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Landeshauptstadt: Theaterschiff: Droht der Untergang?

Stadt will Zuschüsse auf 30 000 Euro halbieren / Protestaktion der Stadt-Spiel-Truppe gestartet

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Innenstadt - Sinkt das Theaterschiff? Diese Befürchtung hegen die Schauspieler von der Stadt-Spiel-Truppe, die seit 1995 den „Kahn“ an der Alten Fahrt betreiben. Der Grund: Die Stadt Potsdam hat angekündigt, die finanzielle Förderung für das Theaterschiff und die Laien-Schauspieler im kommenden Jahr von 60 000 Euro auf 30 000 Euro zu halbieren. „Damit könnten wir nur noch freitags und sonnabends eine Veranstaltung auf die Beine stellen – und dann würde sich das bald erledigt haben“, sagte Wilfried Mattukat, Geschäftsführer und künstlerischer Leiter der Stadt-Spiel-Truppe. In einem offenen Brief haben außerdem die Potsdamer Kulturschaffenden Regisseur Rolf Losansky, Schriftstellerin Christa Kozik und Komponist Karl Ernst Sasse gegen die Mittelkürzungen protestiert. Das Theaterschiff gehöre „als Laien-Truppe mit höchstem Niveau zum schönen Kulturprofil der Stadt“, heißt es in dem Brief. Zudem sei es das einzige fahrtüchtige Theaterschiff Deutschlands und könne damit auch polnische und andere Ufer bespielen – „ein wichtiger kultureller Aspekt“.

Das sieht Potsdams Kultur-Fachbereichsleiterin Birgit-Katherine Seemann ähnlich. „Wir stellen das Schiff nicht in Frage“, sagte sie auf PNN-Anfrage. Die Kürzungen seien „ausgesprochen schmerzlich“. Finanzielle Zwänge sorgten aber dafür, dass die Stadt nicht weiter in bisheriger Höhe fördern könne. Ein direkter Sparbeitrag sollen die 30 000 Euro, die das Theaterschiff weniger bekommen soll, allerdings nicht sein. Das Geld werde im Fachbereich Kultur und Museum umverteilt, um das kulturelle Profil Potsdams zu schärfen, so Seemann. Sie betonte außerdem, dass die Stadt nicht dem Vorschlag im Kultur-Evaluationsbericht von Fachhochschul-Professor Hermann Voesgen folgen wolle. Dieser hatte sich dafür ausgesprochen, die Stadt-Spiel-Truppe gar nicht mehr finanziell zu unterstützen. Die Stadt wolle vielmehr nun bei der Suche nach Sponsoren helfen und einen „neuen Fördermix“ zusammenstellen. Die Kürzungspläne, von denen laut Seemann weitere freie Kulturträger betroffen seien, sollen heute Abend im Kulturausschuss vorgestellt und diskutiert werden. Details wollte Seemann vor der Sitzung nicht nennen. Sie sagte jedoch, es gäbe weiter „Verhandlungsspielraum“.

Darauf setzen Theaterschiff-Chef Mattukat und die 32 Mitglieder der Stadt-Spiel-Truppe. Sie haben am vergangenen Wochenende eine Postkarten-Unterschriftenaktion gegen die Kürzungen gestartet, einen Brief an jeden Stadtverordneten geschrieben und wollen am 17. September das Stücks „Was ihr wollt“ speziell für die Stadtverordneten spielen. Er habe Hoffnung, dass sich die Kürzungen verhindern ließen, so Mattukat: „Die Resonanz auf die Postkartenaktion war großartig.“ Insgesamt stehen dem Theaterschiff, das auch vom Kabarett Obelisk bespielt wird und monatlich rund 25 Kulturveranstaltungen bietet, bisher 80 000 Euro jährlich zur Verfügung, so der Chef. 20 000 Euro davon kommen vom Land. Dieses Geld solle nicht gestrichen werden. Rund 100 000 Euro erwirtschafte der „Kahn“ selbst. Bezahlt werden müssen laut Mattukat die Betriebskosten für das Schiff, die Gema-Gebühren für Musik und vier Mitarbeiter. Die vom Arbeitsamt geförderten Stellen für zwei weitere Mitarbeiter seien Ende August ausgelaufen. Die Laien-Schauspieler arbeiten ehrenamtlich – „ein billigeres Theater gibt es nicht“, sagte Mattukat.

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