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Therapiehof Schwandt in Potsdam: Städtisches Bauamt fordert Räumung
Der Therapiehof Schwandt in Bornim steht vor dem Aus, das Bauamt will die Räumung. Nun versucht Christina Schwandt den Hof zu retten – vor allem wegen ihres Sohnes, der schwer erkrankt war.
Stand:
Der Therapiehof Schwandt auf dem Bornimer Herzberg steht vor dem Aus: Der seit 2023 bestehende Hof mit acht Pferden soll nach dem Willen des Potsdamer Bauamtes geräumt werden. „Vor einem Monat kam ein Brief vom Potsdamer Bauamt, dass ich den Therapiehof bis zum 22. Oktober räumen muss, sonst muss ich 14.000 Euro Bußgeld zahlen“, sagt die Potsdamerin Christina Schwandt, die den Hof leitet und als Heilpraktikerin für Psychotherapie eine Praxis in Potsdam hat. „Das war natürlich ein extremer Schock.“
Für Schwandt bricht damit eine Welt zusammen: Sie betreue eigenen Angaben nach auf dem Therapiehof rund 70 Patientinnen und Patienten, die aus Potsdam, Berlin und dem Umland kommen.
Eine Möglichkeit zur nachträglichen Genehmigung gibt es aufgrund der planungsrechtlichen Rahmenbedingungen nicht.
Stadtsprecherin Christine Homann
„Wir sollen den Hof räumen, weil wir kein landwirtschaftlicher Betrieb sind“, sagt Schwandt. Einen Antrag zur Widmung als landwirtschaftlicher Betrieb hatte sie im Frühjahr 2024 bei der Stadt eingereicht. Der wurde jedoch abgelehnt. Dagegen hatte Schwandt geklagt, ein Gerichtstermin steht bislang noch aus.

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„Die Betroffene wurde über die anstehende Räumungsverfügung vorab informiert, auch in einem regulären Anhörungsverfahren“, sagt Stadtsprecherin Christine Homann auf Nachfrage der PNN. „Eine Möglichkeit zur nachträglichen Genehmigung gibt es aufgrund der planungsrechtlichen Rahmenbedingungen nicht.“
Nach dem Brief vom Bauamt hatte Schwandt überlegt, die Pferde zu verkaufen, den Therapiehof aufzugeben und sich auf ihre Praxis in Potsdam zu beschränken: „Das wäre vermutlich das Einfachste – aber das kann ich meinem Sohn nicht antun“, sagt sie.
2023 wurde bei ihrem dreijährigen Sohn Cato Leukämie diagnostiziert, kurz nachdem sie und ihr Mann ihr Privatvermögen in die Gründung des Therapiehofes investiert hatten. Das Leben der Familie stand auf einmal Kopf, Cato musste mit einer Chemotherapie behandelt werden und durfte aufgrund seines schwachen Immunsystems nicht in die Kita. Zudem seien sie und ihr Mann beruflich eingeschränkt gewesen, da Cato rund um die Uhr betreut werden musste, berichtet Schwandt.
Ersatzfläche gesucht
Cato habe die vergangenen drei Jahre aufgrund seiner Erkrankung fast ausschließlich im Haus seiner Eltern in Golm oder auf dem Therapiehof verbracht. Er liebe Pferde über alles, sagt Schwandt: „Der Hof war für ihn einer der wenigen stabilen Punkte in seinem Leben. Ich will nicht, dass er das nun auch noch verliert.“
Nach mehrjähriger Behandlung sei Cato in diesem Jahr nun eingeschult worden. Ob die Leukämie endgültig besiegt ist, sei noch ungewiss. Der heute Sechsjährige müsse regelmäßig zur Untersuchung ins Krankenhaus.
Schwandt sucht nach einer Ersatzfläche für den Therapiehof: „Ich bin mit dem Gut Seeburg in Dallgow-Döberitz im Gespräch.“ Doch selbst wenn sie ein neues Grundstück findet – den Therapiehof müsse sie trotzdem komplett zurückbauen und den Umzug zum neuen Standort stemmen, während gleichzeitig der alte Kredit noch nicht abbezahlt ist, sagt sie.
Aus diesem Grund hat Schwandt eine Spendenkampagne auf GoFundMe gestartet: Das Ziel sind 6000 Euro, bislang sind 780 Euro eingegangen. Bereits 2023 wurden Schwandt über GoFundMe 11.800 Euro gespendet: Die Familie habe das Geld damals vor allem benötigt, um die Verdienstausfälle der Eltern zu kompensieren, um medizinische Utensilien für Cato zu kaufen und um ein Regendach auf dem Therapiehof zu bauen, damit Cato auch bei schlechtem Wetter bei den Pferden sein konnte.
Mittlerweile hat das Potsdamer Bauamt den Räumungstermin noch einmal verschoben: Am 23. Oktober will sich die Stadt mit Schwandt zu einem Gespräch treffen, um zu besprechen, wie es weitergehen soll und um einen neuen Räumungstermin zu nennen.
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