG). Mit deutlichen Worten trat die Stadtverwaltung einer Aussage der Veranstalter entgegen, nach der es für die Seeoper ein „zweiphasiges Genehmigungsverfahren“ gebe und „grundsätzliche Bedenken“ bereits „ausgeräumt“ seien. „Diese Begrifflichkeiten sind falsch und erwecken beim Leser einen ebenso falschen Eindruck, dass maßgebliche Entscheidungen bereits getroffen seien“, stellte die Stadt am Freitag in einer Mitteilung klar.
Die Entscheidung falle erst nach Prüfung des Bauantrags, der spätestens zum 1. April eingereicht werden soll, heißt es weiter: „Entscheidungen über die Erteilung einer Genehmigung können erst nach Vorliegen und Prüfung des Antrags getroffen werden.“ Für die „dauerhafte Etablierung“ der Seefestspiele seien neben der Baugenehmigung zudem „umfassende Festlegungen in einem Bebauungsplanverfahren“ nötig. Einen entsprechenden Aufstellungsbeschluss will die Stadtspitze dem Stadtparlament bei seiner nächsten Sitzung am 2. März empfehlen (PNN berichteten). Zwar habe es seit Ende November „Vorabstimmungen“ mit dem Veranstalter gegeben, räumt die Stadt ein. Dabei sei es jedoch nur darum gegangen, „zu klären, welche Nachweise zu führen sind, um Genehmigungshindernisse auszuräumen“.
DEAG-Sprecher Norbert Eierding blieb indes am Freitag bei seiner Darstellung: Demnach ist dem Veranstalter die „grundsätzliche Genehmigungsfähigkeit“ des Vorhabens bereits positiv beschieden worden, sagte er auf PNN-Anfrage. Damit sei klar, dass das Vorhaben „alle offensichtlichen Auflagen“ erfüllen kann. Als Reaktion hatte die DEAG im Dezember mit dem Kartenvorverkauf für das im August geplante Opern-Festival begonnen. Vorgesehen sind zwölf Aufführungen der Mozart-Oper „Die Zauberflöte“ mit jeweils bis zu 4700 Zuschauern. Mittlerweile sind laut Eierding dafür bereits 3000 Karten verkauft. „Der Verkauf geht auf unser eigenes unternehmerisches Risiko“, betonte er.
Eierding sieht das Projekt trotz der Kritik seitens der Umweltschützer von BUND und Nabu und trotz der neuen Bürgerinitiative von Anwohnern nicht gefährdet. Er setzt stattdessen auf klärende Gespräche mit den Gegnern. Die Ablehnung gründe sich auf „viel Halbwissen“.
Alle Bedenken würden ernst genommen, betonte er zugleich: „Wir wissen, wo wir da sind und wie schön und wertvoll die Halbinsel Hermannswerder ist.“ Die 4700 Besucher würden nach den Planungen lediglich von der Bushaltestelle zum Schulhof laufen – „über eine Straße, da wird nichts zertrampelt“. Weder die Tribüne noch die Seebühne sollen permanent auf Hermannswerder stehen, zudem werde es „keine Erdarbeiten“ geben: „Die Tribüne wird nur an wenigen Punkten die Erde berühren.“
Zu den Befürchtungen der Anwohner wegen der erwarteten Lautstärke sagte Eierding, dass zusätzlich zum bereits erstellten Gutachten von drei weiteren Orten aus die Lärmbelastung geprüft werden soll. Ein „ausgeklügeltes Tonsystem“ mache es möglich, den Schall „ganz konzentriert auf die Zuschauertribüne“ zu lenken. Wegen der Naturschutzbedenken seien bereits weitere Gutachter eingeschaltet worden. Die größten Probleme könnte es durch die Seerosen – im Fachjargon „Schwimmblattgesellschaften“ – geben, meint Eierding. Sobald der Templiner See wieder eisfrei ist, soll ein Taucher die Gewächse kartographieren.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: