Landeshauptstadt: Tiefgarage am Fortuna-Portal
Ausstellung zeigt Ergebnisse der Planungswerkstatt für die Mitte / Dissens zu Parkplätzen unter Landtag
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Innenstadt - Seit gestern und noch bis zum 23. April sind die Ergebnisse der Planungswerkstatt Potsdamer Mitte im Alten Rathaus zu sehen. Bei der Ausstellungseröffnung am Tag des 225. Geburtstages von Karl Friedrich Schinkel sagte Oberbürgermeister Jann Jakobs gestern, die sieben Teams der Planungswerkstatt hätten sich mit „ großem Engagement und großer Lust“ beteiligt. Jakobs: „Wo gibt es schon die Situation, dass in einer Stadt die Mitte neu gestaltet wird?“.
Zum Abschluss der „Planungswerkstatt Potsdamer Mitte“ war offen Streit darüber entbrannt, dass das Berliner Büro von Urs Kohlbrenner aus den besten Ideen einen gemeinsamen Empfehlungsplan für das Architekten/Investoren-Auswahlverfahren des Landes erarbeitet. Beteiligte Architekten hatten angenommen, es würde ein Siegerentwurf gekürt. Kohlbrenner sagte, es sei kein Wettbewerb, sondern ein Werkstattverfahren gewesen. Die Aufgabe der Neugestaltung der Potsdamer Mitte sei von „einer Komplexität, die nicht von einem allein bewältigt werden kann“.
Der Sprecher des Gutachtergremiums, Michael Bräuer, deutete ein Dissenspunkt zwischen den Ergebnissen der Planungswerkstatt und der im Auftrag der Landesregierung erarbeiteten Machbarkeitsstudie des Darmstädter Büros Waechter & Waechter an: Diese hatten im Auftrag des Landes die Möglichkeit einer Tiefgarage unter dem neuen Landtag auf dem Alten Markt geprüft und bejaht. Bräuer zufolge sei „ein komplettes Unterparken des Schlosses“ angedacht, „dabei wollte man eigentlich eine Platte drüber machen“. Aufgrund der zu erwartenden archäologischen Funde könne der Bau einer Tiefgarage unter dem Landtag zeitlich und finanziell sehr aufwändig werden. „Da liegt unendlich viel Geschichte drunter“, sagte Bräuer den PNN, das müsse man sich daher genau überlegen. Als „keine gute Idee“ bezeichnete auch die Bündnisgrüne Stadtverordnete Saskia Hüneke eine Tiefgarage unter dem neuen Landtag – nicht nur wegen der Bodendenkmale, sondern auch wegen der Verkehrsanschlüsse. Der Alte Markt ist den Plänen zufolge eine weithin verkehrsberuhigte Zone, eine Tiefgaragen-Zufahrt könne sie sich nicht vorstellen, schon gar nicht am Alten Markt. Sie favorisiere eine Tiefgarage vielmehr auf dem Platz vor dem Filmmuseum, die direkt über die Breite Straße angefahren werden kann. Auch die Gutachter der Planungswerkstatt waren von dieser Idee unter anderem des Architekturbüros Edmaier und Kiefer angetan.
Wie Potsdams Baubeigeordnete Elke von Kuick-Frenz den PNN sagte, arbeite die Stadt archäologisch vor: „Das gehört zur Baufeldfreimachung.“ Finanzielle Unwägbarkeiten für die Stadt fürchte sie nicht, denn „wir sind nicht auf jungfräulichem Boden, vieles ist bekannt“. Sie nannte ein vorhandenes Kellergewölbe, dass etwa als „Weinrestaurant“ in den Landtagsbau integriert werden könnte.
Felix Waechter von Waecher & Waechter erklärte gestern auf PNN-Anfrage, dass sich eine Tiefgarage mit 200 Stellplätzen im Bereich Fortuna-Portal bis zur Gebäudehälfte mit der archäologischen Situation vertrage. Die alten Fundamente eines Gebäudeflügels des Stadtschloss-Vorgängerbaus wären nicht betroffen. Diese liegen laut Waechter im Innenhof und könnten freigelegt werden. Als von den Gutachtern bevorzugte Ideen nannte Bräuer einen großen homogenen Platz vor dem Marstall, eine schmale, nur noch gering befahrene Friedrich-Ebert-Straße, die Auferstehung des Steubenplatzes mit Denkmal, eine neue „Bittschriftenlinde“ an der Ecke Alte Fahrt/Lange Brücke, Durchgänge vom Alten Markt zur Alten Fahrt, die Erhaltung der Stadt- und Landesbibliothek und Einbindung in eine „Blocksituation“ mit einheitlicher Front, ein Verhältnis von Wohn- zu Bürobebauung von 70 zu 30. Zudem soll das Hotel Mercure nicht mehr „die Krone der Stadt“ sein – aber in „nicht absehbarer Zeit“. Heiß diskutiert werde auch die von Edmaier und Kiefer vorgeschlagene alte Tramführung über den Alten Markt. Es gebe laut Bräuer keine Pferdebahnen mehr, sondern „ekelhafte Langzüge“, die „quietschen“. Daher soll die Tramführung durch die Friedrich- Ebert-Straße beibehalten werden.
Zu den Ergebnissen der Planungswerkstatt Potsdamer Mitte wird es drei Veranstaltungen geben – für Bürger am morgigen Mittwoch, 15. März, für Wirtschaftsvertreter am Donnerstag, 23. März, und für die Politik am Donnerstag, 30. März, jeweils ab 18 Uhr im Alten Rathaus.
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